Havoc - Verwüstung - Thriller
und reichte aus, um ein beachtliches Loch in sein hinteres Frachtabteil zu reißen. Heiße Gase und geschmolzenes Aluminium ergossen sich auf die Männer und Frauen in dem Abteil, töteten die beiden Soldaten, die jeweils am Ende der Sitzbank saßen, sofort und verwundeten drei weitere schwer. Irgendetwas verbog die Antriebssäule in Richtung des Heckrotors, weil die Kraft, die der Rotation entgegenwirkte, plötzlich ausfiel. Der Chopper begann sich mit zunehmendem Tempo in der Luft zu drehen.
Mercer war durch die Kabine geschleudert worden, als der Pilot den MI-8 auf die Seite legte, und wurde jetzt gegen
Professor Sapotschnik und zwei seiner Wissenschaftler gepresst. Die Welt jenseits der kleinen Bullaugen raste in einem wilden Wirbel vorbei, während der Helikopter korkenzieherartig vom Himmel herabsackte. Alarmsirenen heulten im Cockpit auf und waren über dem Röhren der Maschinen zu hören. Gleichzeitig füllte sich die Kabine schlagartig mit dichtem Qualm.
Über den Schmerzensschreien und den Nachwirkungen der Explosion, die seine Ohren teilweise hatte taub werden lassen, hörte Mercer den vergleichsweise gedämpften Einschlag von Geschossen, die eindeutig aus Handfeuerwaffen stammten. Wer immer diese Falle aufgestellt hatte, er wollte auf jeden Fall sichergehen. In den wenigen Sekunden, ehe sich der große Frachthubschrauber ins Erdreich bohrte, beschäftigten sich Mercers Gedanken mit dem Urheber dieses Hinterhalts. Er wusste mit tödlicher Sicherheit, dass Poli den Befehl gegeben hatte, den Hubschrauber abzuschießen. Was er jedoch nicht wusste und was ihm immer wieder sauer aufstieß, seit sie dem Söldner in Afrika zum ersten Mal in die Quere kamen, war, wie er es denn bloß schaffen konnte, ihnen immer um einen Schritt voraus zu sein.
»Alles auf Crash-Position!«, brüllte Sasha.
Die meisten Passagiere waren vom Schreck zu sehr gelähmt, um sich zu rühren. Ein paar Soldaten schlangen die Arme um die Knie und senkten die Köpfe. Kurz bevor sie aufschlugen, gewahrte Mercer, dass Cali ihrem Beispiel folgte, und lächelte. Sie verdoppelte ihre Überlebenschancen, indem sie die zerbrechlichen Knochen ihres Halses vor den Scherungskräften des Aufpralls schützte. Mercer schlängelte einen Arm in Sapotschniks Sicherheitsgurt und vertraute auf seine Bruchfestigkeit, während sich die Rotoren nicht allzu weit vom Eingang des Bergwerks entfernt in den Schotter des Gleisbetts
gruben. Die Rotorspitzen wirbelten eine Staubwolke hoch, ehe sie zerbarsten. Der Pilot schaffte es, den Heli wenigstens so weit zu drehen, dass er nicht vollends auf die Seite stürzte, sondern in gemäßigter Schräglage auf der Erde aufprallte.
Das beschädigte Fahrwerk zerknickte, als es mit dem gesamten Gewicht des Helikopters belastet wurde, und die Rotoren wühlten sich tiefer ins Erdreich, bis sie an der Achse abbrachen und wie Diskusscheiben über das freie Bergwerksgelände wirbelten. Der MI-8 wälzte sich schwerfällig auf die Seite, wobei sich einer der Luftansaugstutzen der Klimov-Maschinen in die Erde bohrte. Steine, Sand und Rotortrümmer wurden angesaugt und raubten dem TurboShaft die Luft, die er zu einem reibungslosen Betrieb so dringend brauchte. Der Motor hustete noch einen Augenblick lang asthmatisch weiter und verstummte dann. Der zweite Motor quittierte fast im gleichen Moment seinen Dienst, doch der Rauch im Frachtraum wurde immer dichter.
Einstweilen konnte Mercer nicht mehr hören, wie die Kugeln aus den automatischen Waffen die dünne Haut des Helikopters durchschlugen. Und selbst wenn Poli sie noch immer im Visier hatte, war die Gefahr, dass das Flugbenzin Feuer fing, einfach zu groß, um den Heli als Redoute zu benutzen.
Mercer erhob sich schwankend. Körper lagen verstreut in der Kabine, und für einen grässlichen Moment glaubte er, der einzige Überlebende zu sein. Doch schon bald nahm er bei den Liegenden erste zaghafte Bewegungen wahr. Dann blickte er Cali an. Da der Helikopter auf der Seite ruhte, lag sie auf dem Rücken und war noch immer in ihrem Sitz angeschnallt. Sie war blass, und in ihrem Mundwinkel war eine Blutspur zu erkennen, wo sie eine Hand des Soldaten neben ihr, ohne dass es seine Absicht gewesen war, im Gesicht getroffen hatte. Aber ihr trotziger Gesichtsausdruck sagte ihm,
dass sie okay war. Mercer war auf Professor Sapotschniks Schoß gelandet und hatte das Gesicht des Mannes direkt vor sich. Sein Mund war schlaff, seine Augen standen weit offen und wirkten blicklos. Deutlich war zu
Weitere Kostenlose Bücher