Hawaii
Abner. »Sie ist es gar nicht«, erklärte der Walfischer. »Sie ist nicht schwierig bis zum anderen Ende.«
»Und was geschieht dort?«
»Sehen Sie diese Felsen? Die Vier Evangelisten? Dort zerschellen die Schiffe.«
»Nein. Die Westwinde aus dem Pazifik türmen am Ausgang der Straße riesige Wellen auf. Und wenn man durchbrechen
will, fährt man bei den Evangelisten auf.«
»Sie meinen, es ist noch schlimmer als dort, wo wir gerade waren?«
»Der Unterschied ist der«, erklärte der Kapitän des Walfängers, »wenn Sie Kap Hoorn unter widrigen Umständen zu umfahren versuchen, haben Sie vielleicht für fünfzig Tage eine schwere See mit riesigen Wellen. Man hält einfach nicht durch. Bei den Vier Evangelisten sind die Wellen schlimmer als alles, was Sie bisher gesehen haben, aber Sie können in einem Nachmittag hindurchkommen.. Wenn Sie Glück haben.«
»Wo ist die Stelle genau, an der so viele Schiffe auflaufen?« fragte Janders noch einmal.
»Hier an der Isola de la Desolación. Sie ist an sich nicht gefährlich; aber wenn ein Schiff glaubt, daß es gerade auf die Evangelisten zufährt, erkennt es oft, daß es seine Richtung nicht halten kann, wendet mit Schrecken, rast davon, und schon hat es die Desolación gepackt. Fünfzig - hundert Schiffen wird es so ergangen sein.«
»Überlebende?« fragte Collins.
»Auf den Klippen der Desolaciön?« meinte der Walfischer. »Was ist für ein Kniff dabei?« drängte Collins.
»Finden Sie am westlichen Ende der Insel einen guten Hafen für Ihr Schiff. Fahren Sie jeden Tag hinaus - einen Monat lang, wenn es sein muß - und versuchen Sie, Kurs auf die Evangelisten zu halten. Aber bleiben Sie immer auf Ihrer Hut, damit Sie, wenn Sie sich für die Nacht wieder in Ihren Hafen zurückziehen müssen, noch die Gewalt über das Schiff haben und nicht die Wellen.«
»Genauso habe ich es mir gedacht«, stimmte ihm Kapitän Janders zu. »Kommt nicht ein Ostwind auf?« fragte Collins hoffnungsvoll. »Mir scheint, daß wir glücklich sein können, wenn wir einen verläßlichen Ostwind in den Segeln haben. Er würde uns geradewegs durch die Straße führen.«
»Das ist ein Irrtum!« sagte der Kapitän des Walfängers verächtlich. »Es stimmt zwar, daß Ihnen ein Ostwind auf dem ersten Teil der Durchfahrt ein wenig nützt, wenn er aber am westlichen Ausgang Wellen aufwirft, dann schafft er nur noch mehr Verwirrung bei den Evangelisten. Dann ist dort wirklich die Hölle los.«
»Aber auch dann kann man die Wellen noch durchbrechen?« erkundigte sich Janders.
»Ja. Holländer haben es fertiggebracht. Spanier auch. Aber denken Sie daran, jeden Tag erneut von der Isola de la Desolaciön auszufahren und nachts dorthin zurückzukehren, bis Sie die richtige See gefunden haben. Und führen Sie selbst das Ruder, überlassen Sie es nicht dem Sturm.« Der Kapitän des Walfängers, der sich dachte, daß Abner ein Geistlicher war, bat ihn, als Gast einen Gottesdienst zu halten. Das freute den Missionar sehr, und er blickte zu Kapitän Janders hinüber, als wollte er sagen: Hier ist einmal ein Kapitän, der sich Gott unterwirft. Aber Janders wollte Abner seinen Triumph nicht lassen, und so vergiftete er das Paradies des Missionars, indem er, als der Kapitän des Walfängers hinuntergegangen war, um seine Leute zu wecken, bemerkte: »Es ist sicher das lasterhafteste Schiff. Wahrscheinlich hat er Verbrechen auf dem Gewissen, die sich kein Mensch vorstellen kann. Fragen Sie ihn doch, was er in Honolulu getrieben hat. Wenn diese Walfischer erst einmal das Kap hinter sich haben und auf Boston zusteuern, wollen sie alle ein gutes Gebet, um sich von ihren angesammelten Sünden reinzuwaschen.«
Eine Gruppe mürrischer, ausgemergelter Matrosen und Offiziere versammelte sich zum Gottesdienst. Abner reinigte sie von allen Sünden, die sie auf sich geladen haben mochten durch seinen Predigttext aus dem dritten Buch Mose, Kapitel 25, Vers 41: »>Dann soll er von dir frei ausgehen und seine Kinder mit ihm und soll wiederkommen zu seinem Geschlecht und zu seiner Väter Habe.< Und wird bei seiner Rückkehr auch sein
Gewissen zurückkehren mit ihm?« Mit leidenschaftlichen Worten, die durch die Sticheleien Kapitän Janders' nur noch mehr Feuer erhielten, wies er auf die Situation eines Mannes hin, der vier Jahre lang dem Haus des Herrn und dem Haus seiner Familie fern gewesen ist, auf die Wandlungen, die sowohl in ihm wie auch in seinem Heim unbeachtet vor sich gegangen sind, und er zeigte, welche
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