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Haus der Sonne

Haus der Sonne

Titel: Haus der Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nigel Findley
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mir. Metalldetektoren, um die Zusammensetzung meiner Zahnfüllungen zu analysieren. Chemoschnüffler, um zu überprüfen, ob ich saubere Unterwäsche trug. Magische Untersuchungen, um ganz sicherzugehen, daß ich kein Feuerelementar war, der sie an der Nase herumführen wollte. Die volle Prozedur. Schließlich - und erst, nachdem die uniformierten Herren eine detaillierte Liste jedes Stäubchens und jeder Fussel in meinem Besitz angelegt hatten - wurde ich durchgewinkt.
    Dann kam die Einwanderungskontrolle oder Auswanderungskontrolle, oder wie, zum Henker, die Sioux-Regierung das jetzt nennt. Wiederum sah ich zu einigen uniformierten amerindianischen Trollen auf, während ihr Computer surrte und klickte und zu entscheiden versuchte, ob ihm die Paßdaten auf meinem Kredstab gefielen oder nicht. Und ich versuchte nicht zu schwitzen. Angeblich handelte es sich um die besten Falschdaten, die man für (viel) Geld kaufen konnte, aber man weiß immer erst, wie gut derartiger Drek ist, wenn er einem ernsthaften Test unterzogen wird. Mein Schließmuskel krampfte sich zusammen, als der Computer scharf knackte. Doch die Trolle gaben mir wortlos meinen Kredstab zurück und winkten mich durch. Schilder wiesen mir den Weg zum Flugsteig, also folgte ich ihnen.
    Und hätte fast einen kindischen Unfall gehabt, als eine schwere Hand auf meiner Schulter landete. Ich fuhr herum, und ich glaube, ich konnte mich gerade noch beherrschen, laut aufzuschreien. Ich sah auf, da ich einen weiteren Troll erwartete... und dann rasch nach unten, als sich der Bursche, der mich angehalten hatte, rasselnd räusperte. Er war ein Zwerg, noch stämmiger und mürrischer als die meisten seines Metatyps, der immer noch auf den Zehenspitzen stand, nachdem er sich hochgereckt hatte, um mir die Hand auf die Schulter zu legen. Er trug den unauffälligen schwarzen Anzug, den ich mittlerweile mit Regierungsagenten assoziierte, und eine kalte Faust krampfte sich um meinen Magen. Irgendwie schaffte ich es, ein wohlmeinendes Lächeln auf meine Lippen zu zaubern. »Gibt es irgendein Problem?« fragte ich freundlich.
    »Sind Sie Brian Tozer?«
    Ich nickte. So lautete der Name in meinem gefälschten Datenwust. »Das bin ich... äh... Sir. Gibt es ein Problem mit meinem Ticket?«
    »Folgen Sie mir bitte.« Und er machte kehrt und ging weg, ohne sich umzusehen. Offenbar erwartete er, daß ich ihm blindlings folgte.
    Was ich natürlich auch tat - nicht, daß ich eine Wahl gehabt hätte. Ich folgte ihm durch eine Tür ohne Aufschrift in einen kleinen, kahlen Raum und wappnete mich gegen eine Durchsuchung meiner Körperöffnungen oder Schlimmeres.
    Der Zwerg sagte nichts, nachdem er die Tür hinter mir geschlossen hatte. Er fixierte mich lediglich mit dunklen Augen, die sich unter buschigen Brauen verengten. Wenn er nichts sagte, ich würde es gewiß nicht tun. Falls wir das alte Abwartespiel ›Wer spricht zuerst‹ spielten, würde irgendwann in ein paar Jahren ein Flughafenangestellter die Tür öffnen und in diesem kahlen Raum zwei vertrocknete Leichen finden, die sich immer noch anstarrten.
    Schließlich runzelte er die Stirn, und seine Brauen verschmolzen zu etwas, das wie ein überfahrenes Eichhörnchen aussah. »Sie sind Brian Tozer?« fragte er.
    Und da begriff ich. Ich zog meinen Kredstab - den mit dem digitalen Paßwort darauf - und hielt ihn ihm hin. Er grinste höhnisch - »Dämlicher Penner«, konnte ich ihn denken hören - und schob ihn in die übergroße Chipbuchse am Schädelansatz. Er verdrehte kurz die Augen. Dann zog er den Kredstab heraus, gab ihn mir zurück und hielt mir etwas hin. Einen Chip: ein winziger Splitter aus unreinem Silikon von der Größe einer Bleistiftspitze in einem Chipetui von der Größe meines Daumennagels.
    »Das ist die Ware für unseren gemeinsamen Freund«, grunzte er, indem er sich bereits abwandte.
    »Augenblick«, sagte ich rasch. Er drehte sich wieder um, und eine seiner Augenbrauen versuchte in seinen Haaransatz zu kriechen. »Hören Sie«, sagte ich zu ihm, »ich habe nicht die geringste Ahnung, wohin ich gehe, wem ich die Ware geben soll und wann das geschehen soll. Glauben Sie nicht, es würde meinen Job etwas vereinfachen, wenn...«
    Er schnitt mir mit einem schneidenden »Man wird Sie in Empfang nehmen« das Wort ab. Und wiederum drehte er mir den Rücken zu und trollte sich. Diesmal ließ ich ihn gehen. Ich warf einen Blick auf das Chipetui in meiner Hand, und einen Moment lang verspürte ich den Drang, es zu Boden

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