Haus der Sünde
Gefühl, von einem der Blitze, die den Abend so dramatisch gestaltet hatten, getroffen zu werden. Der kurze Kontakt mit seinem Mund wirkte elektrisierend und erfüllte Claudia mit einer solchen Leidenschaft, dass sie einen Augenblick lang kaum zu atmen vermochte.
Das ist doch verrückt, dachte sie. Warum musste sie sich wie eine komplette Idiotin benehmen? »Ich gehe jetzt besser und lasse Sie schlafen«, sagte sie und schickte sich an aufzustehen. Nichts wie weg hier!
Doch der stählerne Griff seiner Hand hielt sie zurück. Stählern, wenn auch von Samt umhüllt.
»Bleiben Sie.« Seine Stimme klang heiser und wie verwandelt. »Bitte!«
Sie hätte ihn nach dem Grund fragen sollen, wusste aber, warum sie bleiben sollte. In dem gedämpften Licht wirkten nun auch seine blauen Augen, als wären sie aus Stahl. Sie zeigten ihr klar und deutlich, was gerade in ihm vorging.
»Sind Sie sich sicher?«, erkundigte sie sich und musste auf einmal lächeln. Sie wusste, dass dies unter anderen Umständen eine Frage war, die der Mann gestellt hätte.
Der Fremde nickte und erwiderte ihr Lächeln mit einem schönen, höchst männlichen Strahlen. »Momentan ist dies das Einzige auf der ganzen Welt, dessen ich mir sicher bin .«
Claudia war von ihm bezaubert. Sie spürte, wie sich die Machtverhältnisse auf einmal geändert hatten und ihr verstörter Schützling seinen Weg gefunden hatte. Nun war er es, der die Dinge in die Hand nahm.
»Ich mache das Licht aus«, sagte sie mit schwacher Stimme.
»Muss das sein?« Aus seiner Stimme klang nun ein freundlicher Spott – tief und drängend und doch auch spielerisch leicht.
»Ja, das muss sein«, darauf bestand Claudia, die darum kämpfte, das Zepter nicht völlig aus der Hand zu geben. Sie holte tief Luft, als er ihre Hand losließ. Rasch schaltete sie das Licht der Nachttischlampe aus.
»Ich kann mir dich vorstellen«, sagte er, als sie aus ihrem Kimono glitt. Wie dankbar war sie für die Dunkelheit, die nun im Zimmer herrschte und ihre Verwirrung so gut verbarg. Es war schon lange her, seitdem sie ihren Körper vor einem Mann enthüllt hatte, und sie konnte sich kaum noch erinnern, wann sie sich das letzte Mal vor einem Liebhaber, der nicht Gerald war, entblößt hatte.
Der Fremde hob die Decke, und Claudia, die von Nervosität und Sehnsucht am ganzen Körper bebte, glitt neben ihm ins Bett.
»Hab keine Angst«, sagte er, und dann lag sie schon in seinen Armen. Ihre nackte Haut berührte die Baumwolle seines Pyjamas, und ihr Mund suchte für den ersten richtigen Kuss den seinen.
Sie hatte eine jungenhafte Hast erwartet und war überrascht, als er sie sehr bedächtig zu küssen begann. Seine Lippen fühlten sich sanft und beweglich an, und der Druck, den sie auf die ihren ausübten, war höchst verführerisch. Ohne nachzudenken öffnete sie ihren Mund und seine Zunge glitt hinein, suchte und fand die ihre voll Leidenschaft und Begehren. Er schmeckte nach Pfefferminz – die Zahnpasta, die sie ihm hingelegt hatte -, und Claudia fragte sich, warum ihr noch nie aufgefallen war, wie exotisch dieser so weit verbreitete Geschmack doch wirken konnte.
Seine Art, sie an sich zu drücken, war ebenso verhalten und bewusst, wie seine Küsse es waren. Weder griffen seine Finger hastig zu noch bedrängte er sie zu sehr, sondern seine Hände hielten sie gerade nahe genug an seinen Körper. Dieser fühlte sich unter dem Stoff warm und fest an – und seine Erektion drängte wie ein heißer Stempel gegen ihren Schenkel.
Seine Selbstbeherrschung schien die Jahre plötzlich von Claudia fortzureißen. Sie verwandelte sich in ein ungeduldiges junges Mädchen, das sich gegen den Mann presste und nichts anderes wollte, als seinen Körper zu erkunden und selbst berührt zu werden. Sie riss an den Knöpfen seiner Pyjamajacke und versuchte, ihm diese auszuziehen. Ungeduldig begehrte sie ihn zu schmecken, zu verschlingen.
»Ruhig«, flüsterte er und fasste nach ihren Händen, die er zärtlich in die seinen nahm. »Es ist keine Eile nötig … Ich gehe nirgendwo hin.« Sanft drückte er ihre Finger und drehte Claudia dann auf den Rücken. Sie lag ganz still da, die Arme an den Seiten.
»Du bist sehr hübsch, Claudia«, sagte er und legte seine langen Finger endlich auf ihre Brust. »So weich und warm. Du gibst mir das Gefühl, hier in Sicherheit zu sein.«
Seine Finger umschlossen ihre Brüste, zuerst die eine und dann die andere. Die leichte Berührung hatte etwas aufreizend
Spielerisches an
Weitere Kostenlose Bücher