Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Haus der Sonne

Haus der Sonne

Titel: Haus der Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nigel Findley
Vom Netzwerk:
folgten die Leute längst Ho und nicht mehr der Führung der Na Kama'aina ...
    Während die Anführer der Na Kama'aina versuchten, Ho wieder an die Kette zu legen, stellten sie zu ihrem unsagbaren Entsetzen fest, daß er einen Handel mit der örtlichen Yakuza abgeschlossen hatte, und zwar nach denselben Richtlinien, denen seine Abschlüsse mit den Konzernen folgten. (Also, das hat mich doch ein wenig überrascht. Ich war davon ausgegangen, daß es auf Hawai'i nicht viel Yakuza-Aktivität gibt. Aber ich hätte es besser wissen müssen: Wo der Bevölkerungsanteil der Japaner einigermaßen hoch ist, findet man auch Yakuza.) Jetzt spürte die Na Kama'aina, daß ihr die Kontrolle wirklich entglitt.
    Im Spätsommer 2017 mobilisierte die Bundesregierung ihre bewaffneten Streitkräfte auf dem Festland und machte sich daran, das Entschließungsgesetz von 2016 -mit anderen Worten, die ›Ausrottungskampagne‹ gegen die amerikanischen Ureinwohner in die Tat umzusetzen. Wir wissen alle, was gleich darauf geschah: Unter dem Einfluß der Geistertänzer kam es zu mehreren Vulkanausbrüchen, und das war das Ende der Ausrottungskampagne. Als auf den Inseln die Nachricht eintraf, was soeben stattgefunden hatte, kam Danforth Ho zu dem Schluß, daß der Tag endlich gekommen war. Er erteilte der Armee von Anhängern, die er um sich geschart hatte, seine Befehle.
    Ganze Angriffsteams von Kahunas - hiesige Schamanen, glaube ich - gingen gegen die Bürgerwehr vor und machten sie fertig. Wo der Widerstand besonders groß war, wurden die Kahunas von Geistern unterstützt. Gleichzeitig mobilisierte die Yakuza eine ›zivile Armee‹, die, ergänzt durch schwer bewaffnete Sicherheitstruppen der Megakonzerne, praktisch alle Kommunikationsverbindungen des Militärs und der Regierung lahmlegte und verschiedene Schlüsselgebäude der Regierung belagerte.
    In der Zwischenzeit marschierte Danforth Ho - unterstützt durch die Straßenkämpfer der Na Kama'aina (die schließlich erkannt hatte, auf welcher Seite das Brot gebuttert war) und durch Tausende von ergebenen Zivilisten - zum Kapitolgebäude neben dem alten Iolani-Pa-last in der Honoluluer Innenstadt. Der Mob schlug die Türen ein, vertrieb die Regierungsbeamten und setzte Danforth Ho als Ali'i ein. Am 22. August 2017 erklärte König Kamehameha IV. - Geburtsname Danforth Ho -offiziell Hawai'is Unabhängigkeit.
    Wie vorauszusehen, nahm es die amerikanische Regierung auf dem Festland nicht sonderlich erfreut auf, daß ein Haufen durchgedrehter Ananaspflücker - die von einem Managementberater geführt wurden, um Gottes willen! - ihr militärisches Hauptaufmarschgebiet für den Pazifik übernahm. Wie es scheint, war der Großteil der Pazifikflotte in der zweiten Augusthälfte 2017 nicht in Pearl Harbor. Tatsächlich wurde die Flotte gerade an die Westküste der Vereinigten Staaten verlegt, um vermutlich, falls nötig, die mißlungene Ausrottungskampagne zu unterstützen. (Und Sie können darauf wetten, daß Danforth Ho alias König Kam IV. davon wußte und seine Planung darauf abgestellt hatte. Ansonsten hätten sich die Dinge in den Straßen Honolulus möglicherweise ganz anders entwickelt.) Als die Nachrieht von der Unabhängigkeitserklärung Hawai'is in Washington eintraf, wurden über Militärsatellit verschlüsselte Botschaften an das Flaggschiff der Pazifikflotte geschickt - zweifellos das militärische Äquivalent zu »Bewegt eure traurigen Ärsche dorthin zurück und räumt den Drek auf«.
    Während der neue König Kam seine Stellung zu Hause konsolidierte, blieben seine neuen Verbündeten nicht untätig. Eine Delegation der Megakonzerne - die anscheinend von Yamatetsu angeführt wurde - übte bereits Druck auf Washington aus, Hawai'i als souveränen Staat anzuerkennen. Die Regierung sagte den Konzernen ganz genau, wohin sie sich diese Idee stecken konnten, und befahlen der Pazifikflotte volle Kraft voraus.
    Ich wünschte, ich hätte den nächsten Akt des Dramas miterlebt - es muß eine ziemlich tolle Schau gewesen sein. Ein paar Minuten nachdem Washington den höflichen Vorschlag‹ der Megakonzerne abgelehnt hatte, wurde der Flugzeugträger USS Enterprise, das Flaggschiff der Pazifikflotte, nur ganz knapp von einer Salve ›Thorhämmer‹ verfehlt.
    (»Augenblick mal«, höre ich Sie sagen. »Was um alles in der Welt ist ein ›Thorhammer‹?« Ich dachte schon, Sie würden nie danach fragen.
    Das Projekt Thor reicht weit zurück - sehr weit zurück, offenbar bis in die Mitte des

Weitere Kostenlose Bücher