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Haus der Sonne

Haus der Sonne

Titel: Haus der Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nigel Findley
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Türen, als wir uns näherten, und die Elfe bedeutete mir, stehenzubleiben.
    Hätte ich fliehen wollen, wäre dies der ideale Zeitpunkt gewesen. Etwas, das ich schon sehr früh während meiner Ausbildung beim Star gelernt habe, ist die Tatsache, daß das Betreten eines Fahrstuhls mit einem Gefangenen - ebenso wie das Einsteigen in einen Wagen - eine Handlung ist, die gute Technik erfordert, wenn man nicht will, daß der Gefangene die Situation ausnutzt. Die Technik der drei Elfen war gut. Einer meiner beiden stämmigen Begleiter ging mit bereitgehaltenem Betäubungsstab hinein. Dann winkte mich die Schnalle hinein. Der zweite Muskelmann folgte, wobei sein Betäubungsstab ganz leicht meine Nierengegend berührte. Erst als ich im Fahrstuhl und an der Leine war - ein Betäubungsstab in den Nieren und ein anderer vor dem Schritt ist nicht gerade ein Anreiz dafür, eine Dummheit zu versuchen -, betrat die Konzernschnalle den Aufzug.
    Hey, sie hätten sich die Mühe sparen können, wenn sie mich einfach gefragt hätten. Einen Fluchtversuch zu machen, wo ich nicht einmal wußte, wo ich mich befand und in welche Richtung ich fliehen sollte, schien im Moment keine vernünftige Option zu sein.
    Nehmen Sie zum Beispiel die Tatsache, daß das ›Kran-kenhaus‹ offenbar zwei Etagen unter der Erde lag - zumindest der Kontrolliste des Fahrstuhls nach zu urteilen. Drek, wenn ich vorher einen Fluchtversuch unternommen hätte, wäre ich wahrscheinlich eine Feuerleiter hinuntergerast und ziemlich schnell am Ende meiner Möglichkeiten angelangt.
    Die Tür schloß sich seufzend, die Konzernschnalle drückte auf den AUFWÄRTS -Knopf, und los ging's. Augenblicke später öffneten sich die Makroplasttüren wieder, und unsere Gesellschaft verließ den Aufzug.
    Und betrat anscheinend den Empfangsbereich eines offenbar ziemlich vornehmen Konzerngebäudes. Haufenweise Chrom, haufenweise polarisierte Spiegelbeschichtung, haufenweise Techno-Prunk. All das Drum und Dran, was man normalerweise erwartete: Holos von Pinkeln an den Wänden, die mit Politikern und anderen Gaunern schmusten; Wartezimmermöbel, die mehr kosteten, als eine Eigentumswohnung in der Seattier Innenstadt; Empfangstresen mit bildhübscher Empfangsdame, die ins System eingestöpselt war; ein großes Konzern-Logo an der Wand hinter besagtem Empfangspult. Ich konzentrierte mich zunächst einmal auf dieses Logo.
    TIC stand dort in schnörkeliger stilisierter Schrift. Und darunter in kleineren Buchstaben - fast wie ein nachträglicher Einfall - die Erklärung: Telestrian Industries Corporation.
    Telestrian. Bei welcher Gelegenheit hatte ich diesen Namen schon gehört?
    Ich glaubte mich zu erinnern. Handelte es sich nicht um einen in Tir Tairngire beheimateten Konzern mit einer Arcologie irgendwo in Portland? Nicht viele Aktivitäten außerhalb Tirs - hatte ich jedenfalls geglaubt. Diese Anlage schien auf das Gegenteil hinzudeuten. Der Name wäre mir nicht bekannt vorgekommen, hätte es nicht vor ein paar Monaten diesen Schlamassel im Zuge einer personellen Umstrukturierung des Elfenkonzerns gegeben, über die in den Medien lang und breit berichtet worden war.
    Die Empfangsdame hinter dem Tresen - natürlich eine Elfe - bedachte mich im Vorbeigehen mit einem Fünfzehn-Gigawatt-Lächeln. Es schien überhaupt keine Rolle zu spielen, daß ich von zwei Muskelmännern begleitet wurde, die mir beide mit einem Betäubungsstab im Rücken herumstocherten. Ich hatte den Eindruck, daß sie mir selbst dann noch ihr vielgeübtes Lächeln zugeworfen hätte, wenn ich splitternackt und in Flammen durch die Lobby gerannt wäre.
    Meine Freunde und ich gingen weiter, am Empfangstresen vorbei und in das Atrium des TIC-Gebäudes.
    Ich blieb wie angewurzelt stehen - was mir zwei schmerzhafte Nierenstöße einbrachte, die ich aber kaum zur Kenntnis nahm. Ich habe noch nie sonderlich auf die typische Konzernarchitektur gestanden. Zu viele Konzerne scheinen auf den alten Macho-Drek nach dem Motto »Ich habe den größten Architekten« abzufahren und zu vergessen, daß in ihren Monumenten für zu viele Kreds und mit zu wenig Geschmack tatsächlich Leute leben und arbeiten müssen. Nicht TIC - wenigstens nicht hier.
    Alles war hell und luftig, das Atrium nach oben zum azurblauen Himmel hin offen. In allen drei Etagen des Gebäudes gab es seitlich zum Atrium hin offene Gänge. In diesen Gängen gingen Leute ihren Konzerngeschäften nach. Während ich mir das alles ansah, griff ein Bursche im ersten Stock über

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