Havanna für zwei
apokalyptische Ausmaße.
»Was ist passiert?«
»Will ich nicht drüber reden. Ich bin weg.«
Sophie stapfte auf der Suche nach einem Taxistand davon und ließ Louise sprachlos und verwirrt zurück.
Als Louise sich umsah, entdeckte sie Emma, die ihren Sohn fest ans Herz drückte. Sie rannte zu ihrer Schwester und umarmte sie stürmisch, als sie Finn endlich losgelassen hatte.
»Emma! Hattest du eine schöne Zeit?«
Emma gab ihrer Schwester einen Schmatzer auf die Wange. Nach ihrer Auseinandersetzung mit Sophie zitterte sie immer noch, war aber bemüht, sich ihre Verzweiflung nicht anmerken zu lassen.
»Louise! Danke, dass du dich so gut um Finn gekümmert hast! Es war herrlich! Wie geht’s Dad?«
»Er macht sich gut. Was ist denn mit Sophie?«
»Darüber müssen wir noch sprechen. Aber erst später.« Mit einem Nicken in Finns Richtung gab sie Louise zu verstehen, dass dieses Thema nicht für seine Ohren bestimmt wäre.
»Soll ich euch gleich nach Hause fahren?«
»Gerne. Ich bin total erledigt. Ich hab im Flieger kein Auge zugetan.«
»Mach dir wegen Dad keine Sorgen. Sein Zustand ist stabil, und er hat gesagt, du brauchst vor morgen nicht vorbeizukommen.«
»Ich wette, Sophie will er sehen!«
Louise schwieg. Ihr Vater hatte tatsächlich nach Sophie gefragt, würde sich aber gedulden müssen, bis ihr ein Besuch bei ihm in den Kram passte.
»Ich bin heilfroh, dass du wieder zu Hause bist! Du bist die Einzige, die mit Mum fertig wird. Sie macht ihre Nachbarn wahnsinnig. Du weißt ja, wie anstrengend sie sein kann.«
»Ich ziehe mich nur schnell um, mache noch ein paar Besorgungen, und dann besuche ich sie. Und danach muss ich mit dir reden.«
»Ich hab eine Tüte mit Lebensmitteln für euch im Wagen. Nur Brot, Milch, ein paar Speckscheiben und Obst.«
»Danke, Louise! Das ist wirklich lieb von dir.« Emma war gerührt.
»Wir werden noch eine Weile alle Hände voll zu tun haben. Dad bekommt einen dreifachen Bypass.«
Emma warf ihr einen erschreckten Blick zu. Sie konnte nur hoffen, dass alles gut ginge, wusste aber, dass sie jetzt positiv denken musste. Als älteste Schwester war es ihre Aufgabe, dem Rest der Familie eine Stütze zu sein.
»Scheibenkleister!« Emma stieß einen schweren Seufzer aus. »Wahrscheinlich sollten wir froh sein, dass er keinen Herzinfarkt hatte. Wenigstens ist dieser Eingriff für die Ärzte inzwischen Routine.«
»Meine Sorge gilt nicht Dad.«
»Ich weiß«, antwortete Emma. Mit ihrer Mutter fertig zu werden würde viel schwieriger. Es wäre, als hätte man zwei Lazarusse.
»Finn, mein Schatz«, flötete Louise. »Willst du mit Donal und Matt in den Yachtclub fahren, während ich mit deiner Mum Gran besuche?«
»Okay«, nickte Finn. Jetzt, wo seine Mum wieder daheim war, zog er nur allzu gern wieder mit seinem Cousin los.
»Gut«, murmelte Louise. Sie hatte das schreckliche Gefühl, dass das, was Emma mit ihr besprechen wollte, etwas Ernstes war.
Nachdem sie Finn samt Onkel und Cousin am Yachtclub abgesetzt hatten, fuhr Louise mit Emma nach Raheny.
»Schieß los, ich bin ganz Ohr«, ermutigte sie Emma.
»Sophie hat im Flugzeug etwas zu mir gesagt, und ich weiß nicht so recht, ob sie nur gehässig sein wollte. Aber eigentlich kann sie es nicht erfunden haben.«
Louise machte sich auf alles gefasst. »Erzähl weiter.«
Emma war den Tränen nahe. »Sie behauptet, dass sie mit Paul geschlafen hat. Und nicht nur das … Dass sie eine Affäre mit ihm hatte.«
Louise hielt den Blick auf die Straße gerichtet. Sie zitterte. Sie hatte immer gehofft, dass Emma es nie erfahren würde.
»Sag doch was!«, flehte Emma.
Louise war hin- und hergerissen. Sollte sie Emma sagen, dass sie es schon wusste? Wohl eher nicht, denn Emma wäre stinksauer, weil sie es ihr verschwiegen hatte.
»Das glaub ich nicht. Bist du sicher, dass sie dich nicht nur provozieren wollte?«
»Warum sollte sie so etwas behaupten?«
»Um dich zu ärgern?«
»Das versucht sie normalerweise anders.«
Als sie an einer roten Ampel hielten, zog Louise die Handbremse an und wandte sich an Emma.
»Ich weiß nicht, was ich sagen soll.«
Emma brach in Tränen aus. »Ich war gerade dabei, mich mit Pauls Tod abzufinden. Ich hatte eine so herrliche Zeit auf Kuba. Ich habe einen fantastischen Mann kennengelernt. Er fährt Taxi und sieht ein bisschen aus wie Che Guevara. Er war so nett zu mir! Er heißt Felipe.«
»Du hattest eine Urlaubsromanze?«, fragte Louise überrascht.
»Einen Kuss in Havanna
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