Hausmaestro - Kriminalroman
an diesem Abend nach Ihrem Zusammensein geschah. Durch seine fehlende Erinnerung konnte er nicht mit Sicherheit ausschließen, dass er selbst die Tat begangen hatte. Daher das Geständnis, das er jedoch auf Anraten seines Anwalts widerrief. Damit hatten Sie nicht gerechnet, zumal Sie ihn davon überzeugt hatten, es getan zu haben. Zu diesem Zweck entwendeten Sie ihm, nachdem Sie ihn schlafen gelegt hatten, sein Hemd, präparierten es mit Blut und mischten es unter seine Schmutzwäsche. Als Sie sich am Montag darum kümmerten, fanden Sie das Hemd dann zufällig in seinem Badezimmer. Mit dem Fund dieses unumstößlichen Beweismittels in seinem Wäschekorb glaubte Weber tatsächlich, Maurer umgebracht zu haben. Damit waren Sie aus der Schusslinie und hatten von nun an Ihre Miwako für sich allein. Allerdings machten Sie einen kleinen, aber entscheidenden Fehler: Bei dem Mord, das müssten Sie eigentlich am besten wissen, floss überhaupt kein Blut. Zudem fand unsere Spurensicherung auf dem Fensterbrett von Maurers Schlafzimmer einen Zigaretten-Rest. Und auf dem Mundstück dieses Stummels waren seltsamerweise überhaupt keine Spuren von Speichel zu finden … «
»Der könnte genauso gut auch von einem meiner letzten Besuche bei Magnus stammen«, wandte Mölzl ein, während sie gelangweilt an ihrem schwarzen Filtermundstück sog.
»Könnte – tut es aber nicht. Denn dank der unermüdlichen Kreativität unserer Wissenschaftler ist es mittlerweile möglich, festzustellen, wann eine Zigarette konsumiert wurde – und dieser Tschik wurde leider exakt zu der angenommenen Tatzeit geraucht.«
»So, ist jetzt die Märchenstunde zu Ende?«, fragte Mölzl.
»Also du warst es!«, rief Miwako Watanabe aufgebracht und stürzte auf die überraschte Freundin zu, um sie mit ihren Fäusten zu traktieren. Offensichtlich hatte sie an der Tür gelauscht.
Geistesgegenwärtig stellte sich Vogel dazwischen, um die Hauptverdächtige vor größerem Schaden zu bewahren.
»Jetzt wird mir alles klar«, schrie Watanabe, die versuchte, sich von Vogel loszureißen, »dein ständiges Herumgetue, dein ewiges Drängen, dass wir doch zusammen ziehen könnten, wo Magnus nicht mehr da ist … «
»Halt doch deinen Mund, du verstehst ja überhaupt nichts!«, zischte Mölzl zurück.
»Da wir offensichtlich alle nichts verstehen, bitte ich um Aufklärung«, sagte nun Walz, der sich nicht von der Stelle gerührt hatte.
»Können Sie sich vorstellen, wie es ist, wenn man erfährt, dass man HIV-positiv ist?«, sagte Mölzl wütend. »Nein, natürlich nicht, denn Sie schnackseln ja mit Kondom, verantwortungsvoll, wie Sie sind!« Böse musterte sie die Inspektoren. »Aber stellen Sie sich einmal vor, Sie werden von der Leidenschaft des Augenblicks übermannt und schieben eine schnelle Nummer, schnell deshalb, weil es sich eigentlich um den Geliebten Ihrer besten Freundin handelt und Sie ein verdammt schlechtes Gewissen dabei haben. Na gut, sagen Sie, das kann jedem einmal passieren, aber wenn Sie zwei Monate später erfahren, dass Sie sich bei dieser schnellen Nummer mit HIV angesteckt haben, sehen Sie das wohl nicht mehr als lässliche Sünde an. Und wenn Sie dann den Partner damit konfrontieren, und der sagt Ihnen einfach mit kaltem Lächeln ins Gesicht: ,Willkommen im Club‹, dann würden Sie das wohl nicht mehr lustig finden, habe ich recht?«
Erwartungsgemäß blieb diese Frage unbeantwortet, Vogel machte sich vielmehr Gedanken über sein letztes Wochenende mit Michelle, das er ebenfalls ungeschützt verbracht hatte, während Walz, von solchen Sorgen völlig unbeleckt, weiterfragte: »Und warum haben Sie überhaupt einen Test durchgeführt?«
»Weil ich an jenem Abend in seinem Badezimmer war und dort diesbezügliche Medikamente gefunden habe, die er nicht einmal besonders gut versteckt hielt.«
»Und warum wollten Sie Ihren alten Freund Weber da mit hineinziehen?«
»Weil er darüber Bescheid wusste und Magnus trotzdem die Mädchen beschafft hat.«
»Sind Sie sicher, dass Weber davon wusste?«
»Irgendwer muss ihm die Medikamente besorgt haben, er selbst war ja zu berühmt, um einfach einmal in die Apotheke zu wandern und sich diese Arzneien zu besorgen.«
Das allgemeine Schweigen wurde nur durch Watanabes leises Schluchzen unterbrochen.
»Darf ich mich noch anziehen, bevor wir gehen?«, fragte Mölzl, nachdem sie ihre Zigarette ausgedämpft hatte.
Epilog
»Das mit der Zigarette hab ich gar nicht gewusst, kann man wirklich erkennen, wann
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