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Haus der Sonne

Haus der Sonne

Titel: Haus der Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nigel Findley
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sich in meiner Brust ein beklemmendes Gefühl aufgebaut. Jetzt wurde mir klar, worum es sich bei diesem Gefühl handelte - Wut. »Hören Sie«, sagte ich scharf, »ich habe genug von diesem ganzen vagen und obskuren Geheimnisvolle-Andeutungen-Quatsch, verstanden? Jeder redet mit mir, als wüßte ich viel mehr über die Vorgänge, als das tatsächlich der Fall ist, und das geht mir gewaltig auf die Nerven. Barnard hat es getan, Ho hat es getan, dieser verfluchte Ryumyo hat es getan, Harlech hat es getan, und jetzt tun Sie es...«
    Ich hielt mitten in meinem Vortrag inne, als Monot eine schlanke Hand hob. Ihre Brauen zogen sich zu einem Stirnrunzeln zusammen. »Wer?« fragte sie.
    Es dauerte einen Augenblick, bis ich die gedankliche Schleife zurück vollzogen hatte. Ich zählte sie an den Fingern ab. »Barnard, Ho, Ryumyo, Harlech...«
    »Harlech«, wiederholte sie, indem sie mich erneut unterbrach. »Wer war das?«
    Ich zögerte. Monots Miene hatte einen seltsamen Ausdruck angenommen - einen Ausdruck, der mich vermuten ließ, daß sie es ganz genau wußte und ihr das nicht im geringsten gefiel. »Quentin Harlech«, sagte ich. »Er sagte, ich solle ihn Quinn nennen.«
    Sie erbleichte ein wenig und murmelte etwas vor sich hin. Es hätte eine Wiederholung des Namens sein können, den ich ihr genannt hatte, aber in der Reihenfolge, wie man den Namen in einer Datenbank finden würde, den Nachnamen zuerst. Oder es hätte auch etwas anderes sein können. (Es war wieder ›Großer Wurm‹/›Ho-sengurt‹-Zeit...)
    »Das ist der Bursche«, bestätigte ich. Obwohl ich nicht die geringste Ahnung hatte, was los war, versuchte ich, meiner Stimme einen selbstbewußten Tonfall zu verleihen. Wenn irgend etwas Monot aus dem Gleichgewicht gebracht hatte, konnte ich das vielleicht zu meinem Vorteil ausnutzen. »Aber was soll das Theater?« fragte ich. »Er ist auch ein Elf.«
    Chantal Monots blasse Augen blitzten vor Zorn. Dann gewann ihre professionelle Kontrolle die Oberhand, und sie zwang sich zur Gelassenheit. »Er mag ein Elf sein«, sagte sie schließlich, »aber Elfen reden nicht mit einer Stimme. Insbesondere nicht bei einer Angelegenheit, die so wichtig ist wie diese.« (Wichtig, neh? Ich merkte mir dieses Juwel von einer Auskunft zwecks späterer Betrachtung.)
    Ich zuckte die Achseln. »Nach allem, was ich gehört habe, steht sich TIC so« - ich hielt zwei gekreuzte Finger hoch - »mit der Tir-Regierung. Manchmal ist Ihr Konzern ein Instrument der Politik für die Tir-Nation. Und wenn das nicht ›mit einer Stimme reden‹ ist...«
    Sie unterbrach mich schon wieder. »Wir mögen ein Instrument der Politik für die Führung Tirs sein«, korrigierte sie mich kalt, »aber nicht für die Nation.« (Und ich merkte mir auch das. Im Moment ergab es keinen Sinn, aber vielleicht später...)
    Monot starrte aus dem Fenster auf Diamond Head. Die Felswand war in das rötliche Licht des frühen Morgens getaucht. Nach etwa einer Minute wandte sie sich wieder an mich. »Sie haben also mit... Quinn Harlech gesprochen, Mr. Montgomery, nicht wahr? Was hat er ihnen erzählt?«
    »Ich bin nicht so recht schlau daraus geworden«, sagte ich ihr wahrheitsgemäß. »Er sagte, er würde in irgendeiner Angelegenheit die Katze aus dem Sack lassen. Was mich betrifft, soll er es ruhig tun - ich habe nichts damit zu tun.«
    Monot nickte zögernd. »Hat er gesagt, wie?«
    »Soviel ich weiß, nein.« Dann zögerte ich. »Jetzt, wo ich darüber nachdenke, ließ er durchblicken, daß er es schon getan hätte.«
    »Und ich nehme an, er wußte von Ihrer Verbindung zu Gordon Ho.«
    Ich nickte. »Er wußte es tatsächlich.« Er hatte mein Abzeichen gesehen - das jetzt verschwunden war - und schien ganz genau zu wissen, was es bedeutete.
    Offenbar waren das keine guten Nachrichten. Chantal Monot sah plötzlich wie eine ziemlich bekümmerte Elfe aus. Nach ein paar Augenblicken des Nachdenkens seufzte sie. »Vielen Dank, daß Sie vorbeigeschaut haben, Mr. Montgomery. Ich weiß Ihre Offenheit zu schätzen.«
    Ich schnaubte. »Wenn Ihnen an Offenheit gelegen war, hätten Sie die auch ohne Narkosepfeil bekommen können«, stellte ich fest.
    Monot hatte zumindest den Anstand, ein wenig verlegen auszusehen. »Ich entschuldige mich dafür, Mr. Montgomery, aber unsere Agentin« - damit mußte sie die Schnalle mit den Armbändern meinen - »schätzte Ihre geistige Verfassimg als gefährlich ein, sowohl für sie als auch für sich selbst.« (Übersetzung: so verängstigt,

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