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Haus der Sonne

Haus der Sonne

Titel: Haus der Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nigel Findley
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Stimme war so sanft wie eine Brise, die in den Blättern einer Ulme rauschte. »Ich bin ich. Ich werde immer ich sein. Aber ich bin auch mehr. Ich bin die Nestkönigin. Ich bin die anderen Mitglieder des Nests. Und sie sind ich.
    In einem gewissen Sirin werde ich niemals sterben. Solange ein Mitglied des Nests existiert, existiere ich. Ein Teil meiner Erinnerung - ein Teil dessen, was ich bin -wird weiterleben. Vielleicht ewig. Es gibt keinen Verlust, Derek, nicht einen. Es gibt nur einen Geivinn. Ich bin Theresa, so wie ich immer war... nur noch mehr.«
    Jetzt entzog ich ihr tatsächlich meine Hand und schlug sie vor das Gesicht. »Nein«, sagte ich. Mehr nicht, nur »Nein«. Ich konnte mich nicht dazu überwinden zu sagen, was ich dachte - daß sie doch etwas verloren hatte. Wenn schon nichts anderes, so doch zumindest ihre Menschlichkeit. Und damit hatte sie auch die Fähigkeit verloren zu wissen, daß etwas verlorengegangen war.
    Jemand berührte mich sanft am Arm. Nicht Theresa. Ich kannte ihre Berührung. Ich ließ die Hände sinken.
    Es war der graugesichtige Mann, der Insektenschamane. Ich zuckte vor ihm zurück, als sei seine Hand ein weißglühendes Brandeisen, das meine Haut versengt hatte. Ich starrte ihn an, seine glasigen Augen, das Gesicht, das früher einmal einem Menschen gehört hatte. Ich hatte geglaubt, schon früher in meinem Leben gehaßt zu haben. Ich hatte mich geirrt. Ich glaube, ich lächelte, als ich nach dem Manhunter griff, der in meinem Hosenbund steckte.
    Die Pistole lag in meiner Hand. Mein Daumen legte den Sicherungsflügel um, während ich die massige Kanone hochriß. Der Ziellaser leuchtete auf, und ich richtete ihn auf das rechte Auge des Schamanen. Das rubinrote Licht glitzerte auf der wäßrig aussenden Pupille. Ich krümmte langsam den Finger um den Abzug.
    Und ließ kurz vor dem Druckpunkt los. Der Schamane hatte überhaupt nicht reagiert. Er beobachtete mich nur. Drek, seine Pupille schien sich unter dem Laserlicht nicht einmal verengt zu haben.
    Plötzlich wurde mir die Situation im Zimmer bewußt. Die drei Leibwächter hatten alle ihre häßlich aussenden MPs gezogen. Kono und derjenige, den sie Lupo nannten, hatten den Schamanen im Visier. Pohakus Waffe pendelte zwischen mir und dem Schamanen hin und her, als wisse er nicht, was er tun solle. Die Frau, Akaku'akanene, starrte mich mit ihren strahlenden, vogelähnlichen Knopfaugen an. Ich glaube, sie verstand, was ich empfand - ich glaube, daß es sich bei dem Ausdruck in ihren Augen um Verständnis handelte. Doch da war auch Entschlossenheit. Ganz tief unten, in meinem tiefsten Innern, war ich davon überzeugt, daß ich gar nicht dazu in der Lage gewesen wäre, dem Insektenschamanen eine Kugel in den Kopf zu jagen, auch wenn ich es tatsächlich versucht hätte. Die letzte Person im Zimmer war Theresa. In ihren Augen stand etwas, das ich bei jemand anderem als aufrichtige Trauer hätte bezeichnen müssen.
    »Bleibt cool, Leute«, sagte ich ruhig. Ich senkte meine Kanone und sicherte sie wieder. Um mir die Versuchung zu ersparen, drehte ich mich um, und warf sie aufs Bett. Dann wandte ich mich wieder an den graugesichti-gen Insektenschamanen. »Nun?« sagte ich gelassen. »Sag deinen Spruch auf.«
    Der kleine Mann nickte. »Sie befinden sich in einer interessanten Situation, Mr. Montgomery«, begann er. Seine Stimme war so grau, so unscheinbar - so leer -wie sein Gesicht. »Ohne es zu wollen, sind Sie in wichtige Ereignisse verwickelt worden.
    Diese Ereignisse entwickeln sich bereits seit einiger Zeit«, fuhr er ruhig fort. »Der Anfang der Struktur ist gewoben« - seine Lippen verzogen sich zu einem Lächeln, das seine Augen nicht erreichte und keine menschliche Belustigung enthielt -, »nun, das Weben hat in der Tat lange vor Ihrer Geburt begonnen. Jetzt haben Sie die Umstände mitten in diese Angelegenheit hineinkatapultiert, und das Webmuster der Struktur hat sich dadurch verändert.«
    Ich sah ihn an und schüttelte den Kopf. »Ich habe nicht die leiseste Ahnung, wovon du redest, Chummer«, sagte ich kategorisch.
    »Das ist doch offensichtlich, oder nicht?« fragte der Schamane rhetorisch. »Sie sind in die Struktur eingewoben worden, Mr. Montgomery. Sie sind jetzt Teil des Teppichs der Ereignisse, nicht nur Beobachter. Es gibt Leute, die das spüren können.« Und jetzt warf er Akaku'aka-nene einen Seitenblick zu. »Das Weben der Struktur ist beinahe vollendet.«
    Ich schnaubte. »Ich bin nicht in Stimmung für

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