Hautnah: Sinnliche Begegnungen (German Edition)
der Kanzel herab gegen die ‚Unzucht‘ wetterte und allen, die ‚Unreines‘ taten oder auch nur dachten, Feuerqualen androhte, während in einem Nebenraum ein anderer Schwarzkittel sich von einem wohl zehnjährigen Jungen einen blasen ließ.
Die Konturen verschwammen. Ich stand plötzlich wieder in dem Hotel, wo ich Natalie kennenlernte. Und alles wiederholte sich. Wir erlebten jede Minute wieder von Neuem. Aber diesmal wusste ich etwas, nein, ich konnte es nicht mitteilen, konnte nicht mit Natalie darüber sprechen, aber ich wusste es.
Und als die kritische Sekunde kam, als ihr lächelndes Gesicht zu mir herab kam, mein Sperma in ihrem Mund, da umarmte ich sie, zog sie zu mir nieder und presste ihren Kopf zu mir und auf meinen Mund. Und meine Zunge suchte ihre und ihre Lippen öffneten sich und ließen mein Sperma in meinen Mund laufen, und ich drückte sie fest, ganz fest an mich.
Nein, das war nicht Natalie, die mich anlächelte, sondern meine Comtesse. „Zufrieden?“ fragte sie.
„Na ja, wenn man im Zeitraffertempo die gesamte Phylogenese des Homo Sapiens miterleben kann, ist das schon interessant. Ihr meint also, dass erst in der Bronzezeit die Unschuld des Menschen verloren ging, also wohl hauptsächlich mit der Entwicklung von Sprache und Ritualen.“ Meine Sachbearbeiterin nickte mit dem Kopf:
„Und da der Mensch angeblich in seiner Ontogenese die Phylogenese wiederholt, kannst Du Dir aussuchen, wann was mit Dir passierte, wann Du Deine Reinlichkeitserziehung und wie erhalten hast, ob mit Schlägen oder viel Geschrei. Wie Deine ersten sexuellen Regungen beachtet wurden, ob mit Abscheu, als etwas Unanständiges, Böses und Gefährliches, oder ob Du da gar bestraft wurdest.
Freud hat erkannt, dass in dieser Phase die meisten unserer Neurosen begründet werden. Ein Neandertaler kannte keine Neurosen, denn ihm hat niemand gesagt, dass Onanieren Sünde sei.“
Ich dachte nach und erinnerte mich: „Sollte man da nicht noch einmal die eigene Entwicklung wieder lebendig machen, um dort alle Kinken zu erkennen und dann auszubügeln?“
Das sei bei mir nicht nötig, nur, wenn ich darauf bestünde, dann würde sie das machen, aber es sei wirklich nicht nötig, nicht einmal empfehlenswert. Das habe die Exploration deutlich ergeben. Aber ich möge doch bitte einmal erzählen, ob ich meine Natalie getroffen habe.
Ich setzte mich auf, rutschte von der Liege herunter und ging zu ihrem Schreibtisch. Ich nahm sie in die Arme. „Danke, danke!“ Das war großartig. Jetzt fühle ich mich viel besser. Meinst Du, dass es möglich ist, dass das noch einmal Wirklichkeit werden kann?“
„Nein, nicht ‚möglich‘, sondern sogar ‚wahrscheinlich‘, und das meine ich in der strengen statistischen Bedeutung.“
„Ja, aber dann . . .ich habe ihr doch versprochen, treu und ehrlich zu sein; was soll ich denn nun machen, darf ich nicht mehr mit Dir ins Bett, sorry, in die Koje gehen, muss ich Tina oder Sina rauswerfen, wenn sie kommen?“ Ich war ziemlich durch den Wind.
Ob ich denn erwarte, dass Natalie nun zu Hause sitze, Trübsal blase und keinen Mann mehr ansehe, oder ob ich eifersüchtig werde und ihr eine Szene mache, wenn sie so wie ich fröhlichen Sex hat?
„Ihr habt Euch doch getrennt, seid auseinandergegangen. Wenn ihr wieder zusammen seid, dann ist das etwas völlig anderes. Dann seid Ihr Partner und habt aufeinander Rücksicht zu nehmen, egal, wie auch immer ihr Eure Partnerschaft gestalten wollt.
Ich kam mir vor wie in einer Eheberatung.
„Deine Therapie ist fast zu Ende und das erheblich schneller, als wir das erwartet haben. Aber schließlich hast Du den ganzen Törn gebucht; und wenn Du mich künftig nicht von der Bettkante herunterwirfst, dann möchte ich dich gern weiter ‚betreuen‘ und wir können doch auch nicht zulassen, dass Tina und Sina arbeitslos werden, meinst Du nicht auch?“
Es war ein sehr langer Kuss, der schließlich auf ihrem Schreibtisch endete: Sie saß auf der Platte, und ich saß auf ihrem Schreibtischstuhl, ihre Möse vor meinem Mund. Ich sagte doch, es wurde ein sehr langer Kuss, sozusagen ein Cunnilinkuss.
Und nun habe ich ganz vergessen, Comtesse zu fragen, ob ich auch weiterhin dieses dämliche Tehate schreiben muss
Die Farbe der Liebe ist nicht Rot
S.B.Sasori
„Arschficker!“ Eddies Stimmbruchtimbre scholl vom Bürgersteig über die Balkonbrüstung. Finn erstickte seinen genervten Seufzer mit einem Schluck Kaffee. Nachbarkinder waren doch
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