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Haus der Sonne

Haus der Sonne

Titel: Haus der Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nigel Findley
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an, die Hitzköpfe der SAIM als Vorbilder zu betrachten. Hey, wenn die Ureinwohner des Festlands den Anglos in den Hintern treten konnten, warum dann nicht auch sie?
    Zwischen 2011 und 2013 liefen ALOHA und ihre bombenlegenden Genossen Amok und sprengten Regierungsgebäude, Armeekasernen und Militäreinrichtungen mit Autobomben und ähnlichen Nettigkeiten. Während dieser Zweijahresherrschaft des Terrors nahm ALOHA für sich in Anspruch, ungefähr 150 ›legitime‹ Zielpersonen beseitigt zu haben. (Ihre Anführer hatten nicht viel zu den über dreihundert Unschuldigen zu sagen, die als ›Begleiterscheinung‹ dabei draufgegangen waren.)
    Wie vorauszusehen, erhitzte das die Gemüter. Auf Ersuchen der Landesregierung schickte der Bund ein Bataillon Truppen zur Marinekorps-Luftwaffenbasis Ka-neohe Bay, nannte die Kampftruppen in ›Bürgerwehr‹ um und machte sich daran, Köpfe einzuschlagen. Meinen Nachforschungen zufolge wurde eine überraschend hohe Anzahl mutmaßlicher ALOHA-Sympathisanten ›getötet, während sie sich der Verhaftung widersetzten‹ oder ›auf der Flucht erschossene Wer hätte das gedacht? (Ja, genau.)
    Die Gemüter erhitzten sich weiter, und Na Kama'aina, ALOHA und ihre Anhänger verschwanden aus dem Blickpunkt der öffentlichen Aufmerksamkeit. Zumindest für eine Weile. Um Shakespeare (falsch) zu zitieren: die Bürgerwehr hatte die Schlange verwundet, aber nicht getötet. Die Brüder und Schwestern von ALOHA arbeiteten weiter, aber jetzt eher im Schatten als unter der hellen tropischen Sonne.
    Irgendein heller Kopf kam zu dem Schluß, daß ein Propaganda-Coup erforderlich war, also hielten ALOHA und die anderen nach einem echten Ab-kömmlimg von König Kamehameha I. Ausschau, dem Ali'i (›König‹), der die Inseln ursprünglich vereint und einen Haufen kleiner Felsen und Vulkangestein in eine Nation verwandelt hatte. Und, welche Überraschung, sie fanden einen. ( Natürlich : Wenn man intensiv genug nach etwas sucht, wird man es auch finden... ob es tatsächlich existiert oder nicht.) Anscheinend war ein gewisser Danforth Ho - ein vierundzwanzigjähriger Managementberater auf der Insel Maui, der zufällig zu einem Viertel polynesischer Abstammung war - tatsächlich ein direkter Abkömmling von König Kam I. ... und daher der Wahre und Rechtmäßige König der Inseln. Nun, da ALOHA und Gefolgschaft einen ›rechtmäßigen König im Exil‹ präsentieren - oder zumindest darüber reden - konnten, schwenkten immer mehr Inselbewohner zu ihnen über. (Die Tatsache, daß die Bürgerwehr nicht unbedingt darauf achtete, wessen Köpfe sie einschlug, kann nicht geschadet haben.)
    Nun dachten Na Kama'aina und ALOHA offenbar, daß ihr ›Ali'i ‹ im Exil nur eine Marionette sei, ein Sprachrohr, das sie benutzen konnten, um sich in den Reihen der Bevölkerung Unterstützimg zu sichern. Und zuerst schien das auch zuzutreffen. Danforth Ho war nicht unbedingt aus dem Holz geschnitzt, aus dem man Könige macht. In dieser Beziehung waren sich Ho und seine Hintermänner einig. Doch als er sah, daß die Leute ihm wirklich folgten, an ihn glaubten, erlebte Danforth so etwas wie einen Sinneswandel. Er lernte und informierte sich über sein wahres Erbe und darüber, was sein Urahn für die Bevölkerung von Hawai'i tatsächlich getan hatte. Und ihm wurde klar, daß er in seiner Situation ebenfalls etwas tun konnte. Ohne Wissen seiner Hintermänner wurde er zu einem ›Ali'i im Exil‹, nicht nur zu einer Galionsfigur. Aus eigenem Antrieb begann er mit verschiedenen Megakonzernen auf den Inseln zwecks Unterstützung zu verhandeln. (Wollen Sie einfach mal raten, wie einer der Schlüsselkonzerne hieß, mit denen er sich auseinandersetzte? Drei Versuche, und die ersten beiden zählen nicht. Noch ein Tip: Der Name des Konzerns beginnt mit einem Y...)
    Im Jahre 2016 traf Ho die ersten Privatabmachungen. Und erst 2017 - als verschiedene Megakonzerne anfingen, die Pläne der Na Kama'aina mit ihren eigenen Hilfsmitteln zu unterstützen - erkannten Danforths Hintermänner, was geschehen war. Offenbar standen einige Hitzköpfe kurz davor, Ho auf der Stelle umzulegen -wahrscheinlich durch das Arrangieren eines › tragischen Unfalls‹ -, so daß sie die Zügel in den eigenen gewinnsüchtigen Händen behalten konnten. Doch die Klügeren, denen klar war, daß sie, nun, da sie Danforth Ho zum Wahren und Rechtmäßigen König und alledem erklärt hatten, auch an ihm festhalten mußten, behielten die Oberhand. Und mittlerweile

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