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Haus der Sonne

Haus der Sonne

Titel: Haus der Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nigel Findley
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dem nächsten Gemälde und betrachtete es genauer.
    Merkwürdiger Drek, Chummer. Es zeigte eine Unter-wasserszene komplett mit Korallen, kleinen Fischen in leuchtenden Farben und glücklich lächelnden Delphinen. (Delphine? Ich nehme an, das war ein Hinweis auf das Alter des Bildes. Delphine sind schon vor längerer Zeit ausgestorben, weil sie sich einfach nicht an die Konzentration giftiger Stoffe anpassen konnten, die wir in ihre Ozeane kippten. Und Sie können darauf wetten, daß sie schon lange vor dem Ende nicht mehr gelächelt haben.) So weit, so gut, würde ich sagen. Aber dann wurde es verdreht. Auf dem Meeresgrund gab es Säulen im griechischen Stil, Tempel und anderen Quatsch - sogar Pyramiden, um Himmels willen! -, und die glücklich lächelnden Delphine schwammen zwischen ihnen herum. Hmm.
    Ich ging weiter zum nächsten Gemälde. Im wesentlichen dasselbe: dieselben Korallen, dieselben Ruinen, dieselben glücklich lächelnden Delphine. Nur, daß diesmal vom Innern der Ruinen eine Art Leuchten ausging. Und vielleicht sahen die Delphine auch noch eine Winzigkeit glücklicher aus, ich weiß es nicht.
    Das dritte Gemälde, und wieder genau dasselbe, nur noch mehr davon. Und diesmal war über dem leuchtenden Eingang zu einer der Pyramiden irgendein seltsames Symbol in das Gestein gemeißelt. Eine Mischung aus dem Auge des Horus und dem Warnzeichen für Bio-Gefahren, so sah es aus, aber ich habe von Kunst keine Ahnung, also ist es möglich, daß ich mich irrte. Verdrehter Kram. Atlantis?
    Ich beugte mich vor, um mir die Signatur anzusehen: ein unentzifferbares Gekritzel, das › Andrew Annen-ir- gendwas‹ heißen konnte oder auch nicht. Das Datum war 1996.
    »Was halten Sie davon, Mr. Montgomery?«
    Der heisere Kontraalt ertönte direkt hinter mir. Ich versuchte meine Schließmuskeln unter Kontrolle zu behalten und mühte mich, meine Bewegungen weltmännisch und gewandt aussehen zu lassen, als ich mich umdrehte.
    Die dunkle Holztür hatte sich lautlos geöffnet, und ebenso lautlos war eine Elfe aus dem Zimmer dahinter getreten. Sie war groß und schlank, und ihr feines blondes Haar war zu einem Knoten geflochten, der sich der Schwerkraft zu widersetzen schien. Ihre Augen waren blaß - hellblau oder vielleicht grau. Sie trug ein breitschultriges Kostüm, das aus flüssigem Gold zu bestehen schien. Auf einer Epaulette war das Markenzeichen des Modeschöpfers - das stilisierte Z von Zoé. Auf der anderen war das Logo von Telestrian Industries Corporation.
    Die Elfe lächelte mich an und streckte die Hand aus, die ich reflexhaft ergriff. Ihr Händedruck war fest, ihre Haut kühl und seidenglatt. »Ich habe schon wieder das Gefühl, daß ich im Nachteil bin«, sagte ich so gelassen zu ihr, wie es mir möglich war. »Sie kennen meinen Namen...«
    Sie lächelte. »Ich wollte nicht unhöflich sein, Mr. Montgomery.« Unter den richtigen Umständen hätten sich beim Klang dieser Stimme meine Zehen krümmen mögen. Aber im Moment war ich dazu nicht in der Stimmung. »Ich heiße Chantal Monot.« Sie sprach den Namen sehr französisch aus.
    Ich zermarterte mir das Hirn nach allen Einzelheiten über TIC, an die ich mich noch erinnern konnte. »James Telestrians... Schwiegertochter?« riet ich, indem ich den Namen des Oberbosses des gesamten TIC-Imperiums nannte.
    Das Lächeln der Elfe wurde breiter. »Der Nepotismus ist in unserer Gesellsfhaft nicht so ausgeprägt«, schalt sie mich leichthin. »Nicht jeder Exec ist mit James verwandt. Viele, aber nicht alle.«
    Das akzeptierte ich mit einem Nicken. »Und Ihre Stellung, Ms. Monot, ist...?«
    »Ich bin Präsidentin und geschäftsführende Leiterin der Telestrian Industries Corporation, Abteilung Südpazifik.«
    Ich blinzelte. Also schön... Es zahlt sich immer aus, wenn man weiß, mit welcher Etage man zusammenarbeitet. (In diesem Fall mit der höchsten.)
    Monot deutete mit dem Kopf auf das Gemälde und wiederholte ihre Frage. »Was halten Sie davon, Mr. Montgomery?« Sie kicherte. »Und, bitte, kommen Sie mir nicht damit, Sie hätten keine Ahnung von Kunst, wüßten aber, was Ihnen gefällt.«
    Da das genau das war, was ich ihr hatte sagen wollen, dachte ich einen Augenblick darüber nach. »Kräftige Farben und eine ziemlich gute Technik«, sagte ich schließlich. »Aber neben der falschen Einrichtung wirkt es zu überwältigend.«
    In anscheinend aufrichtiger Belustigung zog sie eine Augenbraue hoch. »Und das Thema?«
    Ziemlich daneben schien nicht die politisch korrekte

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