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Havanna für zwei

Havanna für zwei

Titel: Havanna für zwei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Jackson
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Strandpromenade war zwar nicht so spektakulär wie der kurvenreiche Malecón, dafür aber abgelegener und nicht so überlaufen.
    Felipe parkte an einer ruhigen Stelle auf der Avenida 1, von wo man einen wunderbaren Blick auf das Meer hatte und die Brandung ans Ufer krachen hören konnte. Der Mond hing wie eine Scheibe am Himmel und warf Lichttröpfchen auf die Wellen, die wie silberne Bänder wogten.
    »Es ist wunderschön hier.«
    »Mir gefällt es. Miramar ist anders als der Rest von Habana.«
    »Mir wird der Abschied schwerfallen. Aber ich freue mich, meinen Vater wiederzusehen. Hoffentlich geht es ihm gut.«
    Felipe klappte das Handschuhfach auf und kramte einen Zettel heraus. Dann notierte er mit einem Bleistiftstummel, den er aus der Seitentasche der Tür holte, seine Telefonnummer und Adresse.
    Er reichte Emma den Zettel. »Bitte, können Sie mir aus Ihrem Land schreiben?«
    Emma lächelte erfreut. »Natürlich. Haben Sie E-Mail?«
    Felipe schüttelte bedauernd den Kopf.
    Emma zog eine Visitenkarte aus ihrer Tasche. Vor ein paar Jahren hatte sie sich zweitausend davon drucken lassen und bisher nur fünfzig verteilt.
    »Bitte schreiben Sie mir. Ich würde gerne mit Ihnen in Kontakt bleiben. In den letzten Tagen habe ich mehr mit Ihnen geteilt als mit meiner eigenen Familie. Meine Eltern und meine Schwestern würden den Schmerz nicht verstehen, den ich wegen des Selbstmords meines Mannes mit mir herumtrage.«
    »Sie dürfen sich keine Vorwürfe machen. Ich habe auch lange die Schuld bei mir gesucht, als meine Frau mich verließ. Sie sind eine gute Frau, Emma, und das Problem lag bei Ihrem Mann.«
    Emmas Augen wurden feucht. Sie war ganz überwältigt von den Emotionen, die die wunderschöne Umgebung in ihr auslöste, geradezu berauscht von den drei Mojitos und gerührt von Felipes Empathie.
    »Danke«, murmelte sie und lehnte sich auf dem Sitz zurück.
    Das Mondlicht fiel auf Felipes Gesicht und auf die Windschutzscheibe.
    Er sah Emma an und konnte den Blick nicht von ihrem wenden. Sie offenbarte ihm ihre Seele und den Schmerz, den sie mit sich herumtrug, und er sehnte sich danach, sich zu ihr zu beugen und ihre vom Mondlicht gesprenkelten Lippen zu küssen.
    Emma spürte, dass er bis tief in ihr Innerstes blickte, und fühlte sich schutzlos und verletzlich. Sein unbändiges Haar und die dunklen Augenbrauen über den haselnussbraunen Augen waren vom Mondlicht wie verwandelt. Statt des stillen, sanften Mannes, der so freundlich zu ihr gewesen war, sah sie jetzt eine starke Persönlichkeit voller Leidenschaft und Gefühl, und das Verlangen, seine Lippen auf ihren zu spüren, überwältigte sie.
    Felipe beugte sich zu ihr, bis sein Gesicht nur noch Zentimeter von Emmas entfernt war. Ihre Blicke verschmolzen, doch beide hatten Angst, den ersten Schritt zu machen.
    Und dann geschah es – ihre Lippen berührten sich – in Mondlicht getaucht – der Kuss war magisch.
    Im selben Augenblick spürten sie die Liebe und den Schmerz des anderen. Ihre Lippen verschmolzen für einen Zeitraum, der sich wie Minuten anfühlte, aber nur wenige Sekunden gedauert haben musste.
    Plötzlich entzog sich Emma Felipe – und sein attraktives Gesicht wurde vom Bild ihres toten Mannes überschattet. Die Energie, die sie durch den Kuss erlangt hatte, verflog, und zurück blieb eine kalte Leere. Ihr Schmerz entlud sich in dicken Tränen, die ihr über die Wangen kullerten.
    Felipe nahm sie in die Arme, damit sie sich an seiner starken Schulter ausweinen konnte. Sein Herz schwankte zwischen ihrem und seinem Schmerz. Er hielt sie lange fest und streichelte ihre Haare und ihr Gesicht, während sie so viel Schmerz herausließ, wie es nur ging.
    »Vielleicht kommst du eines Tages wieder?«, flüsterte er ihr ins Ohr.
    Emma löste sich nur unwillig aus Felipes Umarmung und setzte sich auf.
    »Vielleicht, Felipe. Ich würde liebend gern zurück nach Kuba kommen – um dich wiederzusehen. Aber vielleicht wäre es einfacher, wenn du mich in Irland besuchst.«
    Felipe lachte.
    »Was ist daran so lustig? Ich würde dir gern zeigen, wo ich lebe. Es ist auch eine Insel.«
    »Es ist kompliziert, mein Land zu verlassen, und sehr teuer – sogar für einen Taxifahrer.«
    Felipe drehte den Schlüssel in der Zündung.
    Emma kam sich plötzlich sehr naiv vor und hasste sich für ihre Taktlosigkeit. Sie hatte nur sehr wenig über Kuba und die Einschränkungen erfahren, mit denen die Menschen hier leben mussten.
    Schweigend fuhren sie zurück zum Parque

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