Hausmaestro - Kriminalroman
konnte. Um dann doch wieder davonzulaufen, wenn es ernst wurde. Seine darauffolgenden Depressionen habe ich irgendwann nicht mehr ausgehalten und bin in eine eigene Wohnung gezogen. Das war vor etwa einem Jahr. Da ist er völlig zusammengebrochen und hat alle Auftritteabgesagt. Er hat tagelang geweint. Wie ein Kind. Erst als ich ihm versichert habe, dass ich trotzdem für ihn da sein würde, wurde er ruhiger. Er brauchte ja jemanden, für den Haushalt. Allein war er doch völlig hilflos, er konnte sich ja nicht einmal einen Tee kochen. Und jemand Fremden wollte er nicht um sich haben.« Nach diesem verbalen Ausbruch sank Watanabe erneut in sich zusammen und schwieg.
Mölzl erhöhte sogleich die Frequenz ihrer Streicheleinheiten.
Auch die Inspektoren zogen es vor, ihren Gedanken nachzuhängen. Wenn auch aus verschiedenen Beweggründen.
Walz stand noch immer unter Schock. Zwar hatte er Maurer nicht besonders geschätzt, dennoch deutete vieles darauf hin, dass er alle Anlagen eines großen Dirigenten in sich getragen hatte. Und davon gab es schließlich nicht allzu viele. Vogel hingegen überschlug insgeheim seufzend, mit wie vielen möglichen Tätern sie es in diesem Falle zu tun hatten.
»Sie erwähnten seinen Agenten … «, begann Walz, als vor der Tür plötzlich ein heftiger Wortwechsel zu hören war.
Ängstlich schaute Watanabe die Kriminalisten an, indes Vogel sich sofort erhob, um der Ursache des Lärms auf den Grund zu gehen.
»Das ist wohl die Presse«, beruhigte sie Walz, »leider wird der Tod Ihres Lebensgefährten aus den Schlagzeilen nicht herauszuhalten sein. Um Sie zu schützen, werden wir Sie als seine Haushälterin ausgeben, was ja auch irgendwie der Wahrheit entspricht«, fügte er lächelnd hinzu. »Haben Sie vielleicht die Telefonnummer seines Agenten?«
»Ja, die Maria kann sie Ihnen geben, er heißt Michael Weber und arbeitet bei der Agentur Max und Novak, die Magnus vertrat.«
»Und welches Einvernehmen hatten die beiden?«
»Zu Michael hatte er so großes Vertrauen, dass er auf seinen Wunsch hin als sein persönlicher Betreuer in die Agentur aufgenommen wurde. Wenn Ihnen jemand etwas über Magnus erzählen kann, dann er«, antwortete Mölzl.
»Sehr gut«, sagte Walz und sah zu, wie sie ihm die Telefonnummer aufschrieb. »Welches Verhältnis verband ihn eigentlich mit seinen Eltern?«
Müde schaute Watanabe den Inspektor an, doch wieder antwortete ihre Freundin.
»Sehr angespannt, er hatte kaum Kontakt zu ihnen. Miwako hat sie nie kennengelernt, weil sie nicht wollten, dass er mit einer Japanerin zusammen ist«, antwortete sie verächtlich, als Vogel wütend hereingelaufen kam.
»Da draußen ist die Hölle los. Irgendjemand hat denen schon wieder gesteckt, was hier passiert ist. Im ärgsten Getümmel hat mich auch noch der Heider angerufen und mich davon in Kenntnis gesetzt, dass wir jetzt dem LKA unterstellt sind und ich den Mörbischer wegen einer Pressekonferenz anrufen soll. Und die Nachbarn haben natürlich auch nichts gehört.«
»Wer ist der Heider?«, fragte Watanabe ängstlich. Offensichtlich fürchtete sie angesichts des genannten Namens eine politische Dimension, wohl vergessend, dass jener schon seit einigen Jahren aus sicherer Entfernung über die nationalen Geschicke Österreichs wachte.
»Das ist unser verehrter Herr Stadtpolizeikommandant, quasi unser Dirigent«, erklärte Walz freundlich. »Bevor wir mit der Presse sprechen, müssen wir erst einmal die Eltern von Herrn Maurer von dem tragischen Geschehen unterrichten, und das geht nicht am Telefon.«
»Muss ich da mitkommen?«, fragte Watanabe erschrocken.
»Nein, natürlich nicht«, beruhigte sie Walz. »Jetzt müssen wir Sie erst einmal in Sicherheit bringen. Frau Mölzl, haben Sie noch ein wenig Zeit? – Gut, dann warten Sie bitte hier, bis sich die Sache da draußen beruhigt hat. Sie, Frau Watanabe, kommen mit uns, sonst fällt die Meute noch über Sie her, und die sind nicht zimperlich in ihren Methoden. Gehen Sie vor allem nicht ans Telefon, die finden Ihre Nummer bald heraus. Gibt es hier vielleicht einen zweiten Ausgang?«
Vogel schüttelte den Kopf. »Mein Kollege schaut leider zu viele amerikanische Krimis«, erklärte er missmutig. »Haben Sie alles?« Als Watanabe nickte, brummte er Unheil verkündend: »Dann geh’n wir’s an!«
Draußen vor der Tür waren wirklich schon einige Reporter versammelt, die sich auf Vogel stürzten, der beschwichtigende Antworten gab und auf die nachmittägliche
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