Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Haus der Sonne

Haus der Sonne

Titel: Haus der Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nigel Findley
Vom Netzwerk:
falls es den Wesenheiten, die in diese Welt eindrangen, gelang, den Kreis zu durchbrechen, der sie halten sollte.
    Nun, zum Teufel damit, sage ich.
    Die Wesenheiten kamen noch nicht durch den Riß in der Realität, aber sie würden kommen. Davon war ich überzeugt. Die Tänzer hatten ein Portal zwischen unserer Welt und einer anderen geöffnet. Der Schaden war angerichtet. Jeden Augenblick würden ein oder mehrere von Wanzen-Bubis Wesenheiten - meine »kosmischen Gemeinheiten* - durch den Riß springen oder kriechen oder fliegen, und dann war der Drek am Dampfen. Die Inseln von Hawai'i würden Höllenqualen erleiden...
    Sollten also die Tänzer - die Wichser, die für diese drekkige Situation verantwortlich waren - ungeschoren davonkommen? Würden sie innerhalb ihres Schutzkreises in Sicherheit sein, während sich die kosmischen Gemeinheiten austobten?
    Nicht, wenn ich dabei ein Wörtchen mitzureden hatte, Chummer, das kann ich Ihnen sagen.
    Ich spürte, wie ich die Zähne zu einem furchtbaren Grinsen bleckte, als ich mit meinen beiden Waffen auf die Tänzer anlegte. Zuerst eine Granate, um sie wissen zu lassen, daß ihnen die Hölle bevorstand. Mein rechter Zeigefinger krümmte sich um den Abzug...
    Und jeder verdammte Muskel meines Körpers erstarrte. Jeder einzelne. Ich atmete nicht mehr, und ich glaube, mein Herz hatte zu schlagen aufgehört. Wie zuvor auf dem Rollfeld von Kaiao war ich magisch gelähmt.
    Zur Hölle mit dir, Harlech! wollte ich schreien, aber die Worte erschollen nur in meinem Kopf.
    Zu meiner Linken erschien eine Gestalt. Sie erschien einfach - gerade noch nichts, im nächsten Augenblick da, zack, einfach so. Nicht Quinn Harlech. Ein polynesi-scher Mann, der dieselbe Uniform wie die anderen Tänzer trug - ein Lendentuch und einen Kopfschmuck aus Gras, und damit hatte es sich. Abgesehen von einem gemeinen Grinsen.
    Ich kannte ihn, den Wichser. Ich hatte ihn schon gesehen, und da hatte er mehr oder weniger denselben Retro-Drek getragen: im Thronsaal des Iolani-Palasts, wo er links neben König Kamehameha V. gestanden hatte. Ich kannte diesen mageren, faltigen, nußbraunen Körper, der jetzt vor Schweiß glänzte. König Kameha-mehas Kahuna, sein magischer Ratgeber. Wußte Gordon Ho, wie dicht er von Verrat umringt gewesen war? Nun, wenn nicht, war es ein klarer Fall, daß ich es ihm nicht mehr sagen würde.
    Die Welt um mich herum schrumpfte bereits zusammen, da mein Hirn nach dem Sauerstoff schrie, den mein Herz ihm nicht schickte. Was für eine lausige Art abzutreten: so nah daran, und dann von einem alten Rattenfurz von einem Schamanen aufgehalten zu werden, der einfach im Schutz eines Unsichtbar-keitszaubers gewartet hatte, bis ich in seinen kleinen Hinterhalt gestolpert war. Was für ein drekkiger Abgang, zu ersticken, während alle Muskeln gelähmt waren...
    Muskeln? Wie funktionierte dieser magische Drek überhaupt? Lähmte er die Bewegungsnerven, oder fror er die Muskeln selbst ein? Es gab nur einen Weg, das herauszufinden. Und, Drek, ich hatte einmal ein altes Buch gelesen, in dem es geklappt hatte...
    Mit dem linken Arm - meinem kybernetischen Ersatzarm - schlug ich mit all der Kraft der Pseudomyomerfa-sern, Servomotoren und Cyber-Aktivatoren zu. Kein Muskel bewegte sich - nur der technologische Ersatz für Muskeln.
    Meine linke Hand und das Sturmgewehr, das sie hielt, bewegten sich so schnell, daß sie nur noch verschwommen zu sehen waren. Der Lauf krachte mit einem gräßlichen knirschenden Laut gegen den Hals des Kahuna und beschleunigte immer noch. Und ich will verdammt sein, wenn ich ihm nicht seinen gottverdammten Kopf sauber abtrennte! Der Körper des Kahuna stürzte in eine Richtung, sein Kopf flog in eine andere, und ich selbst fiel in eine dritte, da mich die Heftigkeit meiner eigenen Bewegung von den Beinen riß. Ich schlug schwer auf den Boden, was mir den letzten kümmerlichen Rest verbrauchter Luft aus den Lungen trieb, den sie noch enthielten. Ich holte schmerzhaft keuchend Luft...
    Noch einmal: Ich holte schmerzhaft keuchend Luft! Die Schmerzen, die ich empfand, waren wie eine Wohltat. Nur lebendige Menschen empfinden Schmerz.
    Mit dem Tod des Kahuna war auch die Wirkung seines Zaubers erloschen. Ich war wieder frei. Ich konnte atmen, ich konnte mich bewegen.
    Ein paar Sekunden lang blieb ich einfach liegen und genoß das, ja aalte mich in dem Gefühl des Atmens. Dann erinnerte mich eine plötzliche Veränderung in der Vibration des Bodens daran, daß meine einzige

Weitere Kostenlose Bücher