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Haus der Sünde

Haus der Sünde

Titel: Haus der Sünde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P Costa
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gerade dich wollen? Doch irgendetwas in ihrem Herzen sagte ihr, dass sie sich selbst gegenüber ungerecht war – dass sie durchaus nicht so unattraktiv war, wie sie sich das einredete. Diese Stimme verlieh ihrem seit Monaten schlafenden Selbstbewusstsein wieder mehr Gewicht.
    »Sie fragen sich bestimmt, was eigentlich mit mir los ist«, sagte ihr Gast leise. »Zuerst trommle ich mitten in der Nacht an Ihre Tür … Dann schreie ich, falle in Ohnmacht und zucke bei jedem Blitz zusammen … Ich hoffe, dass ich Sie nicht allzu sehr verängstigt habe.«
    »Nein, keine Sorge«, antwortete Claudia, deren Puls und Hormone verrückt spielten. Geralds Pyjama passte dem jungen Mann wie angegossen: das tiefe Blau des Stoffes war genau seine Farbe. Es ließ seine glatte, milchig weiße Haut im Licht der Lampe aufregend schimmern und verwandelte seine Augen in zwei aquamarinblaue Halbedelsteine. Sein feuchtes Haar wirkte vor dem weißen Bezug des Kissens beinahe schwarz.
    »Aber Sie hatten wirklich einen dramatischen Auftritt«, sagte sie und spannte jeden Muskel in ihrem Körper an, um sich zu beherrschen. Am liebsten hätte sie sich auf ihn gestürzt, ihn geküsst, liebkost. »Schließlich passiert es nicht jeden Abend, dass sich ein attraktiver junger Mann, der wie ein Dichter aus der Zeit König Edwards gekleidet ist, in meine Arme wirft.«
    Der Fremde lachte – ein unkompliziertes, warmes Lachen, das Claudia tief bewegte. Sie wusste, dass sie nun jeden Augenblick etwas Unvorstellbares tun würde – wie zum Beispiel ihren Kimono von sich reißen und sich in seine Arme werfen. Wenn er sie überhaupt haben wollte …
    »Ich wünschte, ich könnte Ihnen alles erklären«, sagte er
und zuckte die Achseln. »Meine Aufmachung, das Schreien. Alles. Aber ich kann nicht.« Er sah sie mit ernster Miene an und in seinem Gesicht spiegelten sich die verschiedensten Empfindungen wider. Er schien sich durch ihr Kompliment ehrlich geschmeichelt zu fühlen, war aber offenbar noch immer ein wenig verzweifelt und verwirrt.
    »Das Gewitter war nur der letzte Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte.« Er setzte sich aufrecht hin und fasste nach Claudias Hand. »Ich weiß nicht, was mit mir geschehen sein kann … Es ist … Es ist alles wie weggewischt … Wie hinter einem Schleier.« Seine Finger umfassten fest die ihren, sodass es beinahe schmerzhaft für sie war. Dennoch wirkte seine Berührung höchst erregend. »Ich erinnere mich noch an bestimmte Dinge vom gestrigen und vom heutigen Tag. Aber kaum etwas scheint einen Sinn zu ergeben … Und an ein Leben davor kann ich mich überhaupt nicht erinnern. Kein bisschen.« Seine Augen schimmerten, und seine Lippen zitterten, als müsste er sich sehr anstrengen, sich nicht ganz der Verzweiflung zu überlassen. »Das muss sich alles sehr merkwürdig für Sie anhören! Sie werden mir nicht glauben … Aber ich erinnere mich nicht einmal mehr an meinen eigenen Namen.«
    »O doch. Ich glaube Ihnen«, erwiderte Claudia und entwand ihre Hand seinem festen Griff. Stattdessen nahm sie nun die seine. »Mir ist einmal etwas Ähnliches passiert. Ich fiel vom Pferd, schlug mir den Kopf an und konnte mich zwei Wochen lang nicht daran erinnern, wer ich bin.« Sie hielt inne, als sie spürte, wie ihr Körper zitterte. Beunruhigt schaute sie auf ihre Hand und bemerkte, dass sie die seine mit ihrem Daumen streichelte. »Aber die Erinnerung kehrte schließlich zurück … Und ich bin mir sicher, dass dies bei Ihnen auch der Fall sein wird.«
    »Ich hoffe es«, sagte er, wobei seine Stimme ein wenig beruhigter klang. Auch er sah nun auf ihren Daumen, der noch
immer über seine Haut strich. »Ich hätte mich zumindest gern vorgestellt.«
    Ah ja, das gesellschaftliche Benehmen. Claudia war so sehr von ihrer Lust gefangen genommen, dass sie kaum mehr wusste, was das eigentlich war.
    »Ich heiße Claudia Marwood.« Statt weiterhin seine Hand zu streicheln, schüttelte sie diese, um den Fremden offiziell zu begrüßen. Er erwiderte den Händedruck.
    »Und ich bin …« Er grinste und zuckte die Achseln.
    »Der Mann ohne Namen?«
    Wieder lächelte er und runzelte dann die Stirn, als wollte er sich anstrengen, zumindest einen kleinen Fetzen seiner Identität irgendwo zu erhaschen. »Ist der Mann ohne Namen nicht irgendeine Figur aus einem Film?« Claudia nickte. »Ich habe mich gerade wieder an etwas erinnert. Vielen Dank!« Er lehnte sich vor und berührte plötzlich mit seinen Lippen die ihren.
    Sie hatte das

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