Hausmaestro - Kriminalroman
strafender Blick seines Kollegen ließ ihn jedoch von dem Vorhaben wieder Abstand nehmen.
Watanabe hatte kaum den Kopf gehoben, als die beiden Kriminalisten den Raum betraten.
»Grüß Gott, Frau … Watanabe«, las Vogel verstohlen vom Zettel ab und musterte die Frau interessiert.
Sie blickte nur kurz zu den Inspektoren hin, um sofort weiter geräuschvoll in ihrer Tasse zu rühren. Auch ihre Freundin zeigte keinerlei Reaktion.
»Glaubst du, die kann mich verstehen?«, raunte Vogel seinem Kollegen zu, mit dem Kinn in ihre Richtung zeigend.
»Warum sollte ich Sie nicht verstehen?«, fragte Watanabe in fast akzentfreiem Deutsch, ohne den Inspektor eines Blickes zu würdigen.
»Oh, Entschuldigung«, antwortete dieser verlegen. »Ich dachte nur … «
Ihre unerwartete Reaktion hatte ihn offensichtlich aus dem Konzept gebracht.
»Meinen Sie vielleicht, wir könnten hier auch einen Kaffee bekommen?«, rettete Walz seinen Freund einmal mehr aus der Bredouille, nachdem er diskret auf die betriebsbereite Jura - Kaffeemaschine gedeutet hatte.
»Ja, natürlich, ich mache Ihnen gleich welchen«, antwortete die Japanerin und löste sich vom Arm ihrer Freundin.
Offenbar war auch Watanabe froh, etwas Nützliches tun zu können.
»Und wer sind Sie, wenn ich fragen darf?«, wandte sich Vogel nun an die blonde Dame, die bewegungslos auf ihrem Barhocker sitzen geblieben war.
»Maria Mölzl, eine Freundin von Miwako«, antwortete sie, während sie Vogel misstrauisch ansah und sich eine frische Zigarette anzündete.
»Waren Sie dabei, als Herr Maurer gefunden wurde?«, fragte Vogel.
»Nein, Miwako hat mich gleich angerufen und gebeten, zu kommen.«
Nachdem Watanabe die Espressi wortlos zubereitet und serviert hatte, setzte sie sich zurück auf ihren Barhocker und widmete sich hingebungsvoll ihrer Tasse.
Ihre Freundin Maria, die Watanabe überhaupt nicht beachtete, legte erneut den Arm um ihre Schulter.
»Wir können uns vorstellen, dass Ihnen das Ganze nahegeht«, sagte Vogel, nachdem er einen Schluck genommen hatte, »aber um uns einen Überblick zu verschaffen, bräuchten wir jetzt leider einige Auskünfte von Ihnen.«
Mit ausdruckslosen Augen schaute Watanabe den Inspektor an, ohne jedoch ihr geräuschvolles Rühren einzustellen.
»Wissen Sie, ob Herr Maurer Familie hat, die man von seinem Ableben in Kenntnis setzen sollte? Ich meine, ob Sie uns vielleicht sagen können, wo seine Eltern leben und wie man eventuell seine Freundin, oder seinen Freund, erreichen kann?«, setzte Vogel nach, als sich auf Watanabes Gesicht nach wie vor keine Regung zeigte.
»Seine Eltern leben hier in Wien … Wo genau, kann ich Ihnen nicht sagen, irgendwo im 8. Bezirk, ich glaube, in der Florianigasse. Von einer Freundin oder einem Freund weiß ich nichts«, antwortete sie trocken.
»Gut, also eine Freundin hatte er nicht – oder?«, Vogel hielt plötzlich inne und schaute Mölzl fragend an, die ihr Gesicht verzog und unwillig den Kopf schüttelte.
Watanabe hörte sofort mit dem Rühren auf.
»Oder hatten vielleicht Sie eine … nähere Beziehung zu Herrn Maurer?«
Sie machte es ihm wirklich nicht leicht, denn sofort senkte sie ihren Blick und begann sich wieder mit ihrer Tasse zu beschäftigen.
»Wenn Ihnen der Kaffee zu heiß ist, sollten Sie vielleicht noch etwas kalte Milch hineintun«, schlug Vogel vor und reichte ihr das Kännchen hin, das sie ihnen zusammen mit dem Kaffee serviert hatte.
Sogleich hörte sie mit dem Rühren auf und schaute ihm plötzlich offen ins Gesicht. »Sie wollen wissen, ob Magnus und ich uns liebten?«, fragte sie ihn leise.
Vogel nickte aufmunternd, was jedoch wenig zu bewirken schien, denn gleich wandte sie sich wie vorhin ihrer Tasse zu und antwortete in resignierendem Ton:
»Ich weiß es nicht.«
»Und was heißt das genau?«, fragte Vogel ebenso leise.
Nachdem Watanabe nicht reagierte, mischte sich plötzlich Mölzl ein. »Das heißt, ein Mensch wie Magnus liebte in erster Linie sich selbst … und vielleicht noch die Musik. Für mehr war in seinem Herzen kein Platz.«
Vorwurfsvoll sah Watanabe ihre Freundin an. »So war es auch nicht«, sagte sie leise, »wenigstens am Anfang … «
»Am Anfang wovon?«, fragte Vogel schon ein wenig ungeduldig.
»Unserer Beziehung. Ich hab ihn geliebt bis zum Schluss, das schon, deshalb bin ich ja überhaupt noch hier.«
»Gut, das ist allein Ihre Sache«, sagte Vogel vorsichtig. »Hatte Ihr … Herr Maurer Feinde?«
»Ich glaube, man kann sagen, dass
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