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Hausverbot

Hausverbot

Titel: Hausverbot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mariola Brillowska
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machten alles mit der Hand, auch die Verpackungen und die Etiketten. Um dazuzuverdienen, malten wir Degas-Motive auf Kacheln, die wir am Sonntag auf dem Flohmarkt verkauften. Einmal im Jahr biederte ich mich auch auf dem Danziger Jahrmarkt Dominikański zwei Wochen lang als Porträtzeichnerin an. Und ganz, ganz selten konnte Anton eine Ikonenfälschung über den älteren Hippie verkaufen.
    Eines Tages sah ich eine quietschbunte Brosche mit Papageienmotiv im Schaufester einer Boutique. Die Brosche war wohl aus Plastik. So was Farbiges kriegte man nicht in normalen Geschäften und auch nicht in den Volksläden. Dort schien das Kolorit des gesamten Sortiments irgendwie mit Aschgrau übersprüht worden zu sein. Die Produkte in den Boutiquen waren wiederum sehr knallig, aber von schlechter Qualität und unmöglichem Geschmack. Die Boutiquen boten Waren aus Russland, Vietnam und China, die die Schmuggler und Matrosen ins Land gebracht hatten. Die Boutiquen wurden privat und am Rande des kommunistischen Systems betrieben. Offiziell verkauften sie Kolonialwaren und modisches Zeug, dessen Nachfrage meist nur eine Saison anhielt. Ich betrat die Boutique mit der Papageienbrosche. Eine blondierte Besitzerin mit großem Dekolleté stand an der Theke. Ich fragte sie, ob sie weiteres Interesse an solchen Dingern hätte. Ich deutete auf die Papageienbrosche im Schaufenster. Die Dame in den Fünfzigern antwortete resolut:
    Selbstverständlich, aber nur in Kommission!
    Am nächsten Tag brachte ich ihr ein Paar Fliegenbroschen in den Laden. Ich hatte sie zu Hause noch farbig aufgepäppelt, damit sie wie aus Plastik aussahen. Eine Woche später erkundigte ich mich telefonisch in dem Geschäft. Die Boutique-Besitzerin bedauerte, dass sie nichts verkauft hatte, weil die Kundinnen die Broschen für zu schwer hielten, außerdem Schmetterlinge vorziehen würden. Ach so. Ich redete mit Anton darüber. Er fand das doof. Er fand Schmetterlinge kitschig. Komischer Kauz. Ist eine Frau, ist Hippie, aber Schmetterlinge findet er doof. Trotzdem musste er für mich einen Schmetterling aus Ton modellieren, weil ich den für eine Gipsform brauchte. Mit einer Gipsform konnte ich Schmetterlinge seriell produzieren. Wir konnten uns zwar keine Plastikmaschine leisten, aber da gab es eine Lösung. In den Hippiekreisen bekam ich mit, dass manche mit Chemikalien für Zahnprothesen experimentierten. Der Vorteil der Zahnprothesenchemikalie gegenüber Keramik war der, dass man damit viel leichter und schneller arbeiten konnte. Man goss die mit farbigem Pigment vermischte Chemikalie in die Schmetterlingsgipsform. Nach zehn Minuten war der Schmetterling gehärtet. Man nahm ihn aus der Gipsform raus. Fertig. Der nächste Schmetterling konnte gegossen werden. Die Schmetterlinge aus Zahnprothesenchemie wogen auch viel weniger als die aus Ton. War irgendwie logisch. Zahnprothesen waren doch auch nicht schwer, sonst würde sie ja keiner tragen. Und die Schmetterlinge sahen aus, als wären sie aus edlem Elfenbein.
    Die viel aufwendigere Produktion der Ketten und Broschen aus Ton musste immer im Keramikofen gebrannt werden. Der Keramikofen war das einzige Gerät, das wir angeschafft hatten. Das Teil hatte ein Vermögen gekostet. Nach dem Brennen mussten wir alles noch mit Keramikfarben anmalen und ewig trocknen lassen. Die Keramikfarben waren auch gar nicht knallig. Rot und Grün wurden nach dem Trocknen zu Braun. Blau und Weiß sahen getrocknet wie Grau aus. Gelb wurde zu Beige und Orange zu Ocker.
    Anton sperrte sich gegen die Schmetterlingsproduktion. Sicher, die Zahnprothesenchemikalie war teuer, während der Ton nichts kostete. Wenn es aber ums Verkaufen der Produkte ging, könnte sich die Investition als lohnend herausstellen, denn man würde dann doch hoffentlich viel mehr verkaufen! Und so kam es auch. Die Schmetterlinge gingen wie geschnitten Brot. Jeden Abend lieferte ich in der Boutique zwanzig bis dreißig Broschen ab, alsbald auch Haarklammern, kulanterweise immer auf die gleiche Rechnung. Damit verzichteten beide Geschäftspartner auf die Steuerzahlungen an den Staat. Apropos Staat. Von dem hielt keiner was. Der Staat war der Feind jedes Bürgers, und die drei Millionen Parteimitglieder aus den vierzig Millionen Menschen der Gesamtbevölkerung wurden für Ungeziefer gehalten. Ganz anders als in der DeDeEr. Man hörte da so einiges von Leuten, die den Transit nach Westdeutschland über Ostdeutschland durchgemacht hatten. Jeder riet jedem vom Transit durch

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