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Haushaltsschnecken leben länger

Haushaltsschnecken leben länger

Titel: Haushaltsschnecken leben länger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Nöstlinger
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fetten und in der Form erkalten lassen und ein Ei weniger nehmen und in der Halbzeit die Nadelprobe machen?
    Oder fetten, aber ein Ei weniger nehmen, oder stürzen und ein Ei mehr nehmen, oder eine Stunde backen und fetten, aber nicht stürzen?
    Mathematisch begabte Leserinnen werden errechnen können, wie viele Möglichkeiten an Kombinationen des Backerfolges aus diesen Ratschlägen zu ziehen sind!
    Da lobe ich mir die gute Leserin Y. aus Z., die mir schreibt:
    »Ja wissen Sie denn nicht, daß Torten immer dann
    zusammenfallen, wenn sie besonders schön werden sollen?«
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    Sie & Er: Man müßte Nein sagen können
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    Entrümpelst du mich, entrümple ich dich
    »Man muß entrümpeln«, sprach der Mann, mit dem ich den Haushalt teile, und schaute auf den Zwetschkenkrampus, der bei uns dort steht, wo bessere Leute eine beleuchtete Gondel haben.
    »Okay«, murmelte ich, nahm den Zwetschkenkernen vom
    Fernseher und tat ihn in den Mistkübel.
    »Und was ist mit dem?« Der Partner fixierte einen Osterhasen.
    Ich lehnte ab. So lange ist Ostern noch nicht her, daß Hasen keine Lebensberechtigung mehr hätten.
    »Und dieses?« Angewidert stupste der Partner an ein
    Gurkenglas, in welchem dürre Artischocken stecken. »Die sind schön!« rief ich. »Die sind staubig«, rief er.
    Diese Behauptung war nicht zu widerlegen, da die
    Artischocken, erschüttert vom Stups, nicht nur feinen Staub, sondern auch hartes Laub und flaumige Gebilde abgaben, die sanft im Räume umherschwebten.
    Ein Mensch, dem nach Entrümpeln ist, gibt nicht so leicht auf.
    Nach meiner Weigerung, mich von den Artischocken zu
    trennen, mußte ich meine Zigarettenkisteln verteidigen und die Olivenöldose. Wenn ich, bitte schön, aus dem Anblick einer uralten, leeren Dose ästhetischen Genuß ziehe, hat diese Dose eine echte Funktion auf meinem Nachtkastel!
    »Aber die Schneiderpuppe!« sagte mein Partner. Ich gab zu, daß selbige keine echte Funktion habe, da ich keine 48er Rundbaufigur, Jahrgang 1907, besitze. Ich gab auch zu, daß das Monstrum gebrechlich ist. Aber ich mag es! Es wieder in den Keller, aus dem ich es geholt habe, zu tragen, ist mir unmöglich.
    So unmöglich wie das Wegwerfen der Schachteln mit den
    alten 6000- Teile-Puzzles. »Schenk sie jemandem!« riet der Partner. »Geht nicht«, sprach ich, »da fehlen überall Steine!«
    Da nahm mein Partner wortlos den Hut und entfernte sich.
    Und ich wandere jetzt herum, lasse mein Auge schweifen und
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    liste auf: sechsunddreißig alte Batterien, ein Stoß gebrauchter Kalender, ein Spiel Karten ohne Herz-As, eine Lade voll Stoppeln, vier Einzelhandschuhe, ein Kubikmeter Zeitungen, fünf Westen ohne Anzug dazu, zwei nie ge rauchte Pfeifen und ein brauner Koffer Marke »Rußland-Heimkehrer«.
    Ich bin gewappnet auf des Partners Wiederkehr! Entrümpelst du mich, entrümple ich dich! Und des Ausganges dieser Aktion gewiß, hole ich mir den Zwetschkenkernen wieder aus dem Mistkübel.
    Wenn schon nicht, denn schon nicht! Und gar so lange,
    schließlich, dauert es bis zum nächsten Nikolotag auch nicht mehr.
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    Man müßte nein sagen können
    In vielen Familien, die ich kenne, gibt es eine sonderbare Sprachregelung - die Aufteilung und Zuordnung anfallender und lästiger Arbeiten betreffend.
    Kehrt ein Mensch, spinnwebenverhangen und grau überstäubt, mit einer Flasche Wem aus dem Keller in die Wohnung zurück und spricht: »Man müßte den Keller wieder einmal ordentlich aufräumen!«, meint er damit schlicht und eindeutig, daß er zwar an einem gesäuberten Keller großes Interesse hätte, aber nicht daran denke, die schöne Kellerordnung selbst in die Wege zu leiten.
    Auch der Seufzer »Man müßte das Auto einmal innen saugen und putzen!« weist diese Grundhaltung auf.
    Und der Satz: »Wenn man die Kirschen nicht heute vom Baum pflückt, verderben sie noch!« stößt in das gleiche Horn.
    »Man« tritt immer dann in Aktion, wenn einer eine Arbeit selbst nicht tun mag, aber nicht direkt wagt, jemand anderem diese Arbeit aufzut ragen. »Man« sagt man dann, wenn die Sache, an der zu arbeiten wäre, nicht völlig eindeutig dem Besitze eines einzelnen Familienmitgliedes zuzuordnen ist.
    Autos, Kirschbäume und Keller gehören zu dieser Kategorie von Dingen.
    Außerdem sollte »man« sich natürlich auch des
    Werkzeugkastens annehmen, in dem etliche Kilo vermischter Nägel und Schrauben lagern. Und mit dem Kater, der so
    komisch geniest hat, sollte »man« den Tierarzt aufsuchen. Und den

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