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Haus der Sonne

Haus der Sonne

Titel: Haus der Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nigel Findley
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Stimme. Ihr Tonfall ließ mich denken, daß sie es mir wirklich begreiflich machen wollte, aber konnte ich solchen Dingen wie Tonfall und Körpersprache trauen?
    »Weißt du, wie es ist, wenn man geliebt wird?« fuhr sie fort.
    »Natürlich.«
    Sie hob ironisch eine Augenbraue. »Tatsächlich? Wirklich? Bedingungs- und vorbehaltlos? Um deiner selbst willen - für das, was du bist, nicht für das, was du tust?
    Mit dem Wissen, daß nichts - nichts! - daran je etwas ändern kann, daß du diese Liebe nie verlieren kannst?«
    Ich konnte mich nicht zu einer Antwort durchringen.
    »Ich wußte es nicht«, fuhr sie traurig fort. »Mom hat uns geliebt... aber nur, wenn wir uns anständig benahmen. Dad hat uns geliebt... aber nur, wenn wir uns auszeichneten. War es nicht so, Derek?« Sie nahm meine Hand. Ich wollte sie abschütteln, konnte mich jedoch nicht rühren. »Wenn wir ›liebe‹ Kinder waren - wenn wir unser Leben so lebten, wie sie glaubten, daß wir es leben sollten -, dann wurden wir geliebt. Wenn nicht, entzogen sie uns ihre Liebe.«
    »Sie haben uns immer geliebt, Theresa.« Ich mußte es sagen, obwohl ich nicht völlig davon überzeugt war, daß es stimmte.
    »Vielleicht«, sagte sie mit der Andeutung eines Nickens. »Vielleicht haben sie das wirklich. Aber sie haben ihre Liebe nicht ausgedrückt, oder? Und für ein Kind zählt nur der Ausdruck. Für einen Erwachsenen vielleicht auch.«
    »Ich habe dich immer geliebt, Theresa ...«
    Meine Schwester drückte meine Hand. »Ich weiß, das hast du, Derek. Auf deine Weise - im Rahmen deiner Fähigkeiten - hast du mich geliebt. Und dafür werde ich dir immer dankbar sein und dich lieben. Aber... das reicht nicht, nicht, wenn man mehr erlebt hat.«
    Sie fixierte mich mit ihrem steten Blick. »Ich weiß, daß du mich liebst, Derek«, fuhr sie inbrünstig fort, »aber ich konnte deine Liebe nie spüren. Nicht direkt. Man kann Liebe nicht spüren. Was in den Liebesgeschichten und Trideofilmen und Liedern auch behauptet wird - man kann sie nicht spüren. Wenn die Leute sagen, sie ›spüren‹ Liebe, dann meinen sie in Wirklichkeit etwas in ihnen selbst, nicht wahr? Sie leiten die Liebe einer oder mehrerer anderer Personen ab. Sie registrieren, was die Leute zu ihnen sagen, wie sie reagieren und was sie tun, und daraus schließen sie, daß diese anderen Leute sie lieben. Und aus dieser Schlußfolgerung, aus dieser Ableitung, stammt das Gefühl, was die Leute ›geliebt wer-den‹ nennen.
    Begreifst du, was ich sage, Derek? Es ist wichtig, daß du es begreifst. Das Gefühl, das wir als ›geliebt werden‹ bezeichnen, ist völlig unabhängig davon, ob man tatsächlich geliebt wird oder nicht. Verstehst du denn nicht? Wenn man tatsächlich von jemandem geliebt wird, aber man weiß es nicht - man zieht nicht die richtigen Schlußfolgerungen -, dann spürt man diese Liebe auch nicht. Wenn man von jemandem nicht geliebt wird, aber fälschlicherweise den Schluß zieht, daß man doch geliebt wird, spürt man die Liebe. Verstehst du? Man spürt überhaupt keine Liebe, sondern reagiert nur auf einen inneren Zustand, auf eine Schlußfolgerung, die man bezüglich der Außenwelt zieht.
    Und mehr habe ich nie gespürt«, fuhr sie leise fort, »mehr spürt niemand. Ich habe nicht gewußt, daß noch etwas anderes existiert.«
    »Bis...«, flüsterte ich.
    Meine Schwester nickte. »Bis ich die Liebe der Nestkönigin spürte«, sagte sie schlicht.
    Ich konnte ihrem Blick nicht standhalten. Drek, ich konnte das alles nicht mehr ertragen - jemandem gegenüberzustehen, der so aussah und klang und sich anfühlte... und Jesus, sogar so roch wie meine Schwester, und sich dann diesen Drek anhören zu müssen... Ich wollte meine Hand wegziehen, aber ich hatte nicht den Mumm.
    Sie drückte meine Hand wieder, fast so fest, daß es weh tat. »Hör mir zu, Derek«, sagte sie. »Bitte.«
    »Warum?« wollte ich wissen. »Warum, zum Teufel, sollte ich? Damit du mich auch überzeugen kannst? Damit deine... deine Nestkönigin meine Seele auch verschlingen kann?«
    Das Gift in meiner Stimme ließ sie nicht zurückzucken und machte sie auch nicht wütend. Statt dessen sah sie traurig aus. »Das tun wir nicht«, sagte sie.
    Ich krümmte mich bei diesem schrecklichen Wort. Wir.
    Sie sah es, fuhr aber dennoch fort. »Wir bekehren nicht mit Gewalt - nicht mit Feuer und Schwert. Das ist die traditionelle Art, wie menschliche Religionen verbreitet werden, aber das hier ist keine Religion, Derek. Leute übernehmen

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