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Havelwasser (German Edition)

Havelwasser (German Edition)

Titel: Havelwasser (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean Wiersch
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Becker. Beide haben sich von ihr getrennt, und dafür machte sie Frau Dr. Kelterer verantwortlich. Motiv: Rache wegen verschmähter Liebe. Hinzu kommt, dass sich Becker wohl bei der Kelterer angesteckt und die Krankheit auf Frau Becker übertragen hat. Und in den armen Gutendorf war sie auch verliebt.“
    „Und das Elfenbein?“, warf Manzetti ein und drehte sich damit zu Kurt Franz um. Der aber reagierte nicht, würdigte Manzetti nicht einmal eines Blickes und sah nur zu Claasen.
    „Welches Elfenbein?“, fragte deshalb Claasen nach.
    „Das in den Schuhen der Opfer und das aus dem Pfarramt.“
    „Die Schuhe waren wohl ihr Hinweis auf die sogenannte feine Gesellschaft, und von Elfenbein steht hier nichts. Haben Sie etwa Beweismittel unterschlagen?“, fragte Claasen und kippte damit das Gespräch zuungunsten Manzettis.
    „Nein“, stotterte der und bereute nun zutiefst, dass er all seine Erkenntnisse nicht aktenkundig gemacht hatte. Nachträglich würde er da nichts mehr machen können, und Bremer als Zeugen zu vernehmen, wäre für dessen Karriere zu gefährlich, schließlich waren seine Untersuchungen nicht offiziell angeordnet worden, und die Position des Mediziners war wegen seiner Alkoholprobleme ohnehin schon bedroht genug.
    „Also, was faseln Sie da von Elfenbein aus dem Pfarramt? Ein Kreuz haben wir in ihrer Wohnung gefunden, aber das war aus Gips.“
    Jetzt stand Manzetti auf und trat zur Couch, auf der Kurt Franz saß. „Herr Rechtsanwalt, waren Sie bei der Abgabe dieses Geständnisses zugegen?“
    Franz stand ebenfalls auf und war damit etwa auf Augenhöhe mit Manzetti. „Leider nicht, Herr Kommissar. Aber das verdanken wir ja wohl Ihrer Unprofessionalität. Als ich in Berlin ankam, hatte sie schon ausgesagt und sich an ihrem Krankenbett erhängt.“
    „Wie schade“, kommentierte Manzetti diese Äußerung mit einem gewissen Maß an überzogener Selbstironie.
    „Es bleibt aber noch genug zu tun.“
    „Und das wäre?“
    „Der Nachlass, Herr Kommissar. Frau Becker hat in ihrem Testament verfügt, dass meine Kanzlei ihr Erbe regulieren soll. Sie hat fast eine Million von ihrem Mann geerbt, auch wenn sie ihn umgebracht hat, und das ist nun gerichtlich zu klären.“
    „Hatte Martin Becker nicht noch andere Konten?“ Manzetti konnte nicht aufhören zu stochern, obwohl er sicher war, weiter nach Strich und Faden belogen zu werden.
    „Davon ist mir bislang nichts bekannt. Haben Sie anderweitige Informationen?“
    Die hatte er, aber auch die konnte er nicht einsetzen, denn sie waren illegal durch Sonja beschafft worden und damit nicht verwendbar. Manzetti fühlte sich miserabel. Vor ihm stand der Mann, der zwar nicht die Spitze des organisierten Verbrechens darstellte, der aber in der Hierarchie auch nicht ganz unten stand. All die Mittel, derer sich Kurt Franz bediente, waren verboten, illegal, sogar gefälscht, wie das Testament von Verena Becker, oder sonst wie kriminell, aber er hatte ihnen nichts entgegenzusetzen. Wenn er selbst aber zu Methoden griff, die sich am Rande der Legalität bewegten, konnte er mit dem Ergebnis regelmäßig nichts anfangen. Wie mit seinen Kenntnissen über Beckers Geldanlagen. Kurt Franz hatte jetzt alle Zeit der Welt, die Konten von Becker einfach verschwinden zu lassen, denn das Bankgeheimnis war nicht erfunden worden, um das Girokonto von Lieschen Müller zu schützen, sondern Menschen wie Franz oder seinen Auftraggebern freie Bahn für ihre illegalen Geschäfte zu verschaffen.
    Manzetti drehte sich wieder zu Claasen, der noch immer an seinem Schreibtisch saß und die Hände gefaltet über der Tischplatte hielt.
    „Wird es noch eine gerichtsmedizinische Untersuchung des Leichnams geben?“
    „Wofür?“, fragte Claasen zurück.
    „Um zu überprüfen, ob sie wirklich HIV-positiv war.“
    „Wozu? Wir haben ihre Aussage, und sie war der Meinung, dass sie sich bei ihrem Mann angesteckt hat, der sich wiederum den Virus bei Frau Kelterer geholt hat. Deshalb wollte sie doch Rache nehmen. Außerdem ist sie schon heute früh zur Einäscherung ins Krematorium gebracht worden. Der Fall ist erledigt, Manzetti.“
    „Ja“, bestätigte er und nahm um sich herum nichts mehr wahr, als er das Zimmer verließ.

29
    Erst bei Kerstin fing er sich wieder.
    „Was ist?“, fragte sie besorgt.
    „Nichts. Sie ist gestorben.“
    „Oh, Gott. Einfach so?“
    „Einfach so“, bestätigte Manzetti, obwohl er das am wenigsten glaubte. Er war sich sicher, dass Verena Becker aus dem Weg

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