Haus der Sonne
Detektoren ab, sie schlossen kleine schwarze Kästen an das Telekom an, sie schauten sogar - ich will Sie nicht hochnehmen - unter das Bett und probierten die Klospülung aus. Ein paarmal erwog ich, ihnen zu sagen, daß sie sich entspannen sollten. Drek, ich hatte bereits eine Nacht in diesem Zimmer verbracht. Ich hatte sogar das Klo benutzt, und meine Anatomie war noch intakt. Aber ich hielt den Mund. Schließlich waren sie die Profis, und von mir aus sollten sie ihren Spaß haben.
Schließlich waren sie fertig, und Pohaku kam zu mir. Ein Teil von mir erwartete ein knappes »Klo gesichert, Sahib!«, aber natürlich begnügte er sich mit einem kühlen Nicken. Meine Sicherheitsexperten waren mit der Situation zufrieden, also konnte ich es auch sein. Ich nahm mir ein Beispiel an Pohaku und erwiderte das Nicken, dann deutete ich wortlos auf das Sofa.
Ich habe mich noch nie wohl dabei gefühlt, darauf zu warten, daß irgend etwas über die Bühne geht. Ich fühlte mich noch unwohler bei dem Gedanken, das Zimmer mit den beiden emotionslosen Zwillingen zu teilen. Hätten Pohaku und Kono etwas ansatzweise Menschliches getan - gerülpst, ein Buch herausgeholt oder das (gesicherte) Klo benutzt -, hätte das die Dinge wesentlich vereinfacht. Kein Glück, Chummer. Sie saßen nur auf dem Sofa, einer an jedem Ende, stocksteif, den Blick ins Leere gerichtet.
Nein, das stimmte nicht ganz. Sie waren nicht weggetreten. Sie sahen zwar nicht mich oder einander an, aber sie hatten auch nicht dieses Tausend-Meter-Starren drauf, das ich immer mit Langeweile oder keinen Kaffee zum Frühstück assoziiere. Statt dessen huschte ihr Blick im Zimmer hin und her und ruhte nie lange auf einem Fleck, wie die Augen eines Piloten, der die Instrumente seines Flugzeugs überwacht. Ich erwog kurz, ein Gespräch anzufangen, verwarf die Idee aber ziemlich schnell. Statt dessen holte ich mir einen Fruchtsaft aus dem Kühlschrank, bot den Zwillingen jedoch keinen an. Wenn sie etwas wollten, konnten sie ihre diamantharten Schalen wenigstens so lange öffnen um zu fragen. Dann ließ ich mich mit dem Saft in der Hand auf einem Sessel nieder und übte mich in Geduld.
Laut meiner inneren, subjektiven Uhr saßen wir dort so etwa knapp ein Jahr. (Meine Armbanduhr sagte, daß es kaum länger als eineinhalb Stunden war, aber was wußte sie schon?) Ein paar Minuten vor dem offiziellen Zeitpunkt, an dem das Treffen stattfinden sollte, klopfte es an der Tür.
Pohaku und Kono waren so schnell auf den Beinen, daß ich ihre Bewegungen gar nicht mitbekam. (Genau, offenbar hatten beide aufgepeppte Reflexe.) Kono huschte durch das Wohnzimmer und bezog Stellung in einer kleinen Nische. Pohaku teleportierte sich wieder zur Tür. Wie durch Zauberei hielten sie plötzlich Waffen in den Händen, gemeine kleine Maschinenpistolen.
Pohaku sagte etwas, das ich nicht verstehen konnte -wahrscheinlich irgendein Codewort - und trommelte eine rhythmische Sequenz gegen die Tür. (Warum sah er nicht einfach durch den Spion? Überlegen Sie doch mal, Chummer. Der Kerl draußen wartet, bis die kleine Linse dunkel wird - was ihm verrät, daß sich das Auge des Burschen drinnen direkt davor befindet -, und jagt dann ein oder zwei Kugeln hindurch. Aua.) Die Antworl auf das Codewort bekam ich nicht mit, aber ich hörte dir« Klopfsignal von draußen. Es klang wie ein Zitat aus Take Five.
Entweder war es das richtige Zeichen, oder Pohaku stand auf Jazz. Die beiden MPs der Messerklauen vn schwanden wieder, und Pohaku öffnete die Tür. trat zur Seite, als eine Gestalt eintrat, dann schloß und verriegelte er sie wieder. Ich betrachtete den Neuankömmling und mein Magen vollführte einen eineinhalbfachen Salto.
Es war die verdammte vogelknochige Frau, die Alte die ich durch die Überwachungskamera des Cheeseburger im Paradies und dann später noch einmal in dem Café neben dem Ilima Joy gesehen hatte. Sie trug genau dieselbe Kleidung wie bei den ersten beiden Malen, als ich sie gesehen hatte, einen formlosen Sack von einem Kleid, das früher einmal schwarz gewesen, mittlerweile aber zu einem dunklen Grau verblaßt war. Der Blick ihrer strahlenden Augen richtete sich auf mich und spießte mich auf wie einen Schmetterling. Dann richtete sie ihre Aufmerksamkeit wieder auf Pohaku, und dir beiden unterhielten sich leise.
»Hey, Augenblick mal«, sagte ich laut, indem ich zu ihnen ging. Zwei Paar dunkle Augen - das eine eingefallen, das andere stechend und fast knopfartig richte ten sich auf
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