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Hausbock

Hausbock

Titel: Hausbock Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Auer
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Schneidts
psychologischer Mottenkiste war, denn in den speckigen Polstern dieses
unbequemen Schlafsofas geriet man zwangsweise in eine devote Sitzhaltung. Das
Möbelstück hatte im Wortsinne eine erniedrigende Funktion, während Adam
Schneidt sich in einem schwarzen Chefsessel nach Herzenslust drehen und wenden
konnte.
    »Geben Sie mal her«, sagte er, als sie sich aufs Sofa gequetscht hatten,
und streckte die Hand nach Hechts schriftlicher Zwischenbilanz aus. Er nahm
hinter seinem Schreibtisch Platz und überflog murmelnd die Zusammenfassung.
Hecht und Morgenstern verhielten sich mucksmäuschenstill.
    »Dieser Brandstifter ist abgetaucht?«, fragte Schneidt schließlich.
    »Könnte sein«, sagte Hecht. »Die ganze Sache ist ziemlich knifflig.«
    »Knifflig, knifflig«, äffte Schneidt ihn nach. »Wenn’s nicht knifflig
wäre, dann bräuchten wir keine Ermittlungen zu führen. Dann könnte ich zwei
Drittel meines Personals einsparen und hätte immer noch zu viele Leute. Starten
Sie eine Fahndung nach diesem Hofmeier und seinem Motorrad.«
    »Ich meine nur«, beharrte Hecht tapfer, »dass es nicht nur diesen
pyromanisch veranlagten Kevin Hofmeier gibt, sondern anscheinend allerhand
Leute, die auf Ledermann nicht gut zu sprechen waren. Und dann fliegt sein Haus
ausgerechnet kurz vor dem Tag in die Luft, an dem er es der Öffentlichkeit
zeigen will.«
    »Und was folgern Sie daraus, Hecht?«, bohrte Schneidt nach.
    »Ich denke mir, äh, ich meine, dass dieses Haus, dieser
Besichtigungstermin, der Schlüssel zur Lösung des Falls sein könnte. Meinst du
nicht auch, Mike?« Hilfesuchend sah Hecht Morgenstern an.
    »Genau, finde ich auch«, sagte der und versuchte mühsam, in seiner
eingeklemmten Sitzposition die Beine übereinanderzuschlagen.
    Schneidt hatte einen Bleistift genommen und damit begonnen, auf
Hechts Papieren herumzukritzeln.
    »Kümmern Sie sich um diesen Kevin. Wir wissen jetzt, dass er ein
Zündler ist. Stellen wir uns vor: Der Bursche macht sich an die Mühle ran,
vielleicht denkt er, dass gerade niemand zu Hause ist. Aber der Hausbesitzer
erwischt ihn auf frischer Tat. Es kommt zu einer Auseinandersetzung, und die
endet tödlich.«
    »Würde ein Pyromane Propangasflaschen verwenden?«, fragte Morgenstern.
    »Was fragen Sie mich?«, meinte Schneidt. »Auf jeden Fall brauchen
wir rasch Ergebnisse.«
    »Wir tun, was wir können«, versprach Morgenstern und entknotete
seine Beine. »Aber es wird schwierig werden. Wir sollten auch all die Leute
abklopfen, die mit den Urteilen des Richters nicht einverstanden waren. Das
sind ein halbes Dutzend Fälle.«
    »Lassen Sie sich von Kollegen helfen«, sagte Schneidt großzügig.
»Das ist doch anscheinend alles in Mittelfranken drüben. Da soll die Kripo in
Schwabach einsteigen und die Alibis überprüfen. Sie sind schließlich keine
Zielfahnder, die ihren Verdächtigen durch halb Europa hinterherreisen.« Er
blickte auf Hechts mittlerweile ziemlich verkritzelten schriftlichen Bericht.
»Und versuchen Sie, noch mehr über den Richter herauszufinden. Na los, worauf
warten Sie?« Schneidt machte eine wedelnde Handbewegung. Schwerfällig –
aber auch dankbar – erhoben sich die beiden von der ramponierten Couch.
    »Geben Sie mir umgehend Bescheid, sobald Sie etwas herausgefunden
haben«, befahl Schneidt.
    »Machen wir«, sagte Hecht.
    Im Hinausgehen warf Morgenstern noch einen Blick auf Schneidts
Kritzeleien, die er vom Sofa aus nicht hatte einsehen können. Im Wesentlichen
hatte der Chef immer wieder ein und dasselbe Motiv um Hechts Text gemalt: acht
Striche, die ein Haus ergaben, das in der Mitte ein großes X hatte. Ein X,
als würde es für die Unbekannte in einer mathematischen Gleichung stehen. Oder
ein X, als wäre das Haus durchgestrichen, ausgelöscht. Leise zog Morgenstern
die Tür hinter sich zu.
    Draußen murmelte er: »Das – ist – das – Haus –
vom – Ni-ko-laus.«
    »Das ging ja noch glimpflich ab«, seufzte Hecht erleichtert, als sie
sich im Büro eine Tasse Kaffee gönnten.
    Morgenstern machte Dehnübungen, um seinen verspannten Rücken wieder
in Form zu bringen. »Mir ist diesmal sogar das rechte Bein eingeschlafen. Diese
Couch ist ein mittelalterliches Foltergerät.«
    »Das Ding sollten wir für unsere Vernehmungen einführen«, sagte
Hecht. »Und jetzt müssen wir nach Eichstätt. Wir sollen mehr über Rupert
Ledermann herausfinden, und dafür haben wir einen Termin beim Jurahaus-Verein.«
    Hecht hatte ein Gespräch mit dem Vorsitzenden

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