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Haveljagd (German Edition)

Haveljagd (German Edition)

Titel: Haveljagd (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean Wiersch
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winkte mit der rechten Hand ab. »Dafür brauchen wir hier keine Zeitung.«
    Als Michaelis sich mit dem Radler die Bockwurstreste aus dem Mund spülen wollte, sah er im Augenwinkel, dass sich neben ihm etwas bewegte. Er blickte nach rechts und zuckte vor Schreck zusammen. Neben ihm waren die Glücksritter aufgetaucht. Vier auf einen Streich.
    »Ist der von ’ne Zeitung?«, fragte einer aus dem Quartett. »Von ’ne Volksstimme etwa?«
    »Nee«, klärte die Wirtin auf. »Ick hab bloß jesagt, datt wir keene Zeitung brauchen.«
    Das genügte als Erklärung offenbar, und die vier zogen wieder ab.
    Michaelis angelte seinen abgelaufenen Presseausweis aus der Jacke und legte ihn neben den Bockwurstteller.
    »Wissen Sie etwas über diese Geschichte mit den Pornos? Bei Exklusivrechten für eine wirklich tolle Story sind wir recht großzügig.«
    Die Wirtin schob ihre mächtige Oberweite über den Tresen und musterte das Foto und verglich es dann mit dem Gesicht von Michaelis. Sie hatte den Blick einer Elster, als sie den Ausweis wieder hinlegte.
    »Wir geben keine Auskünfte.« Reinstes Hochdeutsch. Man sprach wohl nur untereinander in der eigenen Sprache.
    Na, dann eben nicht, sagte sich Michaelis und steckte den Ausweis wieder ein. Er griff in seine Hosentasche und kramte zehn Euro heraus. »Was schulde ich Ihnen?«
    »Glatt fünf Euro.«
    Als er das Wechselgeld eingesteckt und die Klinke bereits in der Hand hatte, meldete sich noch einmal die Wirtin.
    »Beehren Sie uns bald wieder. Gäste sind uns immer willkommen.«
    »Bestimmt!« Seine Stimme klang frostig. Ohne sich umzudrehen ging er zu Lottes Auto. Von nun an hatte er eine ungefähre Vorstellung von dem, was Nina und Tim auszuhalten hatten, seit Kurt dieser ungeheure Vorwurf gemacht worden war. Es gab wirklich schlimmere Dinge als Kerkerhaft.
    Im Auto ließ er dem Motor noch eine kleine Verschnaufpause. Er dachte an den guten alten Dichter Terenz, der einmal gesagt haben soll, Wahrheit schaffe Hass. Aber war das die Wahrheit? Hatte Kurt sich wirklich Kinderpornos beschafft?
    Die Wahrheit kommt uns oft unwahrscheinlich vor. So auch diese.
    Er griff zu seinem Telefon und wählte Manzettis Nummer.
    »Hallo Andrea. Werner hier. Störe ich?«
    »Nein«, kam es knapp durch den Hörer.
    »Ich war gerade bei Nina Becher.«
    »Das habe ich mir gedacht. Ich hoffe, du weißt, was du tust.«
    »Ja, da mach dir mal keine Sorgen. Aber diese ganze Geschichte stinkt doch zum Himmel«, sagte er und spürte deutlich, wie sich wieder jenes Bauchgefühl einstellte.
    »Was denn? Was stinkt zum Himmel?«
    »Kurt soll Kinderpornos aus dem Netz geladen haben, und als die Polizei kommt, ist der Computer aus dem Blockhaus gestohlen. Und jetzt, da man ihn mangels Beweisen nicht einmal mehr anklagen könnte, da soll er sich und seiner Frau das Leben genommen haben?«
    Am anderen Ende der Leitung blieb es still. Nur ein leises Atmen verriet, dass Manzetti den Apparat noch am Ohr hatte. Vielleicht suchte auch er nach der Wahrheit. Hoffentlich.
    »Den Einbruch haben wir aufgeklärt, falls du das meinst. Es war eine Jugendgang auf ihrem Streifzug durch die Bungalowsiedlungen der Stadt. Sie hatten wohl gedacht, dass die Blockhütte im Winter nicht bewohnt sei. Als dein Freund dann zurückkam, sind sie Hals über Kopf getürmt.«
    »Mit Fernseher, Computer und Mikrowelle?«
    »Nein. Die hatten sie nur draußen auf der Terrasse zum Abtransport bereitgestellt. Mitgenommen haben sie lediglich das Notebook.«
    »Wie reizend. Samt Daten nehme ich an.«
    »Werner, das passiert jeden Tag ein paar Mal. Das ist alles andere als ungewöhnlich.« Manzettis Stimme klang schulmeisterhaft. »Ich glaube, du verrennst dich da.«
    »Und woher wisst ihr das alles so genau?«
    »Weil wir sie geschnappt haben. Sie sind zu Fuß nicht weit gekommen. Der Förster hat ihnen sein Gewehr vor den Bauch gehalten und gesagt, dass er Schweinen auch auf hundert Meter einen Blattschuss verpasst. Wir brauchten sie nur noch einzusammeln.«
    »Dann habt ihr also doch den Computer.«
    »Nicht wirklich«, räumte Manzetti ein. »Ausgerechnet der mit der Beute ist im Wald hocken geblieben und hat sich dann alleine aus dem Staub gemacht.«
    »Und die anderen kannten ihn natürlich nicht, nehme ich an.«
    »Doch. Aber als sie endlich seinen Namen rausgerückt haben, hatte er das Teil schon wieder an den Mann gebracht. Und genau da verliert sich unsere Spur.«
    Michaelis sah durch die Seitenscheibe. Die Wirtin stand am Fen s ter, um sich

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