Hawaii
denken.
Aber Kapitän Janders war fest entschlossen, alles zu versuchen. Mit grimmigem Gesicht sagte er: »Ich will nicht der Kapitän sein, der in sein Logbuch schreiben muß: >Heute die Hoffnung aufgegeben, Kap Hoorn zu umsegeln, und über den Atlantik gefahren, um es mit dem Kap der Guten Hoffnung zu versuchen.< Wer das in sein Logbuch schreiben muß, den vergißt man nicht. Für alle Zeiten ist er der Yankee, der das Kap nicht umfahren konnte.« So hoffte er, daß entweder der Wind nach Osten drehen und ihn hindurchtreiben, oder daß sich die Dünung des Pazifik legen und ihm erlauben werde, gegen den Wind zu fahren.
»Ich bin sicher, daß eins von beiden geschehen wird«, wiederholte Janders störrisch. Aber am Abend des Bußtages stolperte er in die Kabine hinunter und sagte ernst: »Wenn einer von euch Missionaren in einem persönlichen Verhältnis zu Gott steht, wäre ich ihm jetzt für ein Gebet dankbar.«
»Ist der Wind noch immer gegen uns?« fragte Abner. »Habe ihn noch nie so schlimm erlebt«, brummte Janders. »Müssen wir umkehren?« fragte eine der Frauen.
»Nein, Madam, das tun wir nicht!« antwortete Janders fest. »Niemand soll sagen, daß ich das Kap umfahren wollte, ohne daß es mir gelungen wäre.« Als er wieder auf das Deck hinaufgegangen war, sagte John Whipple: »Ich sehe keinen Grund, warum wir ihn nicht durch unser Gebet unterstützen sollten.«
»Ich auch nicht«, sagte Jerusha, und Dr. Whipple betete: »Laßt uns an die trostreiche Stelle aus dem Buch der Sprüche denken: >Ich habe Weisheit nicht gelernt, daß ich den Heiligen erkenne. Wer fährt hinauf gen Himmel und herab? Wer faßt den Wind in seine Hände? Wer bindet die Wasser in ein Kleid? Wer hat alle Enden der Welt gestellt? Wie heißt er?< Brüder, wir, die am Ende der Welt stehen, wo Gott die Winde in seiner Hand faßt und gegen uns kehrt, laßt uns nicht vergessen, daß Gott nur den Gerechten prüft. Der schlimme Mensch fährt immer wieder unbehelligt um das Kap; denn er wurde schon geprüft. Aber ihr seid noch nicht geprüft worden, und ich bin noch nicht geprüft worden. So laßt uns beten, daß sich diese Winde zu unsern Gunsten drehen, aber wenn sie sich nicht drehen, so laßt uns doppelt auf Gott vertrauen.«
Am Samstag, dem 1. Dezember, waren es sieben Tage, daß sich die THETIS nach Westen vorkämpfte, und sie hatte nicht mehr als hundertzehn Meilen zurückgelegt. Wenn sich der Sturm für Augenblicke legte, sahen die verlorenen Missionare die schroffe und grimmige Tierra del Fuego im Norden und zogen sich rasch in ihre eisigen Kojen zurück, wo sie sich in Furcht und Seekrankheit zusammenkauerten. Aber der Sturm aus dem Westen nahm nicht ab.
Am Sonntag schlug die THETIS einen geraden Kurs nach Westen ein, der sie nördlich der kleinen Insel, auf dem Kap Hoorn lag, vorbeiführen sollte. Aber an diesem Tag erschreckten die riesigen Wellen des Pazifik sogar Kapitän Janders. Einmal, als die THETIS stark nach einer Seite geworfen wurde, sah er bange zu Collins hinüber, der offen erklärte: »Ich bin noch nie auf schwererer See gefahren, Kapitän. Wir machen uns besser davon.« Im Nu warf Kapitän Janders seine kleine Brigg herum und ließ sie vor dem Wind nach Osten treiben, vorbei an gefährlichen Klippen. Und mit der erstaunlichen Geschwindigkeit von fast dreißig Knoten verlor die kleine THETIS innerhalb drei Stunden die gesamte Wegstrecke, die sie auf ihrer mühseligen Fahrt nach Westen in acht Tagen zurückgelegt hatte.
Am 3. Dezember stellte Collins die fatale Frage: »Sollen wir über den Atlantik zum Kap der Guten Hoffnung fahren, Herr Kapitän?« Und Kapitän Janders erwiderte: »Nein, das tun wir nicht!« Er richtete noch einmal seine Segel nach dem Westwind aus, der über die Wellen des Pazifik heulte. Gegen Mittag brachte John Whipple den erschreckten und frierenden Missionaren die überraschende Nachricht: »Ich glaube, wir sind wieder genau dort, wo wir schon vor acht Tagen waren! Ich bin sicher, wir haben die Staaten-Inseln im Süden und die Spitze der Tierra del Fuego im Norden.« Seine Frau fragte schwach: »Willst du damit sagen, daß wir zurückgetrieben worden sind?« Als ihr Mann nickte, sagte sie leise: »John, ich muß so kämpfen, um mich in meiner Koje zu halten, daß meine Ellbogen bluten. Sieh nach, wie es Schwester Hale geht.« Und als John an Jerushas Koje trat, sah er, daß auch ihre Ellbogen und Knie bluteten. Aber niemand konnte etwas anderes tun, als in seiner kalten, feuchten Koje
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