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Haus der Sünde

Haus der Sünde

Titel: Haus der Sünde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P Costa
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Augenblick nachzudenken, sein Haar von der Schläfe zurück, um die Wunde betrachten zu können.
    Nun war es an ihm, Untertasse und Tasse nervös klappern zu lassen.
    »Entschuldigen Sie«, sagte Claudia und zog die Hand zurück.
»Ich wollte Ihnen nicht zu nahe treten, aber die Wunde sieht sehr schmerzhaft aus … Es kann nicht angenehm für Sie sein.«
    »Es geht schon, vielen Dank«, erwiderte er, stellte Tasse und Untertasse ebenfalls ab und machte Anstalten, sich zu erheben. »Sie sind sehr freundlich zu mir gewesen«, sagte er noch einmal, »aber ich möchte Ihre Gastfreundschaft nicht länger in Anspruch nehmen.«
    Nein! Du kannst nicht gehen, rief Claudias Stimme in ihrem Inneren. Zu dem Fremden sagte sie: »Es macht mir doch keine Mühe.« Er war inzwischen fast aufgestanden, doch sie fasste nach seinem Samtärmel und zog ihn wieder auf das Sofa zurück.
    Er gehorchte widerstrebend, seine schönen Lippen pressten sich unsicher zusammen. »Offensichtlich sind Sie sehr müde«, fuhr sie fort und wollte nicht einmal den Stoff seines Gehrocks loslassen. »Sie sollten sich ausruhen …«
    Natürlich! Das musste ja kommen, Claudia, dachte sie. »Warum bleiben Sie heute Nacht nicht einfach hier? Ich habe ein Gästezimmer, das leer steht. Sie können sehr gern dort schlafen, wenn Sie wollen.«
    In seinem Gesicht spiegelten sich mehrere Gefühle wider: Angst, Versuchung, Dankbarkeit.
    »Ich … ich …«, begann er und schloss dann wieder die Augen, um sich mit der Hand das Gesicht zu reiben. »Sind Sie sicher, dass es Ihnen keine Mühe macht? Ich wäre Ihnen tatsächlich sehr dankbar. Ich bin so schrecklich müde.«
    Und das stimmte ganz offenbar; er sah unglaublich erschöpft aus.
    »Es macht mir überhaupt keine Mühe, das können Sie mir glauben«, erwiderte sie, während sie innerlich ein Freudenlied anstimmte, da er so leicht zu überzeugen gewesen war. Sie erhob sich, fasste nach seinem Arm, zog ihn hoch und führte
ihn in Richtung ihres Gästezimmers. »Kommen Sie, ich zeige Ihnen, wo Sie schlafen können. Sie sehen aus, als müssten Sie sich auf der Stelle hinlegen.«
    »Vielen Dank. Ich danke Ihnen von ganzem Herzen. Und ich lege mich am besten gleich schlafen«, erwiderte er, wobei seine Stimme seltsam weich und noch melodischer klang als zuvor. Er gestattete ihr, ihn aus dem Wohnzimmer zu führen.
    Claudia vermochte vor Aufregung kaum zu sprechen, während sie ihren unerwarteten Gast die Treppe hinauf geleitete. Beruhige dich, redete sie sich zu. Er ist völlig erschöpft. Ich bin einfach nur ein guter Samariter. Sonst nichts. Es wird nichts passieren.
    »Kann ich mich zuerst noch irgendwo waschen?«, erkundigte er sich, als Claudia gerade die Tür zum Gästezimmer öffnete. Das Bett war stets frisch überzogen. In den ersten Tagen nach Geralds Tod war ihre engste Vertraute, Melody, oft hier geblieben, um ihr Gesellschaft zu leisten. Claudia hatte sich damals angewöhnt, das Zimmer immer vorbereitet zu haben.
    »Gleich nebenan haben Sie ihr eigenes kleines Badezimmer.« Sie schaltete das Licht an und wies auf die Tür an der gegenüberliegenden Wand. »Dort gibt es auch Handtücher und Seife und alles, was Sie brauchen könnten.« Aus irgendeinem Grund hatte sie auch ein oder zwei Toilettengegenstände, die Gerald gehört hatten, in das Badezimmerschränkchen im Gästezimmer gestellt. Vermutlich aus sentimentalen Gründen. »Und ich bringe Ihnen gleich noch einen Pyjama und einen Morgenmantel meines Mannes.«
    »Wird es ihn denn nicht stören?«, erkundigte sich der Fremde, der sich plötzlich noch beunruhigter, wenn auch weniger verwirrt anhörte.
    »Nein … Nein, ich bin mir sicher, das würde ihn nicht stören, wenn er hier wäre.« Der Gast schaute noch beunruhigter drein als zuvor. »Ich bin verwitwet. Mein Mann ist vor
acht Monaten gestorben.« Die Miene des Fremden entspannte sich, er sah sie voll Mitgefühl an. »Machen Sie sich keine Sorgen. Ich habe das Schlimmste hinter mir«, fuhr sie fort. Das war nicht einmal eine Lüge. Für den heutigen Tag traf es tatsächlich zu. »Man sagt ja, die Zeit heile alle Wunden.«
    Der Fremde schaute noch immer ziemlich verwirrt drein, doch als Claudia sich umdrehte, um den Schlafanzug und den Morgenmantel zu holen, fasste er nach ihrer Hand, führte sie zu seinen Lippen und küsste sie voller Inbrunst.
    »Ich danke Ihnen vielmals«, sagte er und küsste die Hand noch einmal, ehe er sie losließ. »Sie wissen gar nicht, wie sehr Sie mir helfen. Ich weiß

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