Hausmaestro - Kriminalroman
bedeutet«, wandte er sich nun an seinen Kollegen.
Dieser jedoch war schon mit der Befragung der Funkwagenbesatzung beschäftigt, die als Erste zum Tatort gerufen worden war.
»Wer hat ihn gefunden?«, fragte Vogel den Streifenbeamten, der sich mit seiner Kollegin bislang im Hintergrund gehalten hatte.
»Seine Haushälterin, heute Morgen um neun Uhr. Daraufhin hat sie sofort bei uns angerufen.«
»Ist sie noch hier?«
»Ja, die Frau wartet drüben im anderen Zimmer … «, antwortete der Beamte, indem er mit der Hand auf eine Tür zeigte, »zusammen mit einer weiteren Frau.«
»Was heißt das? Hatte Maurer zwei Haushälterinnen?«
»Nein, die Dame ist ihre Freundin, die sie anscheinend angerufen hat. Zum Trösten halt.«
»Aha, und wie heißt die Haushälterin?«
»Miwako Watanabe«, las der junge Beamte von einem Zettel ab, den er aus seiner rechten Hosentasche hervorgezogen hatte, und fügte ratlos hinzu, »oder so ähnlich.«
»Was ist denn das für ein Name? Gib her den Zettel«, herrschte Vogel den Polizisten an, der ihn unvorsichtigerweise gerade zurück in seine Tasche stecken wollte. Konzentriert versuchte Vogel, sich den Namen einzuprägen.
»Woher ist die? Aus Japan, China, Korea, Thailand … ?«, fragte er den Polizisten in etwas versöhnlicherem Ton.
»Das weiß ich leider auch nicht, Herr Inspektor, für mich sehen die Schlitz…, Menschen aus der Gegend alle gleich aus«, antwortete der Beamte beflissen, als seine Kollegin ihm einen strafenden Blick zuwarf.
»Für mich auch«, gab Vogel mit einem Schulterzucken und einem freundlichen Lächeln für die junge Polizistin zurück, die ihn interessiert musterte, was dem alten Schwerenöter selbstverständlich nicht entgangen war.
»Vielleicht hat ja das schöne Geschlecht mehr Einblick in die physiologischen Unterschiede unser Mitbürgerinnen aus Fernost«, sprach er die blond bezopfte Gesetzeshüterin an.
»Na, i kenn die alle net auseinand’«, war die kurze Replik der offensichtlich aus ländlicherer Gegend stammenden Dame, was genügte, dass Vogel sich sogleich wieder den wesentlichen Dingen zuwandte.
»Haben die Nachbarn was gehört?«
»Woher sollen wir das wissen?«, fragte Lindner, der gerade unter dem Bett nach Spuren suchte. »Wir sind gerade einmal 30 Minuten hier.«
»Hätt’ ja sein können, dass die sich hier eingefunden haben – nichts ist neugieriger als ein Nachbar, wenn die Polizei ins Haus kommt … «
»Wann ist er denn überhaupt gestorben?«, wandte sich Vogel nun an den Amtsarzt, der gelangweilt die Bibliothek des Toten studierte.
»Ich nehme an, so etwa vor zehn Stunden, also etwa um Mitternacht, plus minus eine Stunde.«
»Gut«, versetzte Vogel kurz, der geradezu vor Geschäftigkeit barst, »dann wollen wir mal … Walz, wo steckst du?«, polterte er, während er den abermals in den Anblick der Leiche vertieften Kollegen suchte. »Kannst du mir wenigstens sagen, woher die Frau Watanabe kommt?«, riss er den Inspektor aus seinen Gedanken.
Langsam wandte Walz seinen Blick Vogel zu. »Ihr Name deutet definitiv auf eine Japanerin hin.«
»Na also, hast ja doch was g’lernt!«, sagte Vogel, der heute scheinbar seinen rustikalen Tag hatte.
»Und wer fährt zu den Eltern des Opfers?«, rief der junge Beamte dem schon davoneilenden Vogel hinterher.
»Machen Sie das … oder nein, wir machen das lieber selbst.« Vogel öffnete die Tür. »Wenn Sie etwas tun wollen, dann fragen Sie doch bitte die Nachbarn, ob die was gehört haben.«
Im Nebenzimmer, einem sehr großen Raum mit modernem Küchenblock in der Mitte, dessen ganze Breitseite von einer großzügigen Terrasse gesäumt war, saß im morgendlichen Sonnenglanz die zartgliedrige Japanerin auf einem metallenen Barhocker und starrte traurig in ihren Kaffee, in dem sie beständig herumrührte.
Neben ihr saß eine blonde, europäisch aussehende Dame etwa desselben Alters, die sich neben ihrer schmächtigen Freundin seltsam massig ausnahm. Was allerdings in erster Linie ihrem durchtrainierten Körper zuzuschreiben war, dessen sportliche Konturen sich unter einem weißen T-Shirt deutlich abzeichneten. Ihren ungeordneten Haaren nach zu schließen, schien sie von ihrer Freundin direkt aus dem Bett geholt worden zu sein. Tröstend hatte sie den linken Arm um die Haushälterin gelegt. In der Rechten hielt sie eine Zigarette, die in einem langen schwarzen Mundstück steckte. Dies bewog Vogel sogleich, in der Tasche des Sakkos nach seiner Pfeife zu suchen. Ein
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