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Hausbock

Hausbock

Titel: Hausbock Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Auer
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zurzeit wohnt. Bei
einem gewissen Andi, in einer Kommune. Du hast dir doch ihre aktuelle Adresse
aufgeschrieben, oder?«
    »Jetzt bist du wieder froh um mich, nicht wahr?«, frotzelte Hecht
und blätterte in seinem Notizblock weit zurück. »Raphaela Ledermann, da habe
ich sie doch schon. Wohnt vorübergehend in Raitenbuch, Jurastraße 25.«
    »Bingo!«, triumphierte Morgenstern. »Unsere Adresse in Raitenbuch
ist die Jurastraße 25. Und rate mal, wen der Herr Amtsrichter verknackt
hat?«
    Hecht beugte sich zu ihm herüber und blickte auf das Blatt.
»Bachmeier, Andreas.«
    »Andreas, genannt Andi«, sagte Morgenstern und kramte mühsam seine
Erinnerungen an den Vorabend zusammen. »Dieser Bachmeier ist an der Uni und
studiert Biologie. Und ihm gehört das Haus, in dem die ganze Bagage wohnt.«
    »Gib mal her.« Hecht riss das Blatt an sich. »Das ist doch nicht
möglich, dass der alte Ledermann ausgerechnet einen Freund seiner Tochter
verknackt.«
    »Vielleicht war er sogar ihr Freund«,
sagte Morgenstern nachdenklich. »Lies schon vor, worum ging es denn in diesem
Fall?«
    Hecht überflog das Blatt. »Warum überrascht mich das jetzt nicht?
Verstoß gegen das Betäubungsmittelgesetz, Handel mit Betäubungsmitteln in nicht
geringem Umfang.«
    »Dieser Andi hat also mit Drogen gedealt«, sagte Morgenstern. »Und
was hat ihm der Amtsrichter verpasst?«
    »Zwei Jahre ohne Bewährung«, referierte Hecht. »Das ist happig. Anscheinend
sind das ziemliche Mengen Stoff gewesen, die über seinen Tisch gegangen sind.«
    »Ein Dealer auf der Jurahöhe«, sagte Morgenstern.
    »Und die missratene Tochter des Amtsrichters geht bei ihm ein und
aus«, führte Hecht den Gedanken fort.
    »Der Herr Papa sieht rot und lässt das Fallbeil sausen«, folgerte
Morgenstern. »Steht da drauf, von wann dieses Urteil ist?«
    Hecht fuhr mit dem Zeigefinger die Zeilen ab. »Hier hab ich es.
Moment: von vor zwei Jahren, Pi mal Daumen.«
    Morgenstern pfiff die Melodie eines Martinshorns. »Dann ist er seit
ein paar Monaten auf Bewährung wieder draußen.«
    »Um die anderen vier Fälle sollen sich die Schwabacher kümmern«,
entschied Hecht und rief in der Ingolstädter Zentrale an, um alles Nötige in
die Wege zu leiten. »Aber diesen Typen in Raitenbuch knöpfen wir uns selbst
vor«, teilte er den Kollegen mit. »Der Bursche ist Chefsache.«
    Steil ging es von der Stadt übers Buchtal hinauf auf die Jurahöhe.
Pferdekoppeln und ocker glänzende Steinbruchhalden säumten ihren Weg. Hinter
Preith bog Hecht in Richtung Weißenburg ab, sie kamen durch Seuversholz mit den
riesigen silberfarbenen Getreidesilos des Raiffeisenlagerhauses. Bei Petersbuch
und Kaldorf sahen sie zu beiden Seiten der Straße Steinbrüche, aus denen Juramarmor
in großen Quadern gebrochen wurde. Ein Hinweisschild zeigte an, dass sie gerade
den Limes überquerten, die einstige römische Grenzbefestigung gegen die
Germanen.
    »Ich sehe da nichts davon«, sagte Morgenstern.
    »Ich tippe mal, das soll diese schnurgerade Hecke sein«, gab Hecht
zurück, ohne den Fuß vom Gaspedal zu nehmen.
    Wenig später, mitten in freier Flur, stand ein kleines Schild mit
dem Hinweis »Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen« und dem Landkreiswappen. Gelbe
Getreidefelder wogten, der karge Juraboden eignete sich ideal für den Anbau von
Braugerste. Sie passierten das Dörfchen Reuth am Wald. Morgenstern fiel am
Ortseingang ein wuchtiges, hingeducktes Jurahaus auf, mit Legschieferdach und
auf den Putz gemalter schlichter Bänderung. Er drehte sich um: ein Bauernhof.
Hoffentlich träumte Fiona nicht von so einem Anwesen. Was zum Geier sollten die
Morgensterns in einem Dorf, das den Wald schon im Namen führte?
    Nach zweieinhalb Kilometern war Raitenbuch erreicht. »Jurastraße 25«,
sagte Hecht. »Halt mal die Augen offen.«
    Sie kamen an der Kirche vorbei. »He, die sind ja sogar katholisch«,
stellte Hecht fest, als er das gelbe Hinweisschild auf den Sonntagsgottesdienst
entdeckte.
    »Na und?«, fragte Morgenstern.
    »Ich dachte, ab der Grenze wären alle lutherisch.«
    »So kann man sich täuschen, wenn man immer bloß seine oberbayerische
Brille aufhat, Spargel. Stell dir vor, ich komme aus Nürnberg und bin auch
katholisch.«
    »Na, du bist ja auch nicht ganz normal.«
    »Schau mal, da haben wir sie ja schon, die Jurastraße.« Im rechten
Winkel führte sie von der Dorfstraße in Richtung Norden. »Nummer 25. Das
ist noch ein ganzes Stück. Wahrscheinlich am Ortsrand.«
    So war es. Andi Bachmeiers

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