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Hausbock

Hausbock

Titel: Hausbock Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Auer
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komplizierter, aber
im Wesentlichen läuft es darauf hinaus. Hylotrupes bajulus, der Hausbock.«
    »Der Hausbock?«, wiederholte Hecht. »Und was ist das?«
    »Ein Bockkäfer. Ein weitverbreiteter Schädling in Bauholz. Ich mache
Versuche mit ihm, die Bauwirtschaft ist an meinen Ergebnissen sehr
interessiert. Aber deswegen sind Sie bestimmt nicht aus Ingolstadt
hierhergekommen.«
    »Nein, Herr Bachmeier. Es geht uns, wie Sie sich denken können, um
den Tod von Dr. Ledermann aus der Schwarzmühle.«
    »Natürlich. Amtsrichter Dr. Ledermann. ›Der Doktor gehört zum
Namen. Nehmen Sie Haltung an, junger Mann!‹«, sprudelte es aus Bachmeier
heraus.
    »Aha, wir verstehen uns«, sagte Morgenstern. »Wir sind wegen Ihres
Prozesses hier, damals, vor … wann war es gleich wieder?«
    »Das wissen Sie anscheinend schon, also reden Sie nicht um den
heißen Brei herum. Vor zwei Jahren war das. Ich bin erst seit einem halben Jahr
wieder raus aus dem Knast. Es ist klar, dass ich diesen Rechtsverdreher in
schlechter Erinnerung habe. Diesen reaktionären Knacker.«
    Bachmeier zog ein Päckchen Tabak aus der Brusttasche seines
rot-schwarz gewürfelten Holzfällerhemds und begann, eine Zigarette samt Filter
zu drehen. Es wurde trotz der zweifellos vorhandenen Routine ein kümmerlicher
Glimmstängel. Gierig nahm er einen Zug, sog den Rauch tief ein und blies ihn
dann langsam in Morgensterns Richtung.
    Morgenstern rümpfte die Nase. »Er hat sie hinter Gitter gebracht.
Wegen irgendwelcher Drogengeschichten. Was genau haben Sie angestellt?«
    »Wundert mich, dass Sie das noch nicht selbst nachgesehen haben.
Aber von mir aus: Wir, hauptsächlich ich, haben hinter dem Haus eine Plantage
angelegt.«
    »Cannabis?«, fragte Morgenstern.
    »Nein, Chiquita-Bananen.«
    »Schon gut. Und dann?«
    »Hinten, im Maisacker. Der Acker gehört mir, bewirtschaftet wird er
von einem Freund hier aus dem Dorf. Der hat nicht viel nachgefragt, was ich da
zwischen seine Stängel gepflanzt habe.«
    »Und dafür landet man im Knast?«, fragte Morgenstern.
    »Die Menge macht’s in so einem Fall«, sagte Bachmeier knapp. »Irgendwer
hat mich verpfiffen. Da kam die Polizei, ei, was ist denn das …« Er
drückte seinen Zigarettenstummel energisch in einem überquellenden Aschenbecher
aus. »Der Stoff wurde geerntet, getrocknet, sie haben ihn gewogen, seine
Inhaltsstoffe ermittelt … Es hat sich dann herausgestellt, dass die
Qualität hervorragend war. Mein Pech, wir hatten einen Jahrhundertsommer.
Bestes Juragras, von der Sonne verwöhnt. Ich hatte die kritische Masse knapp
überschritten.«
    Morgenstern schaute Bachmeier spöttisch an. »Für den Eigenverbrauch
war es dann zu viel?«
    »Nur ein bisschen zu viel. Das waren doch nur Peanuts. Aber nicht in
den Augen von Richter Gnadenlos. Und ich versichere Ihnen: Ich habe meine
Lektion gelernt. Dahinten«, er deutete in Richtung Maisacker, »wächst heute nur
noch Viehfutter.«
    Morgenstern rieb sich die Nase. »Wenn Sie bloß ein paar Pflanzen
hatten: Warum hat Sie Richter Ledermann ins Gefängnis geschickt wie einen
Schwerverbrecher? Warum haben Sie keine Bewährung bekommen?«
    »Ledermann …«, sagte Bachmeier bedächtig. »Wussten Sie, dass ich
damals, vor dem Prozess, mit Raphaela, mit seiner Tochter, zusammen war?«
    »Das wundert mich nicht«, meinte Morgenstern. »Schließlich wohnt sie
auch jetzt wieder vorübergehend hier im Haus.«
    »Hier wohnen viele Leute, mal der eine, mal der andere. Aber mit
Raphaela war das etwas Ernsteres. Ich war sogar ein paarmal unten in der Mühle,
habe sie daheim abgeholt. Im Haus selbst war ich aber nie.«
    »Warum nicht?«
    »Weil mich der Alte nicht mochte. Von Anfang an nicht.« Wieder
drehte sich Bachmeier eine Zigarette.
    »Und als dann Ihre Mini-Plantage aufgeflogen ist, war ausgerechnet
Amtsrichter Ledermann für Ihren Fall zuständig«, resümierte Hecht.
    »Mann, sind Sie blöd«, sagte Morgenstern unbarmherzig. »Sie kannten
den Richter, er kannte Sie. Sie wussten, dass er Sie nicht leiden konnte. Das
war ein glasklarer Fall von Befangenheit. Sie hätten den Richter ablehnen
können. Haben Sie das Ihrem Anwalt nicht gesagt?«
    Die Stube verwandelte sich zunehmend in einen Räucherofen.
    »Ich habe mich getäuscht. Ich hatte gehofft, dass die Sache in die
entgegengesetzte Richtung läuft. Dass ich wegen Raphaela von ihm einen Bonus
bekommen würde. Das hat mein Anwalt auch vermutet.«
    »Autsch«, sagte Morgenstern. »Eine grobe

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