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Haus des Todes

Haus des Todes

Titel: Haus des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P Cleave
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klaren Kopf zu kriegen. Die Kriminaltechniker sind bereits unterwegs, in ein paar Minuten müssten sie hier sein.«
    »Und die anderen?«
    »Die anderen pfeifen sich Kaffee und Minztabletten rein, damit sie mit der Befragung beginnen können. Sie dürfen sich diesem Zimmer nur bis auf zehn Meter nähern.«
    »Du solltest sie nach Hause schicken, Carl, und am besten fährst du ebenfalls.«
    »Ich weiß. Aber was dann? Soll ich morgen wiederkommen und hoffen, dass bis dahin alles gut geht? Irgendjemand muss sich um das hier kümmern, Tate.«
    »Wenn ihr bleibt, könnt ihr alle euren Job verlieren.« »Sicher, und dann muss die Polizei dich wieder einstellen, was? Sie brauchen ja zumindest jemanden fürs Telefon.«
    »Alles, was du jetzt herausfindest, kann vor Gericht nicht verwendet werden, wenn jemand Wind davon kriegt, dass du betrunken warst«, erkläre ich ihm.
    »Ich bin nicht betrunken, und wenn wir jetzt nichts unternehmen, ist der Fall in vierundzwanzig Stunden womöglich so kalt wie mein letztes Bier.«
    »Du solltest nicht hier sein.«
    »Du auch nicht. Aber ich bin Realist, Tate, und jetzt gerade könnte ich deine Hilfe gut gebrauchen.«
    »Das zeigt nur, wie betrunken du bist«, sage ich.
    Er kniet sich neben die Couch, um das Gesicht des Mannes näher zu betrachten. »Herbert Poole mit e am
Ende hat seit acht Jahren hier gelebt«, sagt er, und er klingt dabei tatsächlich nüchtern. Vor der Tür, in der Ferne, füllt sich eines der Großraumtaxis erneut mit Polizisten, darunter Detective Kent. Vielleicht fahren sie los, um Kaffee und Doughnuts zu holen. »Er hatte jede Menge Freunde und keine Feinde, und selbst wenn ihn hier jemand nicht mochte, dann hätte er ihm das wohl auf andere Weise zu verstehen gegeben. Er hätte seine Rosen abgeschnitten oder an seiner Gehhilfe ein Bein abgesägt.«
    Auf Herberts Stirn stehen die Worte Es war dir egal . »Vielleicht eine Exfrau?«, frage ich.
    »Gibt es nicht. Er war verwitwet.«
    »Eine Exfreundin? Ein Sohn, mit dem er nicht klarkam? Es kann alles Mögliche bedeuten.«
    Das Wohnzimmer ist mit jener Art von Erinnerungsstücken vollgestopft, die ein Familienangehöriger in ein oder zwei Wochen in Kisten packen wird, um sie bei sich für eine Weile wieder aufzustellen, bevor sie dann in irgendeiner Ecke landen. Fotos von Kindern und Enkelkindern, im Park, am Strand, bei Sportveranstaltungen. Wenn wir in einem Harry-Potter-Roman wären, würden die Menschen auf den Fotos jetzt losheulen und uns erzählen, was heute Abend in diesem Zimmer passiert ist. Auf dem Couchtisch stehen eine halb leere Bierdose und ein flacher Teller, und abgesehen von dem ganzen Blut ist der Rest des Zimmers in einem makellosen Zustand. Zu Lebzeiten war Herbert Poole mit e am Ende ein ordentlicher Mensch.

    »Laut Geschäftsführer des Heims hat er zwei Kinder«, sagt Schroder. »Seine Frau ist vor zehn Jahren an einem Hirntumor gestorben. Wir werden mit seinen Kindern reden. Ich weiß nicht, vielleicht war eins von ihnen sauer auf Dad.«
    Für ein paar Sekunden sagen wir beide nichts, wir müssen die Tragödie um Herbert Poole und seine Familie erst einmal verdauen.
    »Wurde irgendwas entwendet?«, frage ich.
    »Mensch, Tate, das kann ich doch jetzt noch nicht sagen.«
    Herbert Pooles Kopf ist nach hinten gegen die Seitenlehne des Sofas geneigt. Ein Arm ist hinter seinem Rücken eingeklemmt, der andere ruht in seinem Schoß, und sein Körper liegt mehr oder weniger auf der Seite. Sein Gesicht ist in Richtung Wand gedreht, wo von einem vielleicht vierzig Jahre alten Foto er und seine Frau auf ihn herabblicken. Allerdings haben seine Züge auf dem Foto nichts mit denen des toten Mannes gemein. Wahrscheinlich war es für Herbert Poole ein tröstlicher Anblick, während das Leben aus ihm wich.
    »Irgendwelche Vermutungen? Irgendeine Idee?«, fragt Schroder.
    »Den Flur hinunter und wieder zurück verlaufen blutige Fußspuren«, sage ich und betrachte die Flecken auf dem Teppich. »Der Mörder ist durchs Haus gelaufen, weil er was gesucht hat.«
    »Zieh die hier an«, sagt Schroder und reicht mir ein Paar Latexhandschuhe.

    Ich gehe durch das Wohnzimmer, wobei ich darauf achte, nicht ins Blut zu treten, und dann weiter in den Flur. Die Fußspuren führen ins Badezimmer. Die Wände in der Dusche sind nass, und zusammengeknüllt auf dem Boden liegen eine Hose und ein Hemd. Ich stochere darin herum, hebe sie an, bis ich Blut sehen kann. Daneben liegt ein feuchtes Handtuch. Der Mörder hat hier

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