Hawaii
Meilen in einer geraden Linie zurückgelegt wurden, begann endlich die berühmte >Missionarskrankheit< auszubrechen, und lange nachdem die Seekrankheit vergessen war, wurden die Missionarsfamilien wieder an die Demütigungen jener Krankheit erinnert, die sie damals niedergestreckt hatte.
Sie nannten sie mit schamhafter Beschönigung >Gallenleiden<, und täglich fragte Jerusha: »Pastor Hale, haben Sie immer noch Ihr Gallenleiden?« Und dann antwortete er: »Ja, meine liebe Gefährtin, ich leide noch immer daran.« Da sich alle Paare ähnliche Fragen stellten und ähnliche Antworten erhielten, begannen die Missionare mit gelbsüchtigen Augen auf ihren Arzt zu blicken, als hätte Bruder Whipple durch irgendein Wunder ihre quälende Verstopfung heilen können. Er studierte die einschlägigen Werke, vor allem das FAMILIENMEDIZINBUCH und verordnete einige altehrwürdige Kuren. »Zwei Eßlöffel Brechwurz und Rhabarber« riet er.
»Bruder Whipple, ich nehme seit Wochen Brechwurz«, erklärte der gequälte Missionar. »Es nützt nichts.«
»Haben Sie es schon mit Körnern Kalomel versucht, Bruder Hewlett?«
»Es hilft im Augenblick - aber...«
»Dann empfehle ich Rizinusöl - und Bewegung.«
»Ich kann kein Rizinusöl nehmen, Bruder Whipple.«
»Dann müssen Sie sich Bewegung verschaffen.«
So nahmen die verstopften Missionare Brechwurz und Rhabarber und Kalomel und Rizinusöl. Aber vor allem verschafften sie sich Bewegung. Nach dem Frühstück gingen alle, die dazu in der Lage waren, auf dem engen Deck hin und her, her und hin, von den Tierkäfigen am einen Ende bis zum Fockmast und wieder zurück. Oft gingen sie stundenlang auf und ab, um ihre trägen Eingeweide in Bewegung zu bringen. Aber nichts konnte das Leiden wirklich heilen.
Das hintere Teil des Schiffes hatte nur eine unerträgliche, stinkende Latrine, und wenn jeder Missionar fünfzehn Minuten darauf zubrachte, was unter diesen Umständen keine übertrieben lange Zeit war, vergingen fünfeinhalb Stunden, und der Tag war zur Hälfte verstrichen, ohne daß jene Notfälle eingerechnet gewesen wären, wenn ein Missionar vor Verzweiflung eine große Dosis Brechwurz, Rhabarber, Kalomel und Rizinus zusammen eingenommen hatte.
Es wurde deshalb notwendig, daß Bruder Whipple mit der belustigten Einwilligung Kapitän Janders' und der Hilfe Keoki Kanakoas einen zweiten ungedeckten Abtritt am Heck des Schiffes zimmerte. So gingen der Reihe nach die Frauen unter Deck, während die Missionare ihr Glück auf dem offenen Sitz versuchten, wo sie sich dann an den beiden Pfählen festklammerten, die Keoki eingerammt hatte, und ihre Hinterteile den Walfischen entgegenstreckten.
Tag um Tag schritten sie auf und ab. Die übermütigen Matrosen, deren Körperfunktionen durch die schwere Arbeit, die sie zu leisten hatten, in Gang gehalten wurden, schlossen respektlose Wetten ab, wer von den Missionaren als nächster den gefährlichen Sitz aufsuchen würde, und sie fanden für das stetige Hin- und Herwandeln den Namen >Missionarstanz<. Eines Tages fragte der arme, verstopfte Abner in seiner Verzweiflung Bruder Whipple: »Wie kommt es nur, daß Gott uns so heimsucht und diese ruchlosen Matrosen nicht?«
»Das ist einfach, Bruder Hale«, sagte der Arzt lachend. »Wir waren alle seekrank und leerten unsere Eingeweide völlig aus. Dann nahmen wir ein wenig Nahrung zu uns und ließen sie in uns fest werden. Da wir weder Obst noch Gemüse bekamen, wurde die Masse immer härter. Aber vor allem schafften wir uns nicht genug Bewegung. Die Matrosen arbeiten, deshalb kümmert sich Gott auch um ihre Mägen.«
Abner fragte sich, ob Bruder Whipple damit nicht eine Gotteslästerung beging, aber er fühlte sich zu elend, um die Sache weiter zu verfolgen, und sagte nur: »Mir geht es scheußlich schlecht.«
»Zeig mir mal deine Augen!« befahl Whipple, und als er die trüben, gelben Flecken darin bemerkte, sagte er: »Du bist übel dran.«
»Was kann ich nur tun?« fragte Abner.
»Laufen«, sagte Whipple, und der Missionarstanz wurde fortgesetzt.
Bruder Whipple unternahm die meisten seiner Spaziergänge nachts, wenn die Sterne am Himmel standen und er ungestört seinem wissenschaftlichen Interesse nachgehen konnte. Seine langen Unterhaltungen mit den Offizieren über Astronomie lagen ihm so sehr am Herzen, daß er sich ihretwegen sogar zuweilen von den Abendandachten fernhielt - ein Versäumnis, das Abner veranlaßte, zwei Brüder abzukommandieren, die ihn suchen mußten. »Wir sind, wie
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