Hawaii
eine herabstürzende Kiste hatte sie an die Wand gezwängt. Andere Frauen riefen: »Bruder Hale! Können Sie diesen Koffer wegheben?« Sie wußten, daß er der einzige Missionar war, der noch zu einer solchen Arbeit fähig war.
Erst einige Minuten später kam Abner zu Jerusha und hörte, welche Worte sie vor sich hin murmelte. »Laß mich sterben, Gott; es war nicht Abners Schuld; er war gut zu mir, aber laß mich sterben!« wimmerte sie. Er rückte die Kiste zur Seite, tastete ihre Glieder ab, um zu fühlen, ob sie gebrochen waren, und fragte dann entrüstet: »Was sagen Sie da?« - »Gott, laß mich sterben!« betete sie bewußtlos. Er gab ihr eine Ohrfeige und rief: »Frau Hale! Sie sollen nicht Gott lästern!« Er schlug sie so lange, bis sie wieder zur Besinnung kam; dann setzte er sich neben sie und sagte: »Auch ich bin verzagt, meine geliebte Gefährtin. Ich fürchte, daß wir ertrinken müssen. Oh!« Er mußte sich festhalten, denn das Schiff stürzte jäh in ein tiefes Wellental, verharrte einen schrecklichen Augenblick und hob sich ächzend wieder. »Glauben nun auch Sie, daß wir verloren sind?« fragte Jerusha leise. »Ich bin verzagt«, sagte er demütig. »Aber wir dürfen Gott nicht lästern, auch wenn er uns verlassen hat.« Sie fragte: »Was habe ich gesagt, lieber Gemahl?« Er erwiderte: »Wir sprechen besser nicht mehr davon. Wollen Sie beten, Frau Hale?« Und er glaubte, daß dieses Gebet in der
kalten, dunklen Kajüte ihr letztes sein würde.
Zur selben Zeit rief Kapitän Janders wütend seinem Ersten Offizier zu: »Gott verdamm mich, Collins, wir schaffen es nicht!«
»Sollen wir nicht zur Guten Hoffnung segeln, Herr Kapitän?«
»Das werden wir nicht tun.«
»Wir kentern«, warnte Collins.
»Drehen Sie herum, wir werden auf den Falkland-Inseln unsere Wunden waschen«, erwiderte Janders.
»Und dann?«
»Fahren wir durch die Magellan-Straße.«
»Ja, Herr Kapitän.«
So kehrte die Brigg THETIS mit ihren zweihundertunddreißig Tonnen endlich Kap Hoorn den Rücken und fuhr auf nordöstlichem Kurs vor dem starken Wind hinauf zu den Falkland-Inseln, die vor der Küste Patagoniens lagen.
Das war eine felsige, stürmische, baumlose Inselgruppe, die nur von Walfischfängern und solchen Schiffen, die die Fahrt um das Kap nicht geschafft hatten, zur Ergänzung der Vorräte angelaufen wurde. Als diese unwirtlichen Inseln am 10. Dezember in Sicht kamen, erschienen sie den geschundenen Missionaren wie Teile des himmlischen Jerusalems, und sobald die THETIS in einer felsigen Bucht vor Anker gegangen war, drängte sich alles, um an Land zu kommen. Während der kurzen, sternenlosen Nacht durchforschte John Whipple die Umgebung und brachte im Morgengrauen die gute Nachricht zur Brigg zurück, daß es Gänse und Enten auf der Insel gab. »Bringt alle Gewehre!« rief er. Und dann stellte er eine Jagdgesellschaft zusammen, die die THETIS für viele Wochen mit frischen Nahrungsmitteln versorgen sollte. Collins ging mit einer anderen Gruppe auf die Suche nach frischem Wasser, um die Fässer an Bord zu füllen. Sie fanden nicht nur das Wasser, sondern auch Treibholz, das von der Küste Argentiniens angespült worden war.
»Wir können damit zehn Tage Feuer machen«, versprach er den Missionaren. »Das wird euch wieder trocknen.«
Die Frauen schmückten die THETIS mit Wäsche von mehr als hundert Tagen. Aber es war Abner, der die große Entdeckung machte. Er war auf den höchsten Punkt der Insel geklettert und hatte von dort ein Schiff ausgemacht, das in einer der nördlichen Buchten der Inseln vor Anker lag. Er rannte mit zwei Matrosen zu dem Schiff hinüber. Es war ein Walfänger, der gerade aus dem Pazifik kam; und bald verglichen die Kapitäne der beiden Schiffe ihre Seekarten.
»Es ist eine schreckliche Durchfahrt«, sagte der Kapitän des Walfängers und zeigte Kapitän Janders und Abner, daß das Feuerland, das sie auf der Südseite zu umfahren versucht hatten, nur durch die Magellan-Straße vom südamerikanischen Festland getrennt war.
Niemand auf beiden Schiffen hatte je die Straße durchfahren, aber viele erinnerten sich, Geschichten gehört zu haben. »1578 durchfuhr Francis Drake die Straße in siebzehn Tagen«, sagte ein Offizier. »Aber 1764 brauchte der Franzose Bougainville zweiundfünfzig Tage. Den Rekord stellten zwei Spanier auf, die hundertfünfzig Tage gegen die Magellan-Straße ankämpften. Aber sie kamen schließlich durch. «
»Warum ist die Durchfahrt so schwierig?« fragte
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