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Haus des Todes

Haus des Todes

Titel: Haus des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P Cleave
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Wären sie nüchtern, wüssten sie das. Wahrscheinlich wissen sie es sogar in betrunkenem Zustand. Das Problem ist nur, dass die Polizei zu wenig Leute hat und ihnen nichts anderes übrig bleibt. Und was auch passiert ist, es muss so wichtig sein, dass sich all diese
Detectives außerhalb der Dienstzeit in die eintreffenden Großraumtaxis zwängen.
    »Sagst du mir jetzt, was los ist?«, frage ich, während ich Schroder zum Parkhaus begleite.
    »Oh Mann, ich muss dringend pissen.«
    »Ich warte hier.«
    »Geht schon. Ich kann’s aushalten.«
    »Wo fahren wir hin?«
    »Ich muss noch jemanden anrufen«, sagt er und zückt sein Handy. Wir fahren mit dem Aufzug ins Obergeschoss, und er lehnt sich gegen die Wand, nimmt alle paar Sekunden sein Handy vom Ohr und betrachtet es eingehend. »Kein Netz«, sagt er.
    Kurz darauf erreichen wir meinen Wagen.
    »Funktioniert das Ding hier überhaupt?«, fragt er und zerrt am Gurt des Beifahrersitzes.
    »Keine Ahnung. Ich hab bisher noch niemanden mitgenommen.«
    »Hast du irgendeine Wette verloren?«
    »Was?«
    »Fährst du deshalb diese Karre?«
    »Du kannst auch gerne laufen.«
    »Wäre vielleicht sicherer. Und schneller.«
    »Und trockener. Sag mir einfach, wo’s hingehen soll.«
    »Zur Seniorensiedlung.«
    »Welche?«, frage ich, während ich die Rampe ins Erdgeschoss hinunterfahre.
    »Was soll das heißen, welche? Scheiße … wart mal, ich muss kurz nachdenken. Zur … ah, Scheiße, Moment.« Er
hat bereits eine halbe SMS geschrieben, um es herauszufinden, als es ihm wieder einfällt. »Lakeview Homes. Weißt du, wo das ist?«
    »Hör zu, Carl, ich halte es für keine gute Idee, dass du da hinfährst.«
    »Ich hatte nur ein paar Bierchen, Theo.«
    »Du warst gerade bei Nummer vier. Und das sind vier zu viel.«
    »Herrgott, ich hätte mit den anderen fahren sollen.«
    »Und dann? Um wie die anderen deinen Job zu verlieren?«
    »Vergiss es. Scheiße, Mann, wer soll uns denn ersetzen?«
    Das leuchtet mir ein. Ich fädle mich in den Verkehr ein, und eines der Taxis voller Cops schneidet mir den Weg ab und fährt mir fast in die Seite. Ich drücke auf die Hupe, doch sie funktioniert nicht. Inzwischen hat ein leichter Sprühregen eingesetzt, und ich schalte die Scheibenwischer ein. Der auf Schroders Seite arbeitet sich mit kurzen, ruckartigen Bewegungen nach oben, wo er kurz vibriert und dann stehen bleibt. Schroder klopft von innen gegen die Windschutzscheibe.
    »Meine Güte, Tate, hast du nichts Besseres gefunden als diese Karre?«
    »Sagst du mir jetzt endlich, worum es geht?«
    »Du weißt es doch längst«, sagt er. »Deshalb wurden so viele von uns angerufen.«
    Er hat recht, ich weiß es. »Wer ist das Opfer?«
    »Ein Typ namens Herbert Poole. Offensichtlich hat man Hackfleisch aus ihm gemacht.«

    Seit der Fahrt zum Popular Consensus hat der Verkehr zwar nachgelassen, doch bei dem Regen geht es trotzdem nur langsam vorwärts. An der Kreuzung vor uns ist die Ampel ausgefallen, die Hälfte der Fahrer überquert sie wie in einem Kreisverkehr, die andere Hälfte hat es eilig und beachtet kaum die Vorfahrt. Das Wasser aus den Rinnsteinen überflutet die Straße. Es sind noch zwanzig Minuten Fahrt bis zu den Lakeview Homes. Die meiste Zeit hockt Schroder mit nach hinten gelehntem Kopf und den Händen vorm Gesicht in seinem Sitz, und nur sein gelegentlicher Schluckauf deutet daraufhin, dass er noch wach ist. Es hört wieder auf zu regnen. Aber die Sterne sind immer noch nicht zu sehen.
    Zur einen Seite der Lakeview Homes erstrecken sich ein Waldgebiet und mehrere Wiesen, die sich in der Dunkelheit verlieren. Dahinter liegt ein Golfplatz, auf dem man zweihundert Dollar pro Runde löhnen muss; so spät am Abend ist dort niemand mehr. Auf dieser Seite des Waldes grenzt die Seniorenanlage an einen Vorort, durch den eine lang gezogene Zufahrt zur Hauptstraße führt. Trotz seines Namens liegt das Heim keineswegs in der Nähe eines Sees. Das nächstgelegene Gewässer befindet sich sechs Blocks entfernt in einer Sporthalle mit Swimmingpool. Am Tatort stehen bereits ein halbes Dutzend Streifenwagen und ein Taxi. Mehrere Detectives laufen im Gänsemarsch auf ein Feld zu und verschwinden hinter einer Reihe großer Bäume, um ihre Blase zu entleeren, und die Scheinwerfer leuchten ihnen den Weg.
    »Mein Gott«, sage ich, und Schroder setzt sich auf und
schaut den Kollegen hinterher. »Alle Detectives sind hier, und alle sind betrunken.«
    »Das ist nicht unsere Schuld. Woher sollten wir

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