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Haus der Sonne

Haus der Sonne

Titel: Haus der Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nigel Findley
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›Warum‹ nur zu gut. Ich hatte ihren Oyabun umgelegt... oder zumindest war ich in an seinem Tod ziemlich stark beteiligt. Die Yaks hatten schon immer viel von Racheaktionen, Lektionen und unmißverständlichen Botschaften gehalten. Das bedeutete, die Tatsache, daß ich noch lebte, war nicht notwendigerweise beruhigend. Es bedeutete lediglich, daß sie vorhatten, sich für meinen Tod Zeit zu nehmen.
    Welche Freude.
    Mein Körper entzog sich noch der völligen Kontrolle durch den Verstand, aber schließlich gelang es mir, mich aufzurichten und mich umzusehen. Ich befand mich allem Anschein nach in einem Krankenhaus- oder Klinik-Zimmer. Dafür sprachen zumindest das Elektro-Bett und die antiseptischen weißen Wände. Außer dem Bett gab es keine Möbel - keine Stühle, keinen Nachttisch, nichts, das als Waffe oder Gelegenheit hätte dienen können. Und es gab auch kein Fenster.
    Die Tür befand sich rechts von mir und schloß bündig mit der Wand ab. Keine Klinke, nur eine Vertiefung zum drücken, was bedeutete, daß sich die Tür nach außen öffnete. Was wiederum bedeutete, daß der alte Trick, sich hinter der Tür zu verbergen und die erste Person flachzulegen, die einem einen Besuch abstattet, nicht in Frage kam. Natürlich war die Tür verschlossen.
    Und das war es, was den Raum betraf. Kein Wandschrank, keine Tür zu einem angrenzenden Raum. Nicht einmal eine Lampe an der Decke, sondern nur die normalen, in die Deckenfliesen eingelassenen Lichtleisten.
    Ich warf das Laken zurück, das mich zudeckte. Natürlich war ich nackt. Das überraschte mich nicht. Es war lediglich ein weiterer Zug im vertrauten Sicherheitsspiel. Meine Häscher wußten, wieviel schwerer es ist, heroisch und kreativ zu sein, wenn man nackt ist. Mit einem lautlosen Fluch nahm ich das dünne Bettlaken und wickelte es mir um die Hüften. Besser wie ein Flüchtling von einer Toga-Party aussehen, als meine Unzulänglichkeiten in aller Öffentlichkeit zur Schau zu stellen, dachte ich mir. Dann schlich ich im Raum umher, auf der Suche nach... nun, nach allem, was mir dabei helfen konnte, hier rauszukommen. Ich wußte nicht genau, was das sein konnte, aber wahrscheinlich würde ich es wissen, wenn ich etwas sah.
    Meine Häscher ließen mir nicht viel Zeit. Das Klicken eines sich öffnenden Magnetschlosses ließ mich mitten im Herumschleichen erstarren. Ich war an der Wand, die der Tür gegenüberlag, und somit viel zu weit weg, um sie so rechtzeitig zu erreichen, daß ich versuchen konnte, den Helden zu spielen. (Und natürlich hatten meine Häscher das gewußt, da sie mich per Überwachungsmonitor beobachtet hatten, und ihren Auftritt entsprechend geplant.) Ich sammelte das bißchen Würde, das mir noch geblieben war, richtete mich zu voller Größe auf und bereitete mich darauf vor, dem ersten Yak-Soldat, der durch die Tür kam, mit einer gewaltigen Dosis gebieterischen Stinkeblicks zu begegnen.
    Aber es war kein Yak-Soldat, der durch die Tür kam. Zumindest nicht das, was ich mir unter einem typischen Yak-Soldaten vorstellte. Sie war Elfe und Polynesierin -dreimal daneben, soweit es die Yaks, die ich kenne, betrifft: männlich, menschlich und japanisch ist mehr ihr Stil. Sie bedachte mich mit einem höflichen, aber kühlen Lächeln und sagte: »Guten Morgen, Mr. Montgomery.«
    (Ich seufzte. Was war nur los? Hinz und Kunz kannte meinen Namen...)
    Die Elfe sah kompetent und selbstsicher aus. Sie trug keine offensichtlichen Waffen - vernünftig, da es durchaus vorstellbar war, daß ich ihr eine Waffe abnehmen und selbst benutzen konnte -, aber sie wirkte gelassen und bereit, wie eine Expertin in der Kunst der waffenlosen Selbstverteidigung. Sie trug konservative Konzem-mode - nicht extravagant oder protzig, aber trotzdem ziemlich teuer.
    Aus dem Augenwinkel registrierte ich eine Bewegung im Flur vor der Tür. Dort draußen waren zwei weitere Gestalten. Ich sah keine Einzelheiten, aber ich war sicher, daß diese beiden gut bewaffnet und bereit waren, von ihren Waffen Gebrauch zu machen, wenn ich Anstalten machte, die Elfen-Schnalle anzugreifen. Ich seufzte wieder und blieb einfach, in mein Laken gehüllt, mitten im Raum stehen.
    »Hier«, sagte sie, indem sie einen kleinen Koffer aus einem weichen Material auf das Bett warf. »Ziehen Sie sich bitte an, Mr. Montgomery«, fuhr sie emotionslos fort. »Jemand wird kommen und Sie abholen.« Und damit wandte sie sich ab und ging hinaus. Die Tür schloß sich hinter ihr, und das Magnetschloß klickte, als

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