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Haushaltsschnecken leben länger

Haushaltsschnecken leben länger

Titel: Haushaltsschnecken leben länger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Nöstlinger
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an.)
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    Zwiegespräch mit einem Kuchen
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    Menü von A bis I: Was tut Ihnen gut?
    In den letzten Jahren hat sich in meinem Freundeskreis allerhand getan! Man ist durchwegs nahrungsbewußt geworden.
    Man ißt nicht mehr, was einem schme ckt, sondern was einem
    »guttut«.
    Allerdings divergieren die Meinungen darüber, was zum
    gesunden Geist den gesunden Körper fit hält, ziemlich.
    Freund A., der alte Schweinsbratenadorant, lehnt
    Schweinefleisch, auch Schinken, entschieden ab. Und bei dem Wort »Wurst« verzieht er das Gesicht.
    Freundin B. hat es mit den linksdrehenden und
    rechtsdrehenden Säuren. Eine Sorte davon, ich habe vergessen welche, meidet sie wie die Pest.
    Freund C. ist wie die CIA hinter dem KGB hinter Normal-Suppenwürfeln und Rindsuppenbeilage in Speisen her.
    »Harnsäure«, sagt er. »Gicht«, mahnt er. »Eigenes Grab schaufeln«, murmelt er.
    Freundin D’s Darm stehen nur Gärungsbakterien zu, alles, was Fäulnis im Darm verursacht, lehnt sie ab.
    Freund E. verfährt umgekehrt. Er darf nichts einnehmen, was sich gärend zersetzt.
    Freundin F. ißt zwar allerhand, und es muß nicht einmal biologisch rein sein, aber sie futtert nur bis vierzehn Uhr. Zu vorgerückter Stunde nimmt sie bloß alte Semmeln und
    Magermilch zu sich.
    Freund G. ist nicht wählerisch, doch roh muß seine Nahrung sein. Ob Fisch oder Karotte, ob Ei oder Krautkopf, die Nahrung hat dem Herd fernzubleiben.
    Freundin H., die alte, gute Mehlspeistante, hat sich auch bekehrt. »Vollwertkost«, sagt sie. Gegen Mehlspeisen ist sie nicht, aber sie müssen aus Weizenkörnern erzeugt sein, die man
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    selber gemahlen hat. Und dies kurz vor der Teigbereitung, weil sonst alles Gute am Weizen verloren ist. Und gesüßt müssen die Mehlspeisen natürlich mit Honig sein.
    Richtig in Streit geraten kann Freundin H. mit Freund I. über dieses Problem, denn Freund L, der Einfaltspinsel, meint doch glatt, er täte sich etwas Gutes, wenn er mit braunem Rohzucker süßt.
    Ich achte ja alle diese Freundesmeinungen über wertvolle Nahrung. Ich verstehe das! Aber die lieben
    Nachtmahleinladungen, bei denen die Freunde von A bis I so wohltuend um unseren Tisch versammelt waren, die kann ich seit Jahren nicht mehr aussprechen.
    Ein Menü zu kochen, das A bis I zufriedenstellen würde, schaffe ich nicht.
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    Psychosomatische Fettsucht
    Übergewicht haben mag niemand. Dick sein gilt als unschön und ungesund. Wer zuviel Speck am Leibe hat, will ihn
    reduzieren.
    Nur sind leider die Ansichten darüber, wie das zu schaffen ist, sehr verschieden. Von der FdH-(Friß die Hälfte)-Kur über sämtliche Diäten bis zur Psychotherapie reichen die Vorschläge.
    Das ist verständlich, denn die Ursachen für Übergewicht sind auch sehr verschieden, und der Betroffene und der, der ihm rät, kennen die Ursache ja meistens nicht so genau.
    Doch nun, sagt mir meine Freundin Susi, hat der Jammer ein Ende. Die Experten, sagt sie mir und wachelt mir dabei mit einem bedruckten Blatt Papier vor der Nase herum, haben herausbekommen, daß zu jeder Ursache für Übergewicht auch eine spezielle und charakteristische Form des Fettansatzes gehört. Auf dem Blatt Papier, mit dem Freundin Susi wachelt, sind die wichtigsten Formen von Fettansatz aufgezeichnet und die Ursachen daneben vermerkt.
    »Reithosenspeck« lese ich, »kombinierte Fettsucht« lese ich,
    »Pneu«, »komplizierte Fettsucht«. Es gibt, erfahre ich, einen
    »nervösen Bauch«. Das ist ein länglicher Fettansatz am Bauch, von oben nach unten. Seine Ursache ist Streß!
    Der »Pneu« hingegen, ein Fettring um die Mitte, hat
    Bewegungsmangel zur Ursache. Die »Reithose« ist durch eine Störung der Mengenverhältnisse zwischen Östrogen und
    Schwangerschaftshormon bedingt, und ein runder, großer Bauch kann ererbt sein.
    Lagert das Fett an den Hüften, oben, hinten, außen sowie am Unterbauch, ist die Ursache eine Verbrennungsstörung. Bevor ich das aufschlußreiche Papier durchstudiert habe, nimmt es mir Freundin Susi aus der Hand.
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    Die Nougatstange, nach der ich greifen will, schnappt sie sich auch. Sie stopft den Nougat in den Mund, geht zum Spiegel, betrachtet ihr gleichmäßig über den ganzen Körper verteiltes Übergewic ht, beäugt kontrollierend das aufschlußreiche Papier und spricht mit vollem Mund: »Ich hab's! Ich bin Bildtafel 7!
    Ich bin die große psychosomatische Fettsucht, weil ich überall dick bin. Ich habe mich bei gleichzeitig erhöhter
    Nahrungsaufnahme und Gewichtszunahme

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