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Haus der Sonne

Haus der Sonne

Titel: Haus der Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nigel Findley
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ist.
    Die Schatten von Cheyenne sind ganz anders als der schäbige Unterleib des Seattier Sprawls. Vielleicht nicht, wenn die Betrachtungsweise abstrakt genug ist. Wenn man grundsätzliche Strukturen vergleicht, gibt es vieles, das sich ähnelt. Das Sex-Geschäft und die Chip/Drogen-Industrie. Das organisierte Verbrechen und bilderstürmende Eigenbrötler/Freischaffende. Gangs in allen Farben und Schattierungen. Abkocher und Betrüger, die die Abgekochten und Betrogenen belauern.
    Aber wenn man die ganze Sache von einem persönlichen Standpunkt aus betrachtet - also nicht in akademischer, sondern in praktischer Hinsicht -, gibt es Unterschiede wie Tag und Nacht. Auf der grundsätzlichen Ebene sind die Gefahren gleich: die Cops, die Konzerne, die Konkurrenz. Auf der persönlichen Ebene haben sie andere und unbekannte Gesichter. In den Schatten kann man das Spiel - wie es auch gerade aussehen mag -manchmal nur gewinnen, indem man betrügt. Das ist viel schwieriger, wenn man nicht alle Regeln kennt und daher auch nicht weiß, wann man sie beugen oder brechen muß.
    Mit meinem Umzug von Seattle nach Cheyenne hatte ich vertrautes Gelände verlassen. Ich hatte mein Kontaktnetz und viele meiner Hilfsquellen zurückgelassen. Ich hatte mein persönliches Wissen über die Funktionsweise des Unterleibs der Stadt zurückgelassen - wo man ein Schießeisen kaufen kann, welche Gassen man nachts besser meidet, welche Barmänner doppelt und dreifach beschwören, daß sie einen seit Wochen nicht mehr gesehen haben, während man sich hinter dem Bierkühlschrank versteckt. Jetzt stand ein erneuter Wechsel der Umgebung bevor, und dabei fühlte ich mich sehr unbehaglich.
    Ich entfaltete die Membranen-Tastatur der Unterhaltungseinheit in der Rückenlehne vor mir und nahm mir die Datenbeschaffungsfunktion des Systems vor. Nicht schlecht für eine mobile Einheit. Irgendwo tief in den elektronischen Eingeweiden des Flugzeugs enthielt ein Chip die letzten Ausgaben der Columbia Hypermedien-Enzyklopädie und den Weltalmanach und das Buch der Tatsachen sowie ein paar knackige Suchalgorithmen. Und all das zum Nutzen von Global Airways hochgeschätzten Passagieren (und zu ihrer Beschäftigung, damit sie nicht zuviel tranken und die Stewardessen belästigten). Während das Suborbitalflugzeug fünfmal so schnell wie eine Gewehrkugel seinem Ziel entgegenschoß, machte ich mich daran, ein paar Suchstrings auszuarbeiten.

    Als ich schließlich getan hatte, was ich konnte, befanden wir uns längst im Sinkflug, und die Stewardeß hatte mich bereits dreimal aufgefordert, meinen Sitz in die aufrechteste und unbequemste Position zurückzustellen. Ich hatte viel Stoff zum Nachdenken, als ich die Tastatur wieder zusammenfaltete und versuchte meinen Magen unten zu behalten, während das Suborbitalflugzeug in einen noch steileren Sturzflug überging.
    Das Bordinformationssystem hatte mir einiges an Hintergrund geliefert, aber ich war sehr rasch zu dem Schluß gekommen, daß die Columbia Hypermedien-Enzy-klopädie für Grundschulkinder zusammengestellt worden zu sein schien, die wesentlich naiver waren, als ich es in diesem Alter gewesen war. Schön, sie war eine zuverlässige Quelle für Daten über die Bevölkerungszahl des Königreichs (vier Millionen und ein paar), seine Hauptstadt (Honolulu, wer hätte das gedacht), das durchschnittliche Jahreseinkommen (20 000 Nuyen) und anderen oberflächlichen Drek, den ein Kind für einen Aufsatz abschreiben würde. Aber mir wurde rasch klar, daß ich mir für die wesentlichen Informationen Quellen mit einer etwas reiferen Weltsicht würde suchen müssen.
    Glücklicherweise bot das System in der Rückenlehne Zugang zum Kommunikationssystem des Flugzeugs und von dort aus eine Verbindung zum Amethyst-Sy-stem der erdnahen Kommunikationssatelliten. Über das Amethyst-Gitter konnte ich mich in Renrakus Daten-PFAD-System einschalten und mir somit Zugang zu den öffentlichen Datenbanken verschaffen, die mir von Seattle her vertraut waren. Drek, die Rückkehr in meine alten elektronischen Jagdgründe war aus einem Flugzeug 23 000 Meter über dem Pazifik leichter - nachdem ich mich mit dem Zugangsprotokoll zum System des Flugzeugs vertraut gemacht hatte -, als das RTG-System der Sioux dazu zu bewegen, dieselben Knoten anzuwählen. (Natürlich war es auch um einiges teurer. Als ich schließlich abschaltete und das System die Gebühren nannte, wurde ich ziemlich blaß, bevor ich den guten Leuten von Yamatetsu - in Abwesenheit -

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