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Haveljagd (German Edition)

Haveljagd (German Edition)

Titel: Haveljagd (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean Wiersch
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herum vier Köpfe, angeordnet wie ihre Trophäensammlung. Hier bräuchte es keinen Förster, sann er stumm. Hier wachte die Dorfgemeinschaft.
    Dann konzentrierte er sich wieder auf Manzetti. »War in diesem Verfahren auch von Woltersbrück der zuständige Staatsanwalt?«
    »Ja«, sagte der Hauptkommissar. »Werner, du hast Halluzinationen. Mach Urlaub oder hilf Lotte im Kräutergarten.«
    »Das wäre ja noch schöner. Erst, wenn ich dieses Verbrechen aufgeklärt habe. Hörst du?«
    Stille. Nur Atemgeräusche.
    »Andrea. Hörst du?«
    »Ja. Ich habe es befürchtet.«
    »Und du wirst mich nicht davon abbringen. Niemand wird mich davon abbringen.« Er drückte auf die rote Taste und steckte das Handy weg. So unsinnig es auch allen vorkommen musste: Kurt hatte nicht seine Frau und sich selbst erschossen, und er hatte auch niemals mit Kindern … Das war einfach nicht möglich.
    Er steckte den Zündschlüssel ein, startete den Motor und winkte der dicken Wirtin sowie der pausierenden Skatrunde zu. Dann ertönte ein kurzes Quietschen und auf dem blanken Asphalt blieb etwas von Lottes Reifen zurück.
    Als er schon in Höhe des Segelflugplatzes war, klingelte sein Handy. Er blinkte und fuhr rechts ran. Es war Manzetti.
    »Hast du dich wieder beruhigt?«, fragte der Hauptkommissar.
    Michaelis überlegte kurz. Sollte er sich jetzt schämen? Ein bisschen vielleicht, aber das wollte er nicht zugeben. »Nein. Und ich habe es auch in den nächsten zehn Jahren nicht vor.«
    »Gut«, sagte Manzetti. »Sonst müsste ich mir nämlich Sorgen machen, du wärst nicht mehr der Alte.«
    Was sollte er darauf erwidern?
    »Hat es dir die Sprache verschlagen?«
    »Nein. Auch das wirst du nicht schaffen.«
    »Will ich ja auch gar nicht.«
    »Was willst du dann?« Erst jetzt wurde ihm bewusst, dass ja Andrea ihn angerufen hatte, und das, obwohl er vorhin so unfein gewesen war und einfach aufgelegt hatte.
    »Der Fall ist zwar offiziell abgeschlossen, aber ich werde dir helfen.«
    »Wobei?«
    »Ich verschiebe meine Urlaubsreise, bummele aber Überstunden ab. Das geht. Und Claasen hat nicht einmal den Versuch unternommen, mir zu widersprechen.«
    »Und euer Urlaub? Was macht Kerstin? Und was ist mit den Kindern?«
    »Sie sind doch sowieso schon alle drei bei meiner Mutter in der Toskana. Dann komme ich eben noch eine Woche später.«
    »Und was willst du allein in Brandenburg, wenn du frei hast?« Michaelis hatte immer noch nicht richtig kapiert, worum es hier gerade ging.
    »Du meinst, was ich machen will?«
    »Ja.«
    »Die Blumen gießen und einem alten Freund bei seinen bescheuerten Ermittlungen helfen.«
    Michaelis schnürte es den Hals zu. Er legte das Handy in den Schoß und als er begriff, was Manzetti soeben gesagt hatte, hätte er vor Freude heulen können.

10
    Er fuhr auf der Einfallstraße nach Brandenburg, entlang der Alleenbäume und vorbei an einem der zahlreichen Gartencenter der Stadt. Blumen aus Kenia, Bäumchen aus Holland, zwei Dutzend kaufen, ein Dutzend bezahlen, und wenn man Glück hatte, überlebten den ersten Winter sogar einige davon.
    Auf der rechten Seite tauchte die Krakauer Schleuse auf, voller polnischer Schubverbände, beladen mit jeder Menge Schrott. Nahrung für das nahe Stahlwerk.
    Als er über die Schleuse hinweg auf einige Sportboote schaute, kam ihm der Gedanke, dass es mal wieder an der Zeit wäre, mit Manzetti und seinem Segelboot, der Königin der Nacht, auf einem der Seen zu kreuzen. Vielleicht auch durch diese Schleuse zu fahren, nur eben anders als die polnischen Schiffer, nämlich zum Spaß. Irgendwann.
    Jetzt war dafür keine Zeit. Jetzt war er bei Dr. Bremer im Institut verabredet, mit Manzetti.
    Er hatte ihn unrecht behandelt, machte sich Vorwürfe, weil er an seinem Eifer gezweifelt, seine Berufsehre gelinde gesagt mit Füßen getreten hatte. Er hatte sogar, und das war noch viel schlimmer, ihre Freundschaft aufs Spiel gesetzt. Würde er das je wiedergutmachen können?
    Als er das Auto abstellte und die Treppen zum Klinikum hochhetzte, hatte er ein gutes Gefühl. Er glaubte in Gemeinschaft mit Andrea und mit Bremer vom Nektar der Erkenntnis trinken zu können, um letztendlich Licht ins Dunkel zu bringen, das noch immer das Leben und den Tod seines alten Schulfreundes umhüllte.
    Konflikt und Lösung, der alte Zweisatz.
    Dr. Bremer und Hauptkommissar Manzetti, zwei Profis, die nicht unterschiedlicher sein konnten. War der eine der kreative Wissenschaftler mit erkennbarem Alkoholproblem, so war der

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