Haus der Sonne
dankte, daß sie die Rechnung zahlten.) Das einzige, was mir das System nicht geben konnte, war Zugang zu einem Sha-dowland-Knoten. (Nun, vielleicht doch, aber die Verbindungsnachweise und Belege, die in den Eingeweiden des großen Flugzeugs gespeichert wurden, wären wie grelle Leuchtanzeigen mit der Aufschrift ›Shadowrun-ner an Bord‹ gewesen.)
Hier ist also eine Zusammenfassung dessen, was ich über das unabhängige Königreich Hawai'i ausgraben konnte, vorgetragen im unverwechselbaren Dirk-Mont-gomery-Stil. (Ach ja, rasch noch eines nebenbei: Festlandbewohner sind es wahrscheinlich nicht gewöhnt, Hawai'i mit Apostroph geschrieben zu sehen. In den verrückten alten Zeiten, als die Inseln noch ein Staat der mittlerweile nicht mehr existenten Vereinigten Staaten von Amerika waren, hatte man den Namen Hawaii geschrieben. Jetzt nicht mehr, Chummer. Eine sichere Methode, einen Inselbewohner auf die Palme zu bringen, ist die, den Namen seines Landes ohne Apostroph zu schreiben. Eine sicherere Methode ist offenbar die, ihn falsch auszusprechen: Der Name sollte wie Ha-WAI-i ausgesprochen werden, also mit einer deutlichen Pause vor der letzten Silbe. Auf den ersten Blick kam mir diese Fixierung auf die richtige Aussprache albern vor, aber dann überlegte ich mir, was ich von jemandem halten würde, der meine Geburtsstadt wie STtal aussprach.)
Okay, jeder, der in den Vereinigten Kanadischen und Amerikanischen Staaten eine Grundschule besucht hat, wird wissen, daß Hawai'i früher der fünfzigste Bundesstaat der Union war. Was ich nicht gewußt hatte, war, daß dies ursprünglich nicht auf dem Verhandlungsweg erreicht worden war, sondern tatsächlich durch die Aktionen eines amerikanischen Marineoffiziers, der sein Kanonenboot ein paar amerikanischen Raubrittern zur Verfügung gestellt hatte, die die amtierende nationale Regierung als Geschäftshindernis betrachteten. (Wer hat gesagt, die Geschichte wiederhole sich nicht? Ein Konzern, der im Prinzip einen souveränen Staat übernimmt? Das klingt doch nach dem frühen einundzwanzigsten Jahrhundert, neh?) Kaum war der regierende Herrscher, König Kamehameha III., abgesetzt, als sich ein gewisser Sanford B. Dole - ein hohes Konzerntier, der sein Vermögen mit Ananas oder irgendeinem anderen Drek gemacht hatte - zum Herrscher über die gesamte Inselgruppe erklärte.
Das war im Jahre 1893. Fünf Jahre später kamen die guten alten USA zu dem Schluß, daß es nichts Gutes war, einen Konzernpinkel als Staatsoberhaupt zu haben. Also griffen sie an und annektierten die Inseln von den Raubrittern, die sie zuvor von den eingeborenen Hawai'iern annektiert hatten...
Und pflasterten die Inseln mit Militärbasen voll - Marine, Luftwaffe, etcetera, drekcetera. 1959 beschloß die US-Regierung, diese Zwangsheirat von einer Annexion zu legitimieren, und erklärte die Inseln zum fünfzigsten Staat. Wiederum - zumindest den historischen Aufzeichnungen zu Folge, zu denen ich Zugang hatte -machte sich niemand die Mühe, die Eingeborenen nach ihrer Meinung zu dieser Veränderung zu befragen. (Hey, sie waren doch nur primitive Polynesier, nicht wahr? Und sie konnten nicht einmal wählen...)
Fünfzig Jahre lang blieben die Dinge mehr oder weniger unverändert. Gut, es gab gelegentliche Ausbrüche nationalistischer Bestrebungen und eine ›Hawai'i den Hawai'iern‹-Bewegung - deren bemerkenswerteste Vertreter eine Gruppe war, die sich Na Kama'aina (›Die Landkinder‹) nannte -, aber bis zur ersten Dekade des einundzwanzigsten Jahrhunderts passierte nicht viel.
Auf dem Festland braute sich etwas zusammen. Die amerikanische Regierung - und in erster Linie das amerikanische Militär - sah das Menetekel und wußte, daß das ›indianische Problem‹ sehr bald einen häßlichen, gewalttätigen Höhepunkt erreichen würde. Plötzlich wurden die Militärbasen auf Hawai'i noch wichtiger als zuvor. Dort gab es Basen und Einrichtungen, die die SAIM-›Terroristen‹ nicht so leicht sabotieren oder infiltrieren konnten. (Für ein paar militante Sioux-Krieger mußte es viel schwieriger sein, Pearl Harbor in die Luft zu jagen, als Colorado Springs zu terrorisieren - so lautete zumindest die Begründung.) Immer mehr bedeutende Projekte und Anlagen des Militärs wurden auf die Inseln verlegt, ›aus der Schußlinie‹ gebracht.
Hah und nochmals hah! Na Kama'aina und radikalere Splittergruppen wie die sich launig ALOHA (Army for the Liberation Of HAwai'i - Hawai'ianische Befreiungsarmee) nennende fingen
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