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Haus der Sonne

Haus der Sonne

Titel: Haus der Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nigel Findley
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würden sie tun, wenn sie dort ankamen? Sie haben mich verstanden, Chummer.
    Und würden sie es rechtzeitig schaffen?
    Die Zeit floß wieder zäh wie Leichtöl in der Tiefkühltruhe. Ich rannte, was das Zeug hielt, über die zerklüfteten Felsen. Ich hatte bereits mehr als vierhundert Meter zurückgelegt, so daß ich vielleicht noch fünfzig vor mir hatte, bis ich auf die Rauchwolke stieß. Ich rannte so schnell wie noch nie in meinem Leben.
    Aber ich hatte trotzdem genug Zeit und Aufmerksamkeit übrig, um festzustellen, daß sich im Mittelpunkt etwas verändert hatte. Irgend etwas war da, inmitten der Kristallfeuer-Luft.
    Oder genauer gesagt, irgend etwas war nicht da Wate die Kristallfeuer-Luft eine Wolkendecke gewesen, hatte ich gesagt, daß sich die Wolken geteilt hatten, so daß da hinter der schwarze, sternenbedeckte Himmel sichtbar wurde. Nur, daß die Lichter, die ich dort im Zentrum der Kristallfeuer-Luft sehen konnte, keine Sterne wa ren - Sterne bewegen sich und blinken nicht so. Und die Dunkelheit - sie vermittelte das Gefühl unendlicher Tiefe, wie dies der Nachthimmel tut, aber ich wußte, wußte, daß sie durch das Kristallfeuer begrenzt wurde Vielleicht blicke ich tatsächlich in die unendliche Tiefe eines Himmels, dachte ich plötzlich.
    Aber es war nicht der Himmel dieser Welt. Und darin bewegten sich Dinge. Ich glaubte verrückt zu werden. Wieder veränderte sich mein Zeitgefühl, und plötzlich pflügte ich mit Höchstgeschwindigkeit durch die dünner werdende Rauchwolke. Ich hielt meine Beine in Bewegung, aber ich riß das Sturmgewehr hoch.
    Und da war der Schamane, direkt vor mir. Er war ein Stück vorangegangen, seit ich ihn zuletzt gesehen hatte, bis zu seiner magischen Barriere. Schlechter Zug. Eine verirrte Windbö hatte den Rauch in seine Richtung getrieben und ihn eingehüllt. In dem Augenblick bevor ich ihn niederwalzte, sah ich, wie sich seine Augen gerötet, tränend, verschwollen - weiteten. Er öffnete den Mund - vielleicht, um einen Zauber zu wirken viel leicht, um ›Drek‹ zu rufen, ich werde es nie erfahren.
    Meine Schulter schmetterte gegen seine Brust meine verletzte Schulter, verdammt noch mal -, und ich warf ihn glatt um. Während er hintenüber fiel, zog ich ihm instinktiv die leere Granatwerfer-Pistole über die Schläfe. Und dann - wer den Schaden hat, braucht für den Spott nicht zu sorgen - zerfetzte ich ihm mit einem Feuerstoß aus meinem Sturmgewehr im Laufen die Eingeweide.
    Die wirbelnde, wogende Masse der Hütergeister blieb hinter mir zurück. Das bedeutete, ich befand mich innerhalb der magischen Barriere, die sie davon abhielt, sich auf die Tänzer zu stürzen. Außerdem war ich auch durch die magische Barriere hindurch, die der getötete Kahuna zu seinem Schutz errichtet hatte. Das bedeutete...
    Ich glaube, ich grinste, als ich sowohl in das Sturmgewehr als auch in die Granatwerfer-Pistole ein neues Magazin einlegte.
    Dort waren die Tänzer, fünfundzwanzig Meter von mir entfernt, nicht mehr. Wenn sie überhaupt wußten, daß ich da war, konnten sie kein Iota ihrer Aufmerksamkeit von ihrem Tun abwenden. Zum erstenmal sah ich die Muster, die auf den Boden gezeichnet waren -Linien, die mit Asche oder Mehl gezogen waren, Reihen aus weißen Steinen, die zu komplexen Mustern arrangiert und von Holz, Knochen und Federfetischen durchsetzt waren -, und ich verstand ein wenig besser, was vorging.
    Die Tänzer befanden sich selbst in einer Art Schutzkreis, der fünfundzwanzig Meter durchmaß, und in dem sich ihre Bewegungen abspielten. Und abseits des Tanzes gab es einen weiteren Schutzkreis, kleiner, aber komplexer... und, wie ich irgendwie spürte, auch viel mächtiger. Die Kristallfeuer-Luft, die Region der Dunkelheit, die ›Sterne‹, die Dinger - all das befand sich innerhalb dieses zweiten Kreises.
    Und was bedeutete das alles? Kreise können Dinge einsperren oder Dinge aussperren - das ist so ungefähr alles, was ich über Beschwörungen weiß. Der kleinere, komplexere Kreis mußte den Zweck haben, Wanzen-Bubis ›Wesenheiten‹ zu binden, wenn sie durch das ›Tor‹ kamen, wie ich den Riß bei mir bezeichnete, den der Tanz in der Realität erzeugt hatte. (Und wenn ich Wanzen-Bubis und Akaku'akanenes Warnung ernst nahm, war er dieser Aufgabe nicht gewachsen.)
    Was war dann mit dem Kreis, der die Tänzer umgab? Dort gab es nichts zum Einsperren, also mußte er dazu dienen, etwas auszusperren. Eine Art magische kugelsichere Weste - ein Schutz für die Schamanen,

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