Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Hawaii

Hawaii

Titel: Hawaii Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James A. Michener
Vom Netzwerk:
hatte auf dieser Fahrt eine grundlegende Lehre erhalten: Die festgegründete Kirche durfte auf keinen Fall durch rückfällige Toren, die niemals wirklich bekehrt worden waren, in eine unsichere Lage gebracht werden. Gerade solchen Toren ist die Macht gegeben, die Kirche zu untergraben, und ihnen mußte von Anfang an die Möglichkeit dazu genommen werden. Oft saß er während der langen Fahrt nach Süden auf einer Kiste in seiner Kabine und erörterte diesen Fall mit seinen sieben Stubengenossen: »Ich war zu schnell bereit, diesen Mann aufzunehmen - zu begierig nach größerer Anhängerschaft, um danach zu fragen, ob ihre Seelen wirklich gerettet waren. Wir dürfen in Hawaii diesen Fehler nicht wiederholen.«
    Als Keoki am Abend des 24. November den Samstagpudding auf den halbrunden Tisch in der Kabine setzte, wurde die THETIS unerwartet von einer Sturmbö aus Südwesten gepackt und stark auf die Backbordseite geworfen. Da niemand den Sturm vorhergesehen hatte, waren die Luken nicht geschlossen worden, und eine Flut kalten, grauen Meerwassers schwemmte in die Kabine. Die Lampe pendelte parallel zur Decke. Die
    Stühle und das Essen der Missionare wurden durcheinandergeworfen und von neuen Sturzbächen überspült, die durch die Luke drangen. Man hörte Schreie, und aus der Kajüte drang der jammernde Ruf der kranken Jerusha:
    »Geht das Schiff unter?«
    Abner kämpfte sich zu ihr vor und sah, daß ihre Koje gänzlich durchnäßt war. »Wir sind sicher«, sagte er fest. »Gott ist mit diesem Schiff.«
    Sie hörten, wie die Luke geschlossen wurde und spürten den Mangel an frischer Luft. Dann rief der Koch: »Kap Hoorn schickt uns seinen ersten Gruß.«
    »Wird der Sturm lange anhalten?« erkundigte sich Whipple.
    »Vielleicht vier Wochen«, antwortete der Koch und sammelte die Trümmer des Mahls zusammen.
    Am Sonntag, dem 25. November, wagte sich Abner an Deck, um die angerichtete Zerstörung zu betrachten, und dann berichtete er atemlos:
    »Alle Tiere sind über Bord geschwemmt worden. Die erste große Welle hat uns fast zum Kentern gebracht.« Die Missionare, die nicht an ihr Bett gefesselt waren, stiegen nacheinander hinauf, um den Sturm zu betrachten, und erkannten, was es mit dem Ausspruch des Kochs auf sich hatte, daß Kap Hoorn ihnen seinen Gruß schickte. Ein kalter, trostloser Nebel stieg dort auf, wo die warme Strömung des Atlantik mit den eisigen Gewässern der Antarktis zusammentraf. Die Wellen bäumten sich hoch auf in dem trüben Licht und fielen wieder in eisige Tiefen hinunter.
    »Ich friere entsetzlich«, klagte Jerusha, aber Abner konnte nichts dagegen tun. Die kleine THETIS tastete sich nach Süden auf das Kap vor, und jeder neue Tag brachte sie in kältere Gewässer. Das Thermometer zeigte vier Grad, ohne daß ein Feuer an Bord erlaubt gewesen wäre. Die Betten waren noch feucht von der ersten Überschwemmung, und alle Habe moderte in den ungelüfteten Kisten. Die meiste Zeit wurde die Luke geschlossen gehalten, so daß keine frische Luft in die feuchte, beengte Kabine dringen konnte; und da den Missionaren nun jede Bewegungsmöglichkeit genommen war, wurden sie erneut von der Verstopfung heimgesucht.
    Am Dienstag, dem 27. November, stürmte Whipple mit einer erfreulichen Nachricht herunter. »Wir haben die Staaten-Inseln auf Steuerbord in Sicht und müssen uns also dem Kap nähern. Die Wellen sind nicht so hoch, wie wir gefürchtet hatten. «Er geleitete seine Genossen hinauf, um ihnen die kahlen, verlassenen Inseln zu zeigen, die vor dem letzten Zipfel des Kontinents lagen. Man konnte durch den Nebel die unbewaldeten Hügel erkennen, und Whipple sagte: »Wir haben jetzt Sommer. Wie muß es hier erst im Winter sein.« Aber die Missionare sahen weniger zu den Staaten-Inseln hinüber, als auf das gräßliche Meer, das vor ihnen lag.
    Dort am Ende der bewohnbaren Welt, auf einer Breite von fünfundfünfzig Grad, brach sich die südliche Strömung, die die Erde umkreiste und hier vom Pazifik hereinstand, an der aufgewühlten Dünung des Atlantik. Die Missionare sahen, wie sich die Wellen turmhoch aufbäumten und von Nebel und Schrecken umwittert waren. Wenn ein Seefahrer Glück hatte und mit Ostwind im Rücken die Staaten-Inseln erreichte, konnte er sich in diese mächtigen Wellen mit einiger Aussicht auf Erfolg wagen; wenn aber, wie in den letzten Novembertagen des Jahres 1821, sowohl die Strömung des Pazifik wie der Wind von Westen her standen, war kaum an eine Umsegelung des Kaps zu

Weitere Kostenlose Bücher