Haus der Sünde
Gibt es eine
bestimmte Art, jetzt fortzufahren, dachte sie und musste über diese Frage innerlich lächeln. Einen Verlaufsplan, wer was zu tun hatte und wer als Erste an der Reihe war?
»Ja, das will ich«, erwiderte sie. Sie kam sich sehr mutig vor, so offen zu sagen, wonach sie sich sehnte und nicht darauf zu achten, was möglicherweise rücksichtsvoller gewesen wäre. Also schlug sie den Morgenmantel vollends auf, spreizte die Schenkel und war für einen kurzen Augenblick dankbar dafür, dass die regelmäßigen sportlichen Übungen ihre Zellulitis bisher in Grenzen gehalten hatten.
Tatsächlich kam es ihr noch wichtiger vor, so vollkommen wie möglich zu wirken, wenn es um Melody ging, als sie das bei Paul empfand. Das war natürlich völlig irrational, denn Melody und sie hatten sich schon oft in Badeanzügen und Bikinis gesehen. Bisher hatte sie allerdings noch nie einen Gedanken daran verschwendet, wie Melody wohl ihren Körper betrachtete oder beurteilen würde.
Melody begann nun sehr behutsam weiter zu erkunden und die Intimzone zu durchforschen. Als sich ihr Mittelfinger ganz in der Nähe der Klitoris niederließ, vermochte Claudia ein Stöhnen nicht zu unterdrücken.
»Ja! Oh, Mel, das ist genau richtig«, ächzte sie, als Melody begann, zuerst langsam und dann immer schneller um diesen empfindlichen Punkt zu kreisen. Vertraute Gefühle bauten sich in Claudia mit einer Geschwindigkeit auf, die sie nicht für möglich gehalten hätte. Innerhalb weniger Sekunden klammerte sie sich an Melodys Schultern und zuckte vor Lust am ganzen Körper. Sie warf den Kopf zurück und stöhnte laut auf, als der Orgasmus über ihr zusammenschlug.
»Danke«, keuchte sie, als sie wieder zu Atem gekommen war. »Das war herrlich, Mel. Genau das Richtige. Es hätte nicht besser sein können, selbst wenn ich dir eine schriftliche Anleitung gegeben hätte.« Melody stimmte in ihr Lachen ein.
In der Stimme der jüngeren Frau klang auch ein glückliches Triumphgefühl mit.
»Und jetzt bist du dran«, erklärte Claudia ihrer Freundin. Sie war jedoch gerade dabei, Melody auszuziehen, als sie laute Schritte auf der Treppe hörten. Eine ziemlich unmelodische Reihe von Pfeiftönen brachte sie ganz aus dem Takt.
»Männer! Das ist doch wieder mal typisch«, zischte Claudia, als Melody entsetzt aufsprang und sie selbst panisch an ihrem Morgenmantel fummelte, um wieder so angezogen wie möglich zu wirken.
»Zumindest ist er so rücksichtsvoll, uns zu warnen«, bemerkte Melody mit leiser Stimme, während die seltsam schwer und zögerlich tönenden Schritte immer näher kamen.
Ja, das stimmt, dachte Claudia, der Pauls leichter und athletischer Schritt von Anfang an aufgefallen war. Wenn er nun einen solchen Lärm machte, um sein Kommen anzukündigen, geschah das ohne Zweifel aus gutem Grund. Es bedeutete wohl, dass er unglaublich einfühlsam und taktvoll war, um ihnen Zeit zu geben, ihre Post Mortem Analyse von Melodys Ehe zu beenden. Oder nahm er vielleicht an, dass sie anderweitig miteinander beschäftigt waren?
Claudia hätte sich über diese letzte Vermutung bestimmt ein paar Gedanken gemacht, wenn sie nicht so sehr von dem Anblick, den er bot, als er in der Tür erschien, aus dem Gleichgewicht geworfen worden wäre.
»So ist es besser!«, erklärte Paul und fuhr mit der Hand durch seine feuchten Haare. Mit vollkommener Lässigkeit trug er eine Jeans und einen hellblauen Pullover, wobei er darin so umwerfend und engelhaft aussah, als ob er nackt gewesen wäre.
»Möchtest du einen Cognac, Paul?«, fragte Claudia, wobei sie, als sie aufstand, darauf achtete, dass ihr Morgenmantel nichts mehr enthüllte. Pauls rascher Blick zeigte ihr, dass er ihre
Vorsichtsmaßnahme bemerkt hatte, und sein leichtes Grinsen schien zu sagen, dass er wusste, warum sie so handelte.
»Ja«, antwortete er, zögerte einen Moment und fuhr dann fort: »Ich hätte gern einen, aber ich bin mir nicht sicher, welche Wirkung der Alkohol auf meinen verwirrten Kopf haben wird.«
»Wie wäre es dann mit einem Cognac mit Ginger Ale?«, schlug Melody vor. Sie wirkte ein wenig schüchtern. »Nicht viel Cognac, aber dafür umso mehr Ginger Ale? Ich bin mir sicher, dass Ihnen ein solcher Drink nicht schadet.«
»Klingt gut!«, sagte Paul, dem dieser Kompromissvorschlag offenbar zusagte.
Claudia schenkte ihnen allen ein, wobei sie mit dem Cognac zurückhaltend war, ihn also stark mit Ginger Ale abschwächte. Die Atmosphäre, die im Wohnzimmer herrschte, war ohnehin
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