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Haus des Schreckens

Haus des Schreckens

Titel: Haus des Schreckens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marco Sonnleitner
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›wieder so eine Geistererscheinung. Lächerlich! Was soll dieser Klamauk? Was will man uns weismachen? Oder will man uns Angst machen? Uns abschrecken?‹ Justus robbte mittlerweile auf allen vieren über den Boden. ›Aber wieso? Und wovon?‹
    Der Erste Detektiv lief zurück in die Besenkammer, holte die kleine Trittleiter, die er dort gesehen hatte, und wandte sich der Decke zu. Er überprüfte jede einzelne der Gipskassetten, aus denen die Deckenverkleidung bestand, versuchte sie anzuheben, klopfte sie auf Hohlräume ab, aber vergebens. Auch hier fand er keinen geheimen Ausstieg.
    »Das ist doch unmöglich! Hier muss doch irgendetwas sein!« Justus ließ sich auf die Stufen der Leiter sinken und vergrub den Kopf in den Händen. »Jetzt noch einmal ganz langsam. Der Geheimgang soll hier beginnen. Wir wissen bereits das mit dem Sonnenschein und dem Besenstiel.« Er stutzte und hob den Kopf. »Mensch, ich Idiot! Warum habe ich nicht gleich daran gedacht!«, schalt er sich. »Anstatt planlos hier herumzusuchen.«
    Erneut begab er sich in den Geräteraum und kehrte diesmal mit dem Besen zurück, den er ursprünglich hatte holen wollen. Rasch zog er die Bürste aus der Halterung und stellte sich mit dem Stiel in der Hand vor das Landschaftsmosaik.
    »So, Besenstiel und Sonnenschein. Was, Mrs Marriott, haben Sie damit gemeint?«
    Justus hielt den Holzstab in die Höhe, drehte ihn hin und her, suchte nach Auflagen, überprüfte sogar den Schatten, den der Stiel auf das Mosaik warf. Aber ihm fiel nichts auf.
    »Vielleicht doch das Loch?«, fragte er sich.
    Vorsichtig steckte er den Stiel in die kleine Öffnung in der Mitte der Sonne. Er ließ sich gut dreißig Zentimeter hineinschieben. Doch auch diesmal klickte nichts, nichts öffnete sich, der Stab ragte einfach nur aus der Wand.
    »Das gibt es doch nicht!«, ärgerte sich Justus. »Irgendwo muss doch hier etwas sein!«
    Er trat ein paar Schritte zurück und sah sich noch einmal ganz genau in dem Saal um. Hatte er etwas übersehen? Aber so, wie er das beurteilte, hatte er wirklich alles untersucht. Und nichts hatte sich getan, gar nichts. Das Einzige, das anders war als vorher, war ein Holzstiel, der aus einem Mosaik ragte.
    Plötzlich runzelte Justus die Stirn. Wenn er die Richtung des Stabes verfolgte, fiel ihm auf, dass er auf die gegenüberliegende Wand zeigte. Dorthin, wo das schwarze Mosaik mit den vielen Sternen war.
    »Könnte als Hinweis gedacht sein«, murmelte er und ging hinüber.
    Er zählte die Sterne, die aus unzähligen kleinen, weißen Steinen bestanden.
    »13, natürlich. Und mit jeweils«, er zählte die Zacken eines der Sterne durch, »13 Zacken. Wer hätte das gedacht?«
    Die Zahl der einzelnen Mosaiksteinchen, die in dem ganzen Wandbild verarbeitet worden waren, konnte er nicht einmal schätzen. Es mussten Abertausende sein.
    »Wenn der Mechanismus nur durch einen einzigen Stein ausgelöst wird, dann gute Nacht.«
    Justus seufzte schwer. Wenn er den Besenstiel als Hinweis richtig deutete und sich der Zugang zum Geheimgang hier in diesem Mosaik verbarg, dann konnte er gleich aufgeben. Jeden einzelnen Stein abzutasten, würde Stunden dauern. Außerdem war die Gefahr groß, sich zu verzählen, da die meisten Steinchen pechschwarz waren. Und dann konnte er jedes Mal von vorne beginnen.
    Auf einmal fiel ihm etwas ein. Er holte die Karte mit dem Gedicht hervor und las noch einmal die letzten beiden Verse: »Dort Petra Scessage findet sich, indem ich selbst betrüge mich.«
    Justus ließ die Karte sinken. »Der Geheimgang findet sich, indem sie sich betrügt, hm. Wenn ich davon ausgehe, dass Mrs Marriott dieses Gedicht wirklich für sich als eine Art Gedächtnisstütze geschrieben hat, würde das bedeuten, dass sich Mrs Marriott betrügt. Aber was meint sie damit? Durch welchen Selbstbetrug soll es ihr möglich sein, den Geheimgang zu finden?«
    Tief konzentriert starrte Justus vor sich hin, starrte dabei, ohne sie wirklich zu sehen, die Wand mit den Sternen an. Er versuchte, sich Möglichkeiten vorzustellen, wie man sich selbst betrügen konnte, aber schon hier stieß er auf Schwierigkeiten. Wie, zum Teufel, sollte das gehen? Man merkt es doch, wenn man sich betrügt, und spätestens dann funktioniert der Betrug nicht mehr. Betrügen kann man doch nur jemand anderen. Oder dachte er in eine ganz falsche Richtung? Musste man die Verse völlig anders lesen?
    Justus blinzelte. Für einen ganz kurzen Moment hatte er den merkwürdigen Eindruck gehabt, etwas

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