Haus der Sünde
Schlaf zu erwachen. Genauso unerwartet, wie der Kuss begonnen hatte, erwiderte sie ihn nun. Ihre Zunge fühlte sich wie ein kleiner, lebendiger Pfeil an und ihre Lippen drückten ein kräftiges Verlangen aus.
Minuten vergingen, ohne dass sie voneinander ließen. Jede erkundete den Mund der anderen mit den eigenen Lippen und der eigenen Zunge. Schließlich sanken sie keuchend vor Anstrengung in die Kissen des Sofas.
»Das wollte ich schon sehr, sehr lange tun«, sagte Claudia, nahm Melodys Hand in die ihre und drückte sie zärtlich. »Ich habe zwar nicht gewusst, dass ich es wollte, aber der Wunsch muss es unbewusst schon seit geraumer Zeit da gegeben haben.«
»Bei mir auch«, erklärte Melody und strich mit einem Finger über ihre Lippen, wo Claudia sie gerade noch geküsst hatte – als hätte es dort irgendeine spürbare Veränderung
durch den leidenschaftlichen Kontakt gegeben. Nach ein oder zwei Sekunden hob sie die Hand und betrachtete lange ihre Fingerspitzen, als suchte sie noch immer nach einer Spur von Claudias Kuss. »Ich habe mich schon immer zu dir hingezogen gefühlt, seitdem wir uns kennen. Hast du das nicht gemerkt?« Sie hörte sich auf einmal sehr selbstsicher an, wenn auch noch ein wenig verwirrt über das, was sie einander gerade gestanden hatten.
»Nein, eigentlich nicht«, gab Claudia leise zu. Ihre Finger zerrten am Gürtel ihres Morgenmantels, fast ohne dass sie es merkte. Sie schienen ganz von selbst zu agieren. »Ich muss wirklich blind gewesen sein.«
Der Gürtel öffnete sich, und mit einer leichten Bewegung ihrer Schultern schaffte sie es, den Morgenmantel vorn zu öffnen, um Melody einen guten Blick auf ihre Brüste zu ermöglichen konnte. Die Augen ihrer Freundin wurden auf einmal groß. »Oder ich finde es einfach schwierig, mir vorzustellen, dass sich jemand zu mir hingezogen fühlt.«
Melodys schlanke Finger zuckten. Claudia stellte sich vor, dass sie sich danach sehnten, sich auszustrecken und das zu berühren, was ihnen dargeboten wurde. Ihr Herz klopfte heftig, als sie die Hand ihrer Freundin erneut in die ihre nahm und sie dann zu ihrer nackten Brust führte, um sie gegen sie zu pressen.
»Ich … ich habe … Oder sollte ich sagen, ich fühle mich zu dir hingezogen, weil du klug, liebenswert und großzügig bist.« Melody hielt inne und drückte die Brust ihrer Freundin auf eine sanfte, beinahe vorsichtige Weise. »Und weil du schön bist. Die schönste Frau, die ich kenne.«
Claudia wollte zwar gegen diese letzte Aussage protestieren und etwas Selbstkritisches über ihr Aussehen sagen, doch das Gefühl, das Melodys Finger auf ihrer Haut verursachten, brachte sie ganz durcheinander. Sie versuchte also das Lob
ihrer Freundin einfach hinzunehmen, obwohl ihr das schwer fiel. Schließlich entschied sie sich für einen Kompromiss.
»Danke«, erwiderte sie schlicht. »Aber findest du nicht, dass ich mich ziemlich rasch auf die Lebensmitte zubewege?«
Melody, die den Busen noch immer sanft liebkoste, schien innerlich ebenfalls eine Debatte mit sich zu führen. Schließlich sagte sie: »Nun ja, du hast ein oder zwei kleine Falten, aber die stehen dir. Sie zeigen Charakter, Persönlichkeit und Weisheit.«
»Schmeicheleien kommen immer gut an«, murmelte Claudia, die sich Melodys Hand derart deutlich bewusst war, dass alle Nerven in ihrem Körper angespannt zu sein schienen. Allerdings einige davon mehr als andere. »Würde ich jetzt ein Höschen tragen, läge der Verdacht nahe, dass du mit derartigen Komplimenten da hineinkommen möchtest.«
Melodys gerötete Wangen wurden noch röter, sie wirkte nun wie eine voll erblühte Rose. »Ich glaube, dass ich genau das will.«
Wieder küssten sie einander, wobei sie sich diesmal mehr Zeit nahmen und mehr auf die andere achteten. Melodys Hand glitt über Claudias Körper und suchte den Weg zu einem bisher unerforschten Territorium. Claudia spürte die Fingerspitzen ihrer Freundin, wie sie über ihre Schamhaare strichen und nach einem kurzen Zögern zu den süßesten und zartesten Zonen des Körpers vordrangen.
»Was mache ich als Nächstes?«, flüsterte Melody. Ihre Lippen erkundeten währenddessen Claudias Kinn, während ihre Finger, die sich auf einmal nicht mehr rührten, auf eine Erlaubnis oder eine Anweisung zu warten schienen. »Soll ich dich streicheln? Willst du das?«
Claudia war noch nie mit einer Frau auf diese Weise zusammen gewesen, wenn man einmal von dem gestrigen, hoch erotischen Beisammensein mit Beatrice absah.
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