Havoc - Verwüstung - Thriller

Titel: Havoc - Verwüstung - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blanvalet-Verlag <München>

Vom Netzwerk:

informieren. Die Katastrophe wurde nur deshalb vermieden, weil ein Sonarspezialist auf dem Jagd-U-Boot erkannte, dass ihm der Computer falsche Daten bezüglich der Identität des Impuls-Magnetfeldes, des so genannten Boomers, lieferte. Er hatte einige Jahre zuvor auf dem Schiff gedient und erkannte sein Geräuschprofil.«
    Professor Sapotschnik sagte in heftigem Tonfall etwas auf Russisch zu Federow. Der jüngere Mann antwortete genauso heftig, und eine kurze wütende Diskussion entspann sich zwischen den beiden. Schließlich nickte Sapotschnik und wandte sich an Mercer. »Verzeihen Sie mir«, sagte er mit einer tiefen, traurigen Stimme. »Alte Gewohnheiten sterben nur langsam.
Wir haben vor unseren Wohltätern aus dem Westen nichts mehr zu verbergen.«
    »Sie brauchen sich nicht zu entschuldigen«, sagte Mercer und lächelte. Er erkannte, dass Sapotschnik zu der alten Garde gehörte, die glaubte, dass es der Nation unter einer kommunistischen Diktatur besser ginge. »Keiner sieht es gern, wenn seine schmutzige Wäsche in aller Öffentlichkeit gewaschen wird.«
    »Wie dem auch sei«, sagte Sasha aufgeräumt, »es ist ein stillgelegtes Gipsbergwerk. Eine einzige Straße sowie ein Eisenbahngleis führen dorthin. Das Bergwerk wurde 1957 aufgegeben, weil sich die untersten Stollen mit Grundwasser gefüllt hatten. Wir wissen jetzt, dass es Abteilung 7 später übernahm, um ihr altes Kriegsmaterial, das auf verschiedene Lager verteilt war, dort zentral zusammenzutragen.«
    »Sind denn die Straße und das Eisenbahngleis nach so langer Zeit noch zu benutzen?«
    »Ja, durchaus. Wir werden sogar einen Zug einsetzen, um das, äh, das Erz nach Sibirien zu transportieren.« Obwohl in ihrer näheren und weiteren Umgebung kein fremdes Gesicht zu sehen war, hatte er Hemmungen, das Wort Plutonium laut auszusprechen. »Er ist viel sicherer als die Straßen. Der Zug hat bereits den Güterbahnhof von Samara verlassen, wird aber nicht vor morgen beim Bergwerk eintreffen.«
    Cali kam aus dem Waschraum zurück. Mercer ging schnell hinein, benutzte die Toilette und wusch sich das Gesicht und die Hände. Dann schluckte er zwei Schmerztabletten, verzichtete wohlweislich aber darauf, sie mit dem Wasser aus dem Kran hinunterzuspülen. Die Schwellung in seinem Schoß war deutlich zurückgegangen, und nur wenn er lange sitzen musste, verspürte er noch einen leichten Schmerz.
    Sie erreichten eine Außentüre, die Federow mit einer theatralischen
Geste für Cali öffnete. Auf dem Rollfeld stand ein Armeehelikopter. Es war ein massiger MI-8-Transporthubschrauber, wahrscheinlich das stärkste Drehflügelflugzeug, das je gebaut worden war. Mit seinen siebenundzwanzig Metern Länge und sechs Metern Höhe erschienen die Männer, die in der Nähe des offenen Einstiegs warteten, daneben wie Zwerge. Sie nahmen lässig Haltung an, als sie Federow näher kommen sahen.
    Der russische Hauptmann wies Mercer und Cali Sitzplätze an der Steuerbordseite zu und zeigte ihnen, wie sie ihre Helme aufsetzen und schließen mussten. »Sie haben leider keinen integrierten Funk, aber sie schützen Ihre Ohren.«
    Im Frachtabteil des Helikopters saßen sechs Soldaten, die für den Kampfeinsatz mit AK-74-Gewehren und zwei Raketenwerfern ausgerüstet waren. Außerdem waren noch fünf andere Personen an Bord, und da sie olivgrüne Overalls trugen, glaubte Mercer, dass es die zivilen Wissenschaftler unter Sapotschniks Führung waren. Der hintere Teil des Frachtraums war mit Kisten für Zelte, Verpflegung, Wasser und Gefahrstoffausrüstung vollgestapelt.
    Federow nahm seinen Platz ein und verband seinen Helm mit dem Interkom des Helikopters. Kurz darauf sprang das Hilfstriebwerk an und zündete einen der Klimov Turbo-Shafts. Die zweite Maschine erwachte heulend zum Leben, und der Helikopter begann unter dem Betrieb seiner eigenen Energieerzeuger zu erzittern. Der Pilot schaltete auf das Getriebe, und die fünf durchhängenden Rotorblätter peitschten stetig schneller werdend die industriell verseuchte Luft. Sie verschwammen zu einem Flirren, und die Vibrationen steigerten sich derart, dass Mercer, um ein Zähneklappern zu vermeiden, die Lippen fest zusammenpressen musste. Er spürte, wie Calis Hand die seine suchte. Sie schmiegte sich in
seine Handfläche - ganz so wie ein kleines Lebewesen, das in seinem Bau Schutz sucht.
    Das Vibrieren ließ plötzlich nach, als der Pilot den elf Tonnen schweren Hubschrauber sanft von der rissigen Asphaltdecke des Rollfelds abheben