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Havoc - Verwüstung - Thriller

Havoc - Verwüstung - Thriller

Titel: Havoc - Verwüstung - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blanvalet-Verlag <München>
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ließ.
    Mercer blickte aus dem vergilbten Perspex-Fenster, während der Hubschrauber an Höhe gewann. Unter ihm erstreckte sich die Stadt am Flussufer entlang, wo die Samara in die Wolga - den längsten Fluss Europas - mündet, und wurde von einem industriellen Leichentuch schmutzigen Dunstes bedeckt, der seine Existenz Dutzenden von riesigen Fabrikkomplexen verdankte. Obwohl die Wolga um ein Mehrfaches länger und breiter war als der Ohio oder der Allegheny, hatte die Drei-Millionen-Stadt, wie Mercer einräumen musste, tatsächlich eine gewisse Ähnlichkeit mit Pittsburgh.
    Der Flug zum Samarskaya Gipsbergwerk war eintönig. Die Steppe ging allmählich in hässliche Berge aus zerklüftetem Granit über, die im Laufe der Jahrtausende von der Natur glatt geschliffen worden waren, so dass sie kahl - wie gegen ihren Willen entblößt - aussahen. Die Täler erschienen ungewöhnlich tief, und was früher an Bäumen in dieser Region gestanden hatte, war längst gefällt worden. Die wenigen Bäume, die man hier noch sehen konnte, waren zumeist verkrüppelt und krummgewachsen. Das Land wurde von grauen und bräunlichen Farbtönen beherrscht, und der Himmel verstärkte noch die triste Stimmung, die über der Landschaft lag.
    Wie Federow prophezeit hatte, brauchten sie zwei Stunden, um das Bergwerk zu erreichen. Während der letzten zwanzig Minuten des Fluges folgten sie dem Eisenbahngleis, das das Bergwerksareal mit der restlichen Welt verband. Die Schienen waren wie leuchtende Strahlen in der sonst düsteren Landschaft. Die Maschinen und das typische Wahrzeichen
des Bergwerks, der Förderturm, der die Loren in den Schoß der Erde hinabließ und wieder heraufzog, befanden sich am Ende eines lang gestreckten Tals. Der Minenschacht selbst bildete ein schwarzes Quadrat im grauen Gestein, das sich in einem flachen Winkel in den Berg bohrte. Etwa fünfhundert Meter vom Förderturm entfernt drängten sich einige kleinere Gebäude, die als Verwaltungsbüros und Behausungen für die Arbeiter dienten, während das Bergwerk in Betrieb war. Nun jedoch standen sie leer und waren dem Verfall preisgegeben.
    Die Anlage war ja schon ein trostloser, verlassener Ort gewesen, ehe Jahrzehnte vollkommener Vernachlässigung ihn endgültig zu einem industriellen Friedhof gemacht hatten.
    Nicht weit vom Talgrund entfernt befand sich ein Eisenbahndepot, in dem Kipploren für den Transport des geförderten Erzes dicht aneinandergedrängt auf den Schienen standen. Eine etwa siebenhundert Meter lange Stahlrutsche verband die beiden Teile des Komplexes miteinander. Eine breite Schotterstraße führte in Serpentinen zum Talgrund hinunter, wobei sie gelegentlich den Verlauf der Erzrutsche kreuzte. Der Zug, von dem Federow gemeint hatte, dass er nicht vor dem folgenden Tag einträfe, war rückwärts ins Depot geschoben wurden. Er bestand aus einer hellorangefarbenen TEM15 - einer diesel-elektrischen Lokomotive der Bryans-Werke - und acht geschlossenen Güterwagen. Blassblauer Abgasqualm wallte aus dem Auspuffrohr empor. Ein paar Männer hielten sich in der Nähe der Lokomotive auf, und mehrere andere Männer waren in der Nähe der offenen Tür eines Güterwagens mit irgendwelchen Arbeiten beschäftigt.
    Mercer blickte zu Sasha Federow hinüber und fand den verwirrten Ausdruck in seinem Gesicht alles andere als beruhigend. Er sah auf den Eisenbahnzug hinunter, dann wieder
zu Federow hin und öffnete seinen Sicherheitsgurt, noch während der Hubschrauber zur Landung auf einer weiten offenen Fläche in der Nähe des Förderturms ansetzte.
    »Das ist nicht Ihr Zug!«, rief Mercer dem Russen zu. »Es ist eine Falle!«
    Federow nickte grimmig und brüllte einen Befehl ins Mikrofon, der dem Piloten galt.
    Die Rakete kam von hinten. Es war ein perfekter Überraschungsangriff. Auf mehr als zweihundert Meter in den meisten Fällen ungenau, verließ die RPG-7 das Abschussrohr weniger als siebzig Meter hinter dem einschwebenden MI-8, als er soeben seine verwundbarste Position erreichte. Nach Überwindung der Strecke in weniger als einer Sekunde hätte der fünf Pfund schwere Gefechtskopf mitten ins Heck des Helikopters einschlagen sollen, doch Mercers Instinkt und die schnelle Reaktion des Piloten ließen den Hubschrauber so weit herumschwingen, dass das Projektil ins Fahrwerk hineinkrachte. Die Explosion erfolgte eine Mikrosekunde später.
    Der größte Teil der Sprengwirkung war von dem Helikopter weg gerichtet und verpuffte. Doch was noch übrig war, traf den MI-8

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