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Haus des Schreckens

Haus des Schreckens

Titel: Haus des Schreckens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marco Sonnleitner
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künstliche Weinreben emporrankten. Genau gegenüber führte eine weiß lackierte Tür wieder aus dem Saal.
    »Also lass uns das Liebesnest suchen.« Wieder zückte Bob den Block. »Irgendwo hier drin muss der Geheimgang beginnen.«
    »Liebesnest.« Justus sah auf den Zettel und fing wieder damit an, seine Unterlippe zu kneten. »Esel … Stiel … Biene … Niete … Besen …«
    »Besenstiel!«, fiel ihm Bob ins Wort. »Das passt! Besenstiel!«
    »Stimmt! Du hast Recht!« Justus blickte sich in dem Raum um. »Aber auf Anhieb entdecke ich hier keinen Besenstiel oder etwas Ähnliches.«
    Bob winkte ab. »Lass uns weitermachen. Vielleicht wird es klar, wenn wir den Rest gelöst haben. Ochsen sinnen«, murmelte er vor sich hin und schrieb die Wörter gleichzeitig auf den Block. »Mal sehen, was das ergibt.«
    »Und zwar zwischen Reben«, ergänzte Justus. Er betrachtete die zahlreichen Weinreben an den Wänden und suchte nach etwas dazwischen, was dem Anagramm einen Sinn geben könnte. »Dieses Mosaik da hängt genau in der Mitte von diesen zwei Plastikweinstöcken.« Der Erste Detektiv ging darauf zu. »Eine Landschaft, Berge, ein Fluss, darüber eine Sonne mit«, er ging noch näher heran, »einem Loch in der Mitte? Wieso ist da ein Loch in der Sonne?«, wunderte er sich.
    »Sonne!«, rief Bob und tippte auf den Block. »Sonne passt! Und der Rest ergibt«, er überlegte kurz, »Schein! Sonnenschein ist die Antwort!«
    Justus steckte vorsichtig einen Finger in das Loch und tastete darin herum. »Dadrin ist nichts«, sagte er, »kein Knopf, kein Hebel. Aber es geht ziemlich weit rein, ich kann das Ende nicht fühlen.« Er zog den Finger wieder zurück. »Besenstiel, Besenstiel, hm.« Plötzlich kam ihm eine Idee. »Warte kurz hier, Bob, bin gleich wieder da!«
    »Wo willst du hin?«
    »Rüber in die Besenkammer.«
    »Ja«, ging Bob ein Licht auf, »natürlich!«
    Mit ein paar Schritten war Justus an der Tür, durch die sie den Saal betreten hatten, und lief zurück in den Geräteraum. Die Tür ließ er angelehnt. Schnell stieg er über Eimer und Putzwägen hinweg, wuchtete den Staubsauger zur Seite und räumte einige andere Gegenstände aus dem Weg, um zu einem Besen zu gelangen, der dahinter eingeklemmt war. Plötzlich hörte er aus dem Saal eine dunkle, dröhnende Stimme.
    »Hier lebe ich!«
    Justus überlief ein eiskalter Schauer, und er verharrte eine Sekunde wie versteinert. Dann wühlte er sich hektisch aus den hervorgeräumten Gerätschaften, hetzte zur Tür und sprang in den Saal.
    Er sah es mit einem Blick: Bob war verschwunden!

… indem ich selbst betrüge mich …
    »Bob!«, schrie Justus aufgewühlt. »Bob, wo bist du?«
    Er rannte durch den Saal und warf sich gegen die Tür auf der anderen Seite. Sie war verschlossen. Er sah hinter jede Säule, in jede Ecke und Nische – nichts. Bob war verschwunden.
    »Mist! So ein Mist!«, fluchte Justus. »Was zum Teufel ist hier los? Bob!«, rief er noch einmal, während er sein Walkie-Talkie aus dem Gürtel zerrte. »Peter! Hallo, Peter, bitte kommen! Schnell!«
    Nur ein leises Rauschen drang aus dem Sprechfunkgerät.
    »Peter! Hörst du mich? Hallo?«
    Der Apparat blieb stumm.
    »Auch das noch!« Justus ballte zornig die Faust. »Kein Empfang hier drin.«
    Er hastete in die Besenkammer und versuchte es von dort aus, hatte aber ebenfalls keinen Erfolg. Eine Sekunde überlegte er, ob er sich noch weiter entfernen sollte, verwarf den Gedanken jedoch sofort wieder. Er durfte nicht zu viel Zeit vergeuden und musste allein nach Bob suchen. Vielleicht war er ja noch in der Nähe.
    Justus lief zurück in den Saal. »Geh systematisch vor, geh systematisch vor!«, befahl er sich und versuchte, seine Aufregung unter Kontrolle zu bringen. »Bob kann sich nicht in Luft aufgelöst haben. Hier muss es einen anderen Ausgang geben. Vielleicht hat er ja zufällig den Geheimgang entdeckt, ist reingegangen und kann mich jetzt nicht mehr hören.« Doch an diesen letzten Gedanken glaubte der Erste Detektiv nicht wirklich.
    Er begann zu seiner Rechten und klopfte die Wände so sorgfältig, aber auch so schnell wie möglich, ab. Dann lugte er hinter die Bilder und untersuchte die Statuen. Nichts. Kein geheimer Mechanismus. Die Minuten verrannen. Und von Bob keine Spur.
    »Bob, verdammt, wo bist du?«
    Die Stille des Saales lastete wie Blei auf Justus. Wenn wenigstens diese Stimme noch einmal zu hören wäre!
    ›Die Stimme‹, überlegte Justus, während er fiebrig weitersuchte,

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