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Haus der Sonne

Haus der Sonne

Titel: Haus der Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nigel Findley
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es einrastete.
    Ich ging zum Bett und ließ mich schwer darauf fallen. Ein paar Minuten lang starrte ich den Koffer an, als rechnete ich damit, daß ihm Fangzähne wachsen und er nach meiner Kehle schnappen würde. Was, zum Teufel, ging hier überhaupt vor? Vielleicht waren es gar nicht die Yaks, die mich einkassiert hatten. Wenn ich nichts Bedeutsames übersah - keine so abwegige Möglichkeit, wie ich zugeben mußte -, konnten die Yaks kein anderes Interesse an mir haben als das, mich auf so blutige und langwierige Weise wie möglich umzubringen. Dieses Spielchen konnte eigentlich nicht beinhalten, mir zuvor Kleidung zu bringen, oder doch?
    Ich schüttelte den Kopf. Dann öffnete ich den Koffer.
    Wäre dies ein altmodischer Action-Spionage-Film gewesen, hätte es sich bei der Kleidung im Koffer um ein erstklassig geschnittenes Dinnerjacket mit schwarzer Krawatte und Lacklederschuhen gehandelt. Fehlanzeige, Chummer. Der Koffer enthielt einfache, tropentaugliche Freizeitkleidung: Hemd, Hose, Schuhe und Unterwäsche. Übrigens alles in meiner Größe - oder zumindest nahe genug daran. Wie vorauszusehen, kein Körperpanzer und ganz eindeutig nichts, was sich als Waffe benutzen ließ. Sogar die Schuhe waren offenbar nach dem Gesichtspunkt ausgewählt worden, ihre Tauglichkeit als Waffe zu minimieren, falls ich ein Experte in Savat war. Die Schuhe bestanden aus einem groben, juteähnlichen Stoff, die Sohlen aus Seil. (Ohne Drek - aus Hanfseil.) Aber sie waren einigermaßen bequem, und mehr war im Moment nicht wichtig. Außerdem enthielt der Koffer meine Brieftasche, meinen Compi und alle meine Kredstäbe.
    Also zog ich mich an. Das Überstreifen des Hemdes machte mich mit einem komplexen Schmerzspektrum bekannt, das seinen Ursprung in der Region meines linken Schulterblattes zu haben schien. Ich holte tief Luft, ließ die Schulter kreisen... und bereute es augenblicklich. Der Schmerz war so stark, daß ich mich beinahe auf den Hintern gesetzt hätte. Ich versuchte es noch einmal mit Luftholen, diesmal jedoch vorsichtiger.
    Okay, die Schmerzen waren schlimm, aber mehr von der matten, pochenden Art, die eine größere Quetschung verursacht. Mein leichter Körperpanzer hatte die kinetische Energie des Schlags auf einen so großen Bereich verteilt, daß er meine kostbare Haut nicht weiter beschädigt hatte. Die Tatsache, daß es sich bei den Schmerzen nicht um messerscharfe Stiche handelte, verriet mir außerdem, daß meine Rippen nicht gebrochen waren. Sei dankbar für die kleinen Freuden, sagte ich mir.
    Kaum hatte ich mich angezogen, als das Magnetschloß wieder klickte. (Ja, ich stand ganz eindeutig unter Beobachtung.) Dieselbe Elfen-Schnalle erschien in der Tür, unterstützt von denselben zwei Gestalten im Flur hinter ihr. »Kommen Sie bitte mit, Mr. Montgomery«, sagte sie.
    Ich kam. Was, zum Teufel, hätte ich sonst tun sollen? Ich folgte der Konzern-Schnalle aus dem Zimmer auf den Flur, wobei ich mich einen guten Schritt hinter ihr hielt. Die beiden Schatten - ebenfalls Elfen, aber von erstaunlich kräftiger Statur für diesen Metatyp - hängten sich seitlich versetzt an mich. Beide trugen Taser am Gürtel und hielten übergroße Betäubungsstäbe in den Händen. Cool bleiben, Brüder, wollte ich ihnen sagen, ich habe nichts Gewalttätiges vor, wenn ihr mich nicht dazu zwingt. Aber ich hielt meine Zunge im Zaum.
    Wir gingen durch den Flur, die Elfen-Schnalle voran, ich in der Mitte und meine beiden bewaffneten Begleiter am Schluß. Einrichtungsmäßig sah es immer noch wie in einem Krankenhaus aus, aber ich brauchte nicht lange, um diese Schlußfolgerung zu verwerfen. In Krankenhäusern - zumindest in denjenigen, die ich besucht habe - hasten immer antiseptisch aussehende Leute mit Taschencomputern und -Scannern hin und her. Überall liegt der typische Krankenhausgeruch in der Luft - der sich zu gleichen Teilen aus Desinfektionsmitteln, Urin, Angst und Verzweiflung zusammensetzt -, und immer fordern Lautsprecherdurchsagen Dr. Soundso auf, dieses und jenes zu tun. Hier nicht. Wir waren allein auf dem Flur, meine Begleiter und ich. Die Luft war völlig geruchlos, und das lauteste Geräusch war das Tap-tap der Stöckelschuhe der Elfen-Schnalle auf den Acrylfliesen des Fußbodens.
    Wir gelangten an eine T-Kreuzung und wandten uns nach links. Ein idealer Platz für ein Schwesternzimmer, wenn dies ein Krankenhaus gewesen wäre. Hier befand sich jedoch lediglich eine Reihe von drei Fahrstühlen. An einem öffneten sich die

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