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Hausbock

Hausbock

Titel: Hausbock Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Auer
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aus
Sicher-heitsgründen zum Einsturz gebracht werden.
    »Na, Mike, hier ist was geboten«, hörte er plötzlich eine vertraute
Stimme hinter sich.
    Er wandte sich um. Es war Hauptkommissar Manfred Huber, der Leiter
der Polizeiinspektion Eichstätt. Ein gemütlich wirkender, in langen
Dienstjahren ergrauter Landpolizist mit leichtem Hang zum Übergewicht. Er
reichte erst Hecht, dann Morgenstern die Hand.
    »Guten Morgen. Aber was heißt schon ›gut‹. Hier ist die Hölle los.«
Er deutete auf eine Wiese neben dem Haus, zu einer Stelle, die von zwei
Feuerwehrleuten behütet wurde. »Der Tote liegt dort drüben. Ursprünglich lag er
ganz nahe bei der Haustür. Ich habe ihn wegbringen lassen. Ging nicht anders.«
    »Ist es Dr. Ledermann, der Besitzer der Mühle?«, fragte Morgenstern.
    »Allem Anschein nach schon. Ein paar Feuerwehrleute aus der Umgebung
haben ihn vorläufig identifiziert.«
    »Sind vielleicht noch andere Menschen unter den Trümmern?«
    Huber zuckte mit den Schultern. »Es heißt, dass Ledermann allein
hier gewohnt hat. Der Bürgermeister war ziemlich schnell da und wusste zum
Glück ein bisschen was über die Verhältnisse in der Mühle. Hoffen wir, dass
Ledermann heute Nacht auch allein war.«
    »Wer hat den Brand gemeldet?«, fragte Hecht.
    »Gegen drei Uhr früh ist ein Bäckergeselle durchs Tal gefahren, auf
dem Weg zur Arbeit, damit die Leute am Sonntagmorgen ihre Semmeln kaufen
können. Da sieht er von der Staatsstraße aus, dass es brennt. Er hat sofort die
Notrufnummer gewählt, und seitdem ist hier der Teufel los. Die Integrierte
Leitstelle in Ingolstadt hat Mann und Maus alarmiert. Ich glaube, jeder im
Umkreis von fünfzehn Kilometern, der einen Feuerwehrhelm tragen kann, ist im
Einsatz.«
    »Ich seh’s«, sagte Morgenstern und blickte noch einmal auf den
Fuhrpark in Feuerwehrrot. »Aber mir scheint, dass hier von Anfang an nichts
mehr zu retten gewesen ist. Und Nachbarhäuser, die man schützen müsste, gibt es
auch nicht.«
    »So ist sie halt, unsere Leitstelle«, sagte Huber. »Die legen immer
noch eine Schippe drauf, damit sie auf der sicheren Seite sind.«
    »Und ins Haus kam keiner mehr rein?«, bohrte Morgenstern nach.
    »Nein, unmöglich. Bis die Feuerwehrler von den Nachbardörfern da
waren … Das kann keiner verantworten, dass da noch ein Rettungstrupp mit
schwerem Atemschutz ins Haus geht. Du hast selbst gesehen, wie der Giebel
runtergekommen ist. Der Kreisbrandrat hat ein klares Veto eingelegt, dass hier
einer den Helden spielt. Das ist die Schwarzmühle im Anlautertal, nicht der
Ground Zero in Manhattan.«
    »Wir würden uns den Toten gerne ansehen. Kommst du mit?«
    »Ungern. Aber es muss sein.«
    Zu dritt gingen sie zur Wiese, wo Ledermann unter einem Apfelbaum
aufgebahrt lag, gebettet auf eine goldbeschichtete Folie aus dem
Feuerwehrfundus. Der Körper war komplett mit Silberfolie zugedeckt, um den
Toten vor allzu neugierigen Blicken zu schützen.
    Morgenstern bückte sich und zog die provisorische Decke behutsam zur
Seite. Er erschauerte, und die beiden Feuerwehrmänner, die zuerst neugierig
zugesehen hatten, wandten sich abrupt ab. Rupert Ledermanns Gesicht war
überzogen von verkrustetem Blut. Über seine Stirn, von oben nach unten, zog
sich ein langer, tiefer Spalt, aus dem eine weißlich-rote Masse gequollen war.
Morgensterns erste Idee war, dass Ledermanns Kopf von einem Säbelhieb getroffen
worden war. Oder von einem breiten Beil, einer Streitaxt. Die Nase war bizarr
nach hinten gedrückt. Augen und Mund standen weit offen.
    Der Tote trug einen dunkelblauen, glänzenden Schlafanzug, über und
über mit dunklen Blutflecken besprenkelt. Die Füße waren nackt. Bis auf die
furchtbare Kopfwunde waren keine weiteren Verletzungen erkennbar. Aber das
musste nichts bedeuten.
    Morgenstern und Hecht warfen einen letzten Blick auf den Toten.
Hecht war es, der ihn wieder zudeckte.
    »Ich denke, das reicht fürs Erste.«
    Als sie etwas Abstand zu den Feuerwehrmännern gewonnen hatten,
fasste Morgenstern die Situation zusammen: »Irgendjemand hat Rupert Ledermann
heute Nacht aus dem Bett geholt und ihn dann erschlagen. Ihm mit irgendeinem
Werkzeug den Schädel gespalten. Das war eindeutig kein Unfall. Und anschließend
geht alles in Flammen auf.«
    Er blickte zurück zum Apfelbaum mit Ledermanns Leiche. »Ich frage
mich, warum er nicht unter den Trümmern liegt.«
    Er holte das Handy heraus und gab die wichtigsten Informationen an
die Zentrale in Ingolstadt durch. Unter anderem

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