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Hausmaestro - Kriminalroman

Hausmaestro - Kriminalroman

Titel: Hausmaestro - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rupert Schöttle
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er bei allen, die ihn nicht näher kannten, nicht sehr beliebt war«, antwortete Watanabe sachlich. »Er war manchmal sehr schwierig. Vielleicht müssen große Künstler ja auch so sein … Ach, ich weiß gar nichts mehr«, fügte sie plötzlich traurig hinzu und verbarg ihre Schläfen unter den Handballen.
    Gerne hätte Vogel etwas Tröstendes gesagt oder seine Hand auf ihre Schulter gelegt, doch irgendetwas hielt ihn davon ab, auf die persönliche Ebene zu wechseln, zumal ganz offenbar ihre Freundin Maria für derlei Aktionen zuständig war.
    »Mir ist klar, das Ganze ist für Sie nicht einfach, aber wir müssen Ihnen doch noch einige Fragen stellen: Wurde Herr Maurer vielleicht von jemandem bedroht?«
    Watanabe verlagerte ihren Kopf auf die Linke und schaute ihn aus müden Augen an. »Davon ist mir nichts bekannt. Aber er erzählte manchmal von Streitigkeiten mit Sängern und Musikern, wenn er von der Oper oder von Konzerten heimkam. Da ich dort nicht arbeite, kann ich nicht beurteilen, inwieweit das normal ist. Aber was er denen gesagt hat, fand ich schon schlimm … Selbst sein Betreuer von der Agentur hat ihn manchmal ermahnen müssen, sich zu mäßigen. Sogar der Herr Operndirektor hat gestern Vormittag angerufen.«
    »Wissen Sie, ob er vielleicht Verbindungen zu italienischen Geschäftsleuten unterhielt?«, fragte Vogel, und nachdem sie ihn verständnislos anschaute, setzte er hinzu, »die mutmaßliche Mordwaffe wird vorwiegend von der Mafia benutzt.«
    Entschieden schüttelte Watanabe den Kopf. »Nein, mit der Mafia hatte er sicher nichts zu tun – er war Künstler, verstehen Sie?«
    »Darf ich Sie einmal etwas Privates fragen«, mischte sich nun Walz in das Gespräch ein, »wenn er so schwierig war, warum sind Sie dann bei ihm geblieben?«.
    »Weil er mich brauchte und ich ihn wohl noch immer liebte … Wir waren ja einige Jahre zusammen gewesen. Seinetwegen bin ich nach meinem Studium in Österreich geblieben und nicht zu meiner Familie nach Japan zurückgekehrt. Wenn Sie ihn im Konzert erlebt hätten, würden Sie mich vielleicht besser verstehen«, sagte sie plötzlich in völlig verändertem Tonfall. Ihr eben noch fahles Gesicht gewann mit einem Mal an Farbe. »Wenn er Musik machte, war es, als schaue man in einen anderen Kosmos. Für mich war Magnus der größte Dirigent seiner Generation! Das fanden auch viele Kritiker, die ihn sogar mit dem jungen Kleiber oder Celibidache verglichen, die ja auch sehr schwierig waren. Inzwischen war er so weit, dass sich sogar die besten Orchester um ihn gerissen haben, selbst auf die Gefahr hin, dass er absagt. Und jetzt ist er tot … «
    Mit Erstaunen registrierten die beiden Kriminalbeamten den plötzlichen Stimmungsumschwung der Japanerin.
    »Ich weiß genau, was Sie meinen, ich hab selbst einmal eines seiner Konzerte besucht. Warum aber hat er eigentlich so selten dirigiert?«, fragte Walz, der sich kurzfristig von ihrer Begeisterung anstecken ließ. »Lag es wirklich an den Problemen mit seinem Rücken, wie es hieß?«
    »Ja, sein Rücken hat ihm manchmal wehgetan«, versetzte die Japanerin ausweichend, ihre Euphorie war genauso schnell verflogen, wie sie gekommen war. Müde rührte sie in ihrer Tasse.
    »Ich glaube nicht, dass seine Rückenschmerzen der Grund für seine Verweigerung waren«, meldete sich Mölzl zu Wort. »Magnus war sehr reizbar, und vor großen Konzerten war es manchmal so schlimm, dass er sich in seinem Arbeitszimmer eingeschlossen hat und niemanden sehen wollte. Deshalb hat er sich ja mit jedem zerstritten. Dabei geschah dies aus reiner Furcht. Ich habe ihm sogar vorgeschlagen, es doch einmal mit einer Therapie zu versuchen, um seine Ängste zu besiegen.«
    »Waren Sie auch mit Herrn Maurer befreundet?«, fragte Vogel erstaunt.
    »Irgendwie schon. Aber nicht so wie Miwako, versteht sich.«
    »Wenn Sie ihm eine Therapie vorgeschlagen haben, mussten Sie ihn ja schon gut gekannt haben.«
    Bevor sie antwortete, zündete sich Mölzl eine weitere Zigarette an, die sie zuvor ungeduldig in ihr Mundstück gesteckt hatte. »Ja, ich kannte ihn schon ziemlich lange. Und manchmal konnte ich sogar offen mit ihm reden. Doch als ich ihm das mit der Therapie vorgeschlagen habe, hat er nur gelacht. Er wollte sich niemandem ausliefern – er war eben ein richtiger Machtmensch.«
    »Er war eben ein Dirigent«, verbesserte Watanabe ihre Freundin. »Als er dann berühmter wurde, wurde er noch schwieriger, weil er immer mehr Angebote bekam, die er nicht ablehnen

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